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006 - Der Teufelskreis

006 - Der Teufelskreis

Titel: 006 - Der Teufelskreis
Autoren: Dämonenkiller
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einen Schlußstrich unter ihre Vergangenheit gezogen. Ob ihr Dave nun glaubte oder nicht, aber sie hätte für ihn echte Gefühle empfunden. Schade, wenn nun alles auf diese Weise ein Ende finden würde.
    Leary wartete vergeblich auf einen Höhepunkt des Schauspiels. Hatte er sich in den beiden getäuscht? Warum spielte Dave Allen das Drama nicht bis zur letzten Konsequenz durch? Er war doch der romantische Schwärmer, der noch an die wahre Liebe glaubte und sich von diesem Flittchen betrogen fühlen mußte.
    Und warum reagierte Doris nicht wie erwartet? Anstatt ihn in ihrem verletzten Stolz zu beschimpfen und ihn zu kränken, indem sie mit ihren früheren Liebhabern prahlte, gestand sie ihm ihre Liebe ein.
    Was für eine verkehrte Welt! Leary sah kein erschütterndes Drama, sondern wurde Zeuge eines unbefriedigenden Ausklangs. Dave gestand, nicht zu wissen, ob er ihr das Vergangene verzeihen könnte, aber zumindest wollte er den Versuch machen.
    Die beiden saßen schweigsam und bedrückt da. Dann wanderte Doris' Hand wie von selbst zu Dave. Er ergriff sie – und plötzlich lagen sich die beiden in den Armen.
    Frank Leary zog sich enttäuscht zurück. Es war alles ganz anders gekommen, als er es sich vorgestellt hatte. Er tröstete sich mit dem Gedanken, daß er die beiden später vielleicht noch einmal gegeneinander ausspielen konnte. Aber für den Augenblick war das nur ein schwacher Trost.

    Leary holte seinen Chevrolet aus der Garage, lenkte ihn den Broadway hinunter, bog in die Canal Street ein und fuhr nach Chinatown. Er wußte selbst nicht, was er hier wollte, aber er war unbefriedigt und von einer verzehrenden Unrast befallen. Irgend etwas mußte passieren. Er verließ Chinatown wieder, kreuzte den Chatham Square und kam in die Bowery. Hier, zwischen den alten Bauwerken mit den zweifelhaften Vergnügungsetablissements, wo sich die Schieber, Zuhälter und Straßenmädchen ein Stelldichein gaben, fühlte er sich gleich wohler. Vielleicht konnte er hier finden, wonach er suchte.
    Plötzlich bremste er den Wagen abrupt ab. Im ersten Moment wußte er selbst nicht, warum. Eine gut gebaute Schwarze kam mit schwingendem Handtäschchen auf ihn zu. Er verscheuchte sie mit einer Handbewegung. Dann sah er den Bettler. Er hockte im Schneidersitz neben dem Eingang eines Kellerlokals. Vor ihm lag ein ausgebeulter, verfilzter Hut. Die viel zu kurzen Arme hatte er von sich gestreckt, und die verkrüppelten Hände waren wie zum Gebet gefaltet.
    Leary spürte, wie ihm heiß wurde. Ein Gebet hatte für ihn dieselbe abschreckende Wirkung wie Knoblauch für einen Vampir. Er fühlte sich erst wohler, als er sich ins Gedächtnis rief, daß der Bettler nicht betete, sondern die Hände zu einer bittenden Geste zusammengelegt hatte.
    »He, du da! Ja, du! Komm mal her!« rief er dem Bettler zu, der ruckartig den Kopf hob.
    »Ja, Mister«, entgegnete er zuvorkommend, ergriff mit den Händen, die direkt aus seinen Oberarmen hervorwuchsen, den Hut und kam mit schnellen, kleinen Schritten auf den Wagen zu.
    »Komm auf die andere Seite!« verlangte Leary und öffnete die Tür des Beifahrersitzes. »Steig ein!«
    Der Bettler zögerte und betrachtete ihn prüfend. Sein Mißtrauen war erwacht – was Leary schneller atmen ließ –, aber das war auch alles. In dem faltigen, ausgemergelten Gesicht des Alten zeigte sich kein Erkennen.
    »Soll ich wirklich?« fragte der Bettler verwundert. »Aber ich werde Ihnen mit meinen Lumpen die Sitzbezüge schmutzig machen, Mister. Außerdem kann ich meinen Platz nicht so ohne weiteres verlassen. Um diese Zeit hier ist allerhand los. Ich würde glatt einige Dollar verlieren.«
    Leary warf eine Zwanzig-Dollar-Note auf den Beifahrersitz. Dem Bettler drohten die Augen aus den Höhlen zu fallen, als er den Schein sah. »Wenn das so ist …«, sagte er und stieg ein.
    Leary fuhr los. Um seine Lippen spielte ein amüsiertes Lächeln.
    »Wohin fahren wir, Mister?« fragte der Bettler, nachdem er die Banknote in seinen Lumpen verstaut hatte, forscher.
    »Erkennst du mich denn wirklich nicht mehr, Jimmy-Boy?« fragte Leary.
    In den wässrigen Augen des Alten glomm wieder das Mißtrauen auf. »Sollte ich Sie denn kennen?«
    »Aber sicher!« meinte Leary lachend. »Wir sind alte Bekannte, Jimmy-Boy. Wir kennen uns aus einer Zeit, als es dir noch besser ging. Du erinnerst dich wirklich nicht mehr an mich? Sagt dir der Name Frank Leary nichts?«
    »Frank Leary?« wiederholte der Bettler und schien nachzudenken.
    »Soll
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