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0055 - Wir, Mr. Unbekannt und das Gold der Diane

0055 - Wir, Mr. Unbekannt und das Gold der Diane

Titel: 0055 - Wir, Mr. Unbekannt und das Gold der Diane
Autoren: Mr. Unbekannt und das Gold der Diane Wir
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gerade an der Tür waren, vor der der Livrierte stand.
    »Was wissen Sie eigentlich über die Segeljacht ›Diane‹, Mr. Wilbur?« fragte ich so nebenhin.
    Er fuhr herum, als habe ihn die weidlich bekannte Tarantel gestochen. Sein breites Kinn senkte sich auf die teure Rohseidenkrawatte und seine Augen schienen aus den Höhlen zu treten. Selten habe ich einen Menschen gesehen, der so schnell seine Beherrschung und Reserve verlor wie dieser Riese.
    »Sie… sie fragten mich… was?« keuchte er, in dem vergeblichen Versuch, seine Fassung wiederzuerlangen. Doch ich ließ ihm keine Zeit. Sofort kam, wie aus der Pistole geschossen, meine zweite Frage:
    »Sicherlich ist Ihnen auch ein gewisser Mr. Balcroft bekannt… wenn Sie es sich nur reiflich überlegen! Er hatte einmal in einer wilden Pokerpartie einen nagelneuen Chrysler gewonnen!«
    Ein unterdrücktes Stöhnen entrang sich dem weit offenen Mund Wilburs.
    »Sie… Sie sprechen in Rätseln, Mr. Cotton!« flüsterte er tonlos und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Dann raffte er sich zusammen. »Ich verstehe wirklich kein Wort! Es war mir eine Freude, meine Herren!«
    Damit drehte er sich um und ließ uns stehen. Phil sah mich an und wiegte den Kopf. Wir waren mit dem Erfolg dieser Unterredung zufrieden. Gerade als wir das Haus verlassen wollten, um zu unserem Wagen zurückzugehen, in dem Stokes wartend saß, ging im Hintergrund der Halle eine Tür auf und ein Mann erschien. Als er uns sah, machte er sofort auf dem Absatz kehrt und schlug hastig die Tür hinter sich ins Schloss. Phil und ich ließen uns nichts anmerken. Wir hatten sofort den Mann erkannt… es war der Herr gewesen, der in dem über Nacht vom Erdboden verschwundenen, illegalen Spielbetrieb am Wechseltisch gesessen hatte!
    Wir rauschten die Auffahrt hinunter und hinter uns schloss sich das Eisentor mit einem feindseligen Knall.
    »Na?« fragte Stokes. »Etwas erreicht?«
    »Und ob!« meinte Phil zufrieden. »Ich glaube, es wird bald Arbeit für uns geben! Wilbur hat einen Schock von uns versetzt bekommen, der nicht von schlechten Eltern war! Wenn er wirklich der Mann im Hintergrund ist, der für die ganzen Ereignisse der letzten Tage verantwortlich zeichnet, dann wird er sich sicherlich etwas einfallen lassen, um uns mundtot zu machen!«
    Stokes stieß ein grimmiges Lachen aus.
    »Er soll es nur versuchen!« sagte er. »Ich warte schon die ganze Zeit darauf, dass etwas passiert! Es gibt wohl kaum etwas Schlimmeres, als untätig auf etwas zu warten, von dem man nicht weiß, wie und ob es überhaupt kommt!«
    ***
    Am Nachmittag dieses Tages hatten wir alle Hände voll zu tun, um die verschiedenen Heuerbüros abzuklappem. Wir wollten unter allen Umständen herausbekommen, wo noch ein Mann der alten ›Diane‹-Besatzung lebte. Zuerst erschien es uns, als wäre es aussichtslos. Die Heuerbüros, die 1926 und 1927 existiert hatten, gab es nicht mehr. Der große Knall in der Wirtschaft im Anfang der Dreißiger Jahre hatte auch sie getroffen. Die Nachfolger hatten sich, wie es üblich war, nicht auf die vorhandenen Unterlagen verlassen, sondern neue angelegt, und so kämpften wir einen Titanenkampf mit unendlichen Karteikästen, um spät am Abend erfolglos abzubrechen.
    »Nichts?« fragte mich Phil, als wir uns trafen.
    Ich schüttelte müde den Kopf.
    »Rein gar nichts! Es ist zum Verrücktwerden!«
    Phil strich sich nachdenklich den Nasenrücken. »Wie viel Mann Besatzung hatte das Schiff eigentlich?« meinte er dann. Ich holte mein Notizbuch hervor, in dem ich mir alle Daten der ›Diane‹ eingetragen hatte, um sie stets bei mir zu haben.
    »Vierzehn Mann!« sagte ich.
    Phil grinste.
    »Lass uns doch mal ›Lloyds‹ anrufen! Bei denen war das Schiff doch versichert! Vielleicht erfahren wir dort, welche Heuerstelle die Mannschaft angemustert hat!«
    Das war keine schlechte Idee, Da ich wusste, dass bei »Lloyds« Tag und Nacht ununterbrochen in drei Schichten gearbeitet wurde, scheute ich mich nicht, dort nochmals anzurufen. Unser kleiner, schmächtiger Freund war selbst am Apparat. Er entschuldigte sich für einen Moment und kramte hörbar in den Akten herum. Dann kam er aufgeregt zum Apparat zurück.
    »Hören Sie noch, Mr. Cotton?«
    »Ja. Haben Sie es gefunden?«
    »Gewiss doch! Gewiss!« bestätigte er übereifrig. »Die Mannschaft wurde von Raleighs Schiffs- und Heuerbüro in der 34. gebucht. Ich fand es in einem Anhangzettel bei den Akten! Der Kapitän war ein gewisser Joe Murdok?! Wollen Sie
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