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0054 - Die grüne Hölle von Florida

0054 - Die grüne Hölle von Florida

Titel: 0054 - Die grüne Hölle von Florida
Autoren: Friedrich Tenkrat
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deshalb verließ auch ich die Polo longue.
    ***
    Die frische Luft tat ihm gut. Er ging am Kai entlang. Eine kühle Brise, die nach Salz und Tang roch, trocknete seinen Schweiß von der Stirn. Allmählich ebbte seine Wut ab. Er dachte an Butch Wooleys Worte und mußte sich eingestehen, daß der Manager recht hatte.
    Vier Jahre lang war er, Clive Brook, relativ erfolglos gewesen. Er hatte mehrmals die Plattenfirma gewechselt, aber es hatte trotzdem nicht so recht klappen wollen.
    Erst als er Butch Wooley begegnete, ging es mit ihm aufwärts. Wooley wußte, wie er ihn einsetzen mußte. Und Wooley hatte auch sofort begriffen, daß Clive Brook Partner an seiner Seite brauchte, die ihn unterstützten.
    Die Erfolge, die sich alsbald einstellten, bestätigten, daß der Manager richtig gehandelt hatte. Gemeinsam konnten sie Stars werden und die Hitparade in aller Welt stürmen. Jeder für sich allein würde das kaum schaffen.
    Clive Brook blieb stehen. Er räusperte sich. Wenn es bloß nicht so schwer gewesen wäre, mit Barry Nelson auszukommen. Der Junge reizte ihn immer wieder bis aufs Blut. Konnte Barry das nicht endlich sein lassen?
    Brook ging weiter.
    Der Wind zerzauste sein Haar.
    Im Jachthafen schaukelten prächtige Schiffe. Clive schwärmte davon, eines Tages eine hochseetüchtige Jacht zu besitzen. Mal sehen, wenn die beiden letzten Songs, die sie produziert hatten, weiter so steil nach oben kletterten wie bisher, war vielleicht schon in einem halben Jahr ein schmuckes Schiff drin.
    Die Stille hier draußen tat dem jungen Sänger gut.
    Er brauchte hin und wieder die Einsamkeit. Er ertrug es nicht, ständig unter Menschen zu sein. Er spürte förmlich, wie er sich erholte, und er schaffte es sogar, über den Streit mit Barry Nelson zu lächeln. Es hatte wirklich keinen Zweck, sich mit Barry andauernd in den Haaren zu liegen. Das war ihrer gemeinsamen musikalischen Entwicklung nur abträglich. Clive Brook nahm sich vor, künftig etwas toleranter zu sein. Er hatte die ehrliche Absicht, mit Barry Nelson in Frieden zu leben.
    Plötzlich erschrak Clive Brook.
    War da nicht eben ein Geräusch gewesen?
    Irritiert schaute sich der junge Mann um. Der Wind blies ihm die Haarfransen aus der Stirn.
    Er glaubte, zwischen zwei Häusern eine schnelle Bewegung zu erkennen.
    Sofort fiel ihm die Geschichte von Zubin Zagarro ein.
    Clive Brook schauderte leicht. Was war an dieser Geschichte dran? Hätte Butch Wooley lieber nicht auf die weiße Fledermaus schießen sollen? Kann man auf solche Schauermärchen etwas geben? Sind sie nicht bloß erfunden? Anderseits: kein Rauch ohne Feuer. Einen kleinen wahren Kern haben die meisten Geschichten.
    Brooks Blick war starr auf den schmalen, finsteren Durchlaß gerichtet. Er wurde das unangenehme Gefühl nicht los, daß ihn von dort jemand anstarrte. Was hatte das zu bedeuten?
    Gab es in dieser Gegend Straßenräuber? Kerle, die nach einem Tanz auf der Nadel gieren, kein Geld aber für den Schuß haben und sich die Dollar auf diese Weise verschaffen wollen.
    Clive Brook überschlug kurz, wieviel Geld er bei sich hatte. Sechzig Dollar waren es. Er hätte den Verlust verschmerzen können, aber er war nicht bereit, das Geld einem solchen Taugenichts zu überlassen.
    Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten.
    Im selben Augenblick trat eine hochgewachsene Gestalt aus der Schwärze des Durchlasses hervor.
    Ein unheimlicher Mann mit stechenden Augen. Bleich wie ein wandelnder Leichnam. Kalt und böse. Mit gemeinen Zügen und grausam geformten Lippen. Wenn es wirklich wahr war, daß der Teufel Menschengestalt annehmen konnte, dann mußte er ungefähr so aussehen, überlegte Clive Brook.
    Er war unangenehm berührt.
    Sein Herz schlug schneller.
    Furcht stahl sich in seine Glieder und machte sie schwer. Er wollte zurückweichen, doch seine Beine gehorchten ihm nicht. Mit trockenem Mund stand er da und starrte den Fremden nervös an.
    Das Erscheinen des Unbekannten hatte nichts Gutes zu bedeuten.
    Eine fühlbare Bedrohung ging von dem Unheimlichen aus.
    Mit einemmal wußte Clive Brook, daß er um sein junges Leben bangen mußte.
    ***
    Es war nicht weit bis zum Jachthafen. Ich wußte, daß Clive Brook für Schiffe schwärmte, deshalb nahm ich an, daß er den Weg dorthin eingeschlagen hatte. Er konnte sich nirgendwo besser entspannen als am Kai.
    Während ich dorthin unterwegs war, gingen mir viele Gedanken durch den Kopf. Meine letzten Abenteuer zogen an meinem geistigen Auge vorbei. Ich erinnerte
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