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0053 - Der Hexer aus der Todeszelle

0053 - Der Hexer aus der Todeszelle

Titel: 0053 - Der Hexer aus der Todeszelle
Autoren: A.F. Morland
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Robinson.
    »Ich habe Lyman gesehen, John!«, presste Cannon mühsam hervor. »Ganz deutlich habe ich ihn gesehen. Gott, war das schrecklich. Ich befand mich auf einem endlos weiten Feld. Eine Art Steppe. Das Gras und der Boden standen in Flammen. Obwohl ich die Hitze des Feuers spürte, konnte ich davor nicht fortlaufen. Plötzlich entdeckte ich mitten in den Flammen eine Bewegung. Und dann sah ich ihn. Er ging durchs Feuer, ohne dass es ihm etwas anhaben konnte. Er trug einen roten Umhang mit Kapuze – oder nein: ‘ne rote Kutte. Er kam immer näher. Ich konnte nicht wegrennen. Die Angst schnürte mir die Kehle ab. Ich wäre so gern geflohen, aber meine Beine schienen im Boden Wurzeln geschlagen zu haben. Er kam ganz dicht an mich heran. Ich konnte seine scheußlich rotglühenden Augen sehen. Von seinem Gesicht sah ich nichts…«
    Robinson grinste spöttisch. »Wieso kannst du dann behaupten, es sei Carl Lyman gewesen?«
    Cannon riss die Augen auf. »Er war es, John. Ich weiß, dass er es war.«
    »Hat er dich angefasst?«
    »Nein. Er stand bloß vor mir. Seine Augen durchbohrten mich wie glühende Lanzen…«
    »Mensch, deine Phantasie müsste für ‘nen Roman reichen.«
    »Mach dich darüber nicht lustig, John.«
    »Wie kann ich so was denn ernst nehmen? Dann wäre ich doch genauso meschugge wie du!«
    »Weißt du, was Lyman zu mir gesagt hat?«, fragte Cannon heiser.
    Seine Zunge huschte aufgeregt über die Lippen.
    »Lass hören«, verlangte Robinson grienend. Nun fand er es bereits erheiternd, wie sehr sein Zellengenosse wegen eines dämlichen Traums schlabberte.
    »Lyman sagte: ›Ich werde euch töten! Alle vier! George Ponte. John Robinson. Pedro Santana. Und dich!‹«
    »Daraufhin hat deine Blase versagt, was?«
    »Er meinte es ernst, John!«
    »Ja, so ernst, wie es ein Traum eben meinen kann, du Idiot!«
    »Ich wollte mich verteidigen«, stöhnte Leif Cannon bibbernd. »Ich sagte ihm, ich hätte ihn doch überhaupt nicht angerührt, weshalb wolle er denn auch mich umbringen.«
    »Und darauf er?«, fragte John Robinson belustigt.
    »Teufel, John, dir wird die Heiterkeit schon bald vergehen, das schwöre ich dir.«
    »Was hat Lyman zu deiner Verteidigung gesagt?«, wollte Robinson wissen.
    Cannon schüttelte verzweifelt den Kopf. »Er hat sie nicht gelten lassen. Er sagte, ich hätte genau dieselbe Schuld auf mich geladen wie ihr, denn ich hätte nicht verhindert, dass Santana ihn fertigmachte.«
    Robinson lachte abgehackt. »Da hat der gute Lyman ausnahmsweise mal recht, Leif.«
    »Er wird uns alle töten, John!«, jammerte Cannon mit weinerlicher Stimme.
    »Schnauze!«, zischte Robinson. »Willst du den ganzen Knast aufwecken?«
    »Einen nach dem anderen wird er sich holen!«
    »Verdammt noch mal, halt die Schnauze, Leif!«
    »Wir haben nicht mehr lange zu leben, John!«
    »Hör sofort auf zu zetern, du Pfeife! Sonst bringt nicht Carl Lyman dich um, sondern ich tu’s!«
    Cannon steigerte sich mehr und mehr in eine brennende Hysterie hinein.
    »Ich habe Angst, John. Heillose, bohrende Angst! Der Bursche ist mit dem Teufel im Bunde. Wir hätten ihn in Ruhe lassen sollen!«
    »Er hat sich offen gegen Santana gestellt. Das konnten wir nicht zulassen!«
    Cannon fuhr sich nervös über das zuckende Gesicht. »Er… er wurde schon ein paarmal von Häftlingen gesehen, John. Nach seinem Tod. Denk an das Blut, das aus dem Wasserhahn tropfte. Denk an das Stöhnen in der Wäscherei, in der sich kein Mensch befand. Ich sage dir, ein furchtbares Unheil kommt auf uns zu. Santana wird seinen Fehler bald einsehen. Er wird bald merken, dass er nicht mal halb so gut ist wie Carl Lyman. Dass er ihn erschlagen hat, zählt nicht. Lyman ist immer noch obenauf. Und er wird sich einen nach dem anderen von uns holen und ihm zurückgeben, was er bekommen hat.«
    Cannon war immer lauter geworden. Robinson lief rot an. »Zum Henker, Leif! Hältst du jetzt endlich die Schnauze, oder soll ich dir ein Ding verpassen, dass dir der Schädel von den Schultern fliegt?«
    »Santana ist ein winziges Licht gegen Carl Lyman!«
    Robinson holte blitzschnell aus und schlug Cannon mitten ins Gesicht. Der Junge flog zurück und wollte anfangen zu schreien.
    »Ich dulde nicht, dass du so abfällig über Santana redest!«, knirschte Robinson.
    Leif Cannon riss den Mund auf. Ein krächzender Schrei drang über seine bebenden Lippen. Da fuhr ihm Robinson blitzschnell an den Hals.
    »Willst du wohl still sein?«, fauchte er jähzornig. Mit großer
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