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006 - Die Schuld des Anderen

006 - Die Schuld des Anderen

Titel: 006 - Die Schuld des Anderen
Autoren: Edgar Wallace
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neuen Chef nicht ganz im klaren, ob sie richtig gehandelt hatte, diese Stellung anzunehmen. Als sie sich schon ein Stück weit vom Haus entfernt hatte, hörte sie ihren Namen rufen. Sie drehte sich um. Es war Mr. Helder, der ihr nachgelaufen kam.
    »Ich muß zur Oxford Street -«, sagte er atemlos. »Da haben wir doch den gleichen Weg, nicht wahr?«
    Sie hätte ihm gern gesagt, daß dies nicht der Fall sei, aber er wartete gar keine Einwände ab, sondern pries munter die Annehmlichkeiten eines neuen Motorbootes, das er sich kaufen wollte, und nannte als Anschaffungspreis eine Summe, bei der ihr schwindelte. Dann sprach er über sonstige Geldgeschäfte, ohne jedoch auf Einzelheiten einzugehen.
    In der Oxford Street trennten sie sich, und sie seufzte erleichtert auf, als er sich von ihr verabschiedet hatte. Sie wußte nicht, daß er ihr beeindruckt nachschaute, bis sie in der Menschenmenge verschwunden war, um dann einem Taxi zu winken und in den Klub zu fahren.
    Als Verity zur Victoria Station kam, war ihr Zug schon abgefahren, und sie mußte sich nun die Zeit vertreiben, bis der nächste kam.
    An einem Bücherstand stöberte sie ein wenig in den aufgelegten Neuerscheinungen. Als sie sich unvermittelt umdrehte und weggehen wollte, stieß sie mit einem Herrn zusammen, wobei ihre Handtasche zu Boden fiel. Er bückte sich schnell, hob die Tasche auf und übergab sie ihr mit einer Entschuldigung.
    Vor ihr stand ein hochgewachsener junger Mann, der sie einen Augenblick bewundernd anschaute.
    Es war Veritys erste Begegnung mit Comstock Bell.
    Sie schlenderte durch die Straßen und betrat einen Tearoom, um eine Tasse Tee zu trinken. Als sie wieder aufstand, entdeckte sie, daß sie auch den nächsten Zug ver-paßt hatte. Eigentlich hatte sie ja gar keine Eile, und so spazierte sie gemütlich zum Marble Arch und besuchte eine Kinovorstellung.
    Als sie in Peckham ankam, war es schon neun Uhr. Es regnete in Strömen. Sie bog in die Crystal Palace Road ein und bemerkte einen Mann, der an einem Laterne n-pfahl auf der anderen Straßenseite lehnte. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen, weil er ihr den Rücken zukehrte.
    Vor ihrer Haustür kramte sie die Schlüssel heraus und wollte gerade aufschließen, als sie hinter der Tür Stimmen hörte. Es war sehr ungewöhnlich, daß ihr Onkel Besuch hatte, und erstaunt wich sie einen Schritt zurück. Die Stimmen näherten sich, und gleich darauf öffnete sich die Tür. Unwillkürlich trat sie ins Dunkel hinter dem Gebüsch zurück, das sich neben dem Eingang befand.
    Ihr Onkel kam heraus, in seiner Begleitung waren zwei Herren. Der eine war robust und untersetzt, der andere groß und schlank.
    »Hoffentlich haben Sie uns jetzt verstanden!« sagte der Kleine drohend.
    Er sprach mit stark amerikanischem Akzent.
    Maple antwortete leise etwas, das Verity nicht verstehen konnte.
    »Damit wäre also alles klar«, schnitt ihm der andere das Wort ab. »Wir wollen von Ihnen nur, daß Sie kein Spielverderber sind. Es liegt jetzt an Ihnen, Ihre verschiedenen Fehler wieder gutzumachen. Er weiß das ganz genau …«
    Dabei deutete er auf die Straße.
    »Warum kommt er denn nicht selbst?« brummte Maple vorwurfsvoll.
    Die beiden lachten höhnisch.
    »Weil er sich hier nicht sehen lassen will. Sie wohnen ja nicht allein im Hause, nicht wahr? Kurz und gut, Sie werden sich auf jeden Fall verantworten müssen, wenn Sie noch einmal etwas gegen uns unternehmen.« Die Stimme klang so kalt und scharf, daß Verity ein Schauer über den Rücken lief. »Diesmal geht es um eine ganz große Sache - und wer sich uns dabei in den Weg stellt, wird erledigt. Verstanden?«
    Tom Maple nickte, und es trat eine kleine Pause ein.
    »Wo ist er eigentlich?«
    »Er wartet an der nächsten Straßenecke. Wollen Sie mit uns kommen und ihn begrüßen?«
    Maple schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich weiß schon, daß er dort ist - das bezweifle ich nicht«, sagte er bitter.
    Ohne ein weiteres Wort drehten sie ihm den Rücken und verschwanden durch das Gartentor. Tom Maple wandte sich seufzend um und ging ins Haus zurück.
    Verity war überrascht und bestürzt. Was hatte das alles zu bedeuten? Welchen Einfluß hatten diese Leute auf ihren Onkel? Wer war der geheimnisvolle Mann, der das Haus nicht betreten wollte?
    Einen Augenblick zögerte sie, dann lief sie schnell zur Gartentür und folgte den beiden Männern, die noch keinen großen Vorsprung hatten.
    Als sie das Ende der Straße erreichten, kam der Mann, der unter der Laterne gewartet
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