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0053 - Der Hexer aus der Todeszelle

0053 - Der Hexer aus der Todeszelle

Titel: 0053 - Der Hexer aus der Todeszelle
Autoren: A.F. Morland
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auch in New York? Wieso kam er nicht mit Ihnen?« So und ähnlich ging es ratschend weiter.
    Nachdem sich Darrow mit all den Fragen, die er in den Raum gehängt hatte, Luft gemacht hatte, war Nicole Duval an der Reihe, zu erzählen. Darrow mixte ihr einen Martini. Nicole zerbiss die dunkle Olive und ließ den Martini schluckweise über ihre Zunge fließen. Es war eine Liebkosung für den Gaumen. Darrow hatte sie unter anderem gebeten, zu erzählen, was sie und der Professor in den vergangenen zwölf Monaten angestellt hatten. Nicole berichtete ein paar haarsträubende Geschichten, ehe sie in die Gegenwart einschwenkte und dem sympathischen Mann mit gewissenhafter Ausführlichkeit davon erzählte, in welche unheimliche Geschichte Professor Zamorra diesmal geraten war. Sie begann mit dem Mord an Carl Lyman, erzählte von dessen Haus, in dem es spukte, berichtete von den geisterhaften Morden im Gefängnis, von Zamorras Engagement in der Haftanstalt und von Zamorras kühnem Plan, der darin gipfelte, dass Lymans Körper gewissermaßen umgepolt werden und gegen Lymans Geist in den Kampf geschickt werden sollte.
    Gespannt hörte Mike Darrow den Ausführungen des attraktiven Mädchens zu.
    Als Nicole geendet hatte, sagte er erstmal: »Ich fühle mich sehr geehrt, dass Professor Zamorra sich in diesem Zusammenhang sofort an mich erinnerte. Das zeichnet mich aus, Miss Duval. Damit gibt er mir zu verstehen, wie viel er von meinen Voodoo-Kenntnissen hält. Ich bin selbstverständlich bereit, dem Professor jegliche Hilfe angedeihen zu lassen. Ihr Chef ist ein bewundernswerter, ein einmaliger Mann, Miss Nicole. Ich packe nur schnell ein paar Dinge ein und komme dann gleich mit Ihnen.«
    Nicole brauchte nicht lange zu warten. Als sie mit dem Martini fertig war, stand Mike Darrow lächelnd in der Tür. Vor seinen Füßen stand eine helle Reisetasche aus Schweinsleder. Darin befand sich alles das, was für eine Voodoo-Zeremonie vonnöten war.
    »Können wir fahren?« erkundigte sich Nicole.
    Darrow nickte. »Ja. Das können wir.«
    ***
    Der Himmel verfinsterte sich. Es schien so, als würde das Grauen einen Vorhang zuziehen. Der Abend kam schneller als an anderen Tagen. Die Häftlinge verließen ihre Arbeitsstätten. Pedro Santana trottete grübelnd aus der Wäscherei. Der Dampf quoll aus seinen Poren. Er hatte den Geruch von Waschpulver in der Nase. Es kotzte ihn an. Er beschloss, nächstens anderswo zu arbeiten. In der Wäscherei fühlte er sich nun nicht mehr wohl. Er musste immerzu an Lyman denken. Er machte sich Vorwürfe, weil er sich dazu hinreißen ließ, den Hexer zu töten, anstatt sich mit ihm zu arrangieren.
    Das war ein großer Fehler gewesen. Verdammt noch mal, warum war er bloß immer so schrecklich jähzornig. Wenn er sich mit Lyman zusammengetan hätte, wäre das ein unschlagbares Gespann geworden. Ein Gespann, wie es die Welt noch nicht erlebt hatte.
    Aber verflucht, er war zu schnell mit seinen Fäusten dagewesen.
    Und nun? Angst im Unterbewusstsein. Natürlich verdrängte sie sein Bewusstsein, aber sie war trotzdem in ihm. Teufel, er hatte Angst vor Lyman, wenngleich er sie sich selbst nicht eingestehen wollte.
    Was würde aus ihm werden? Lyman hatte ihm gezeigt, dass er ihm in jeder Beziehung überlegen war. Lange hatte er das nicht akzeptieren wollen, doch nun war es zur bitteren Gewissheit geworden. Gegen einen körperlosen Geist war Santana machtlos.
    Und wieder stand eine Nacht vor der Tür.
    Wie würden sie enden?
    Santana dachte kurz an Zamorra. Dieser Idiot hatte ihm seine Hilfe angeboten. Santana musste innerlich lachen. Hilfe! Zamorra! Wie wollte der denn helfen? Der war dem Spuk gegenüber doch ebenso machtlos wie er, Santana.
    »He, Pedro«, sagte jemand neben dem Mexikaner. Santanas Augen flatterten kurz. Er riss sich aus seinen Gedanken, hob den Blick und schaute in ein grinsendes Gesicht. »Kreierst du eine neue Mode?« fragte der Häftling.
    »Was willst du? Was soll der Quatsch, Bumper?« blaffte Santana ungehalten.
    Der grinsende Häftling wies auf Santanas Hände. »Trägt man neuerdings auch in der Zelle Gummihandschuhe?«
    Santana kniff die Augen wütend zusammen. Verdammt, so hätte vor ein paar Tagen noch keiner mit ihm geredet. Der Mexikaner sah seine Macht schwinden. Er wollte sich auf Bumper stürzen, ihn zusammendreschen, um ihm zu zeigen, wer er war und dass man mit ihm so nicht reden durfte. Dann aber entspannte er sich schnell wieder.
    Heb dir deine Kräfte für Lyman auf! dachte er.
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