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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring
Autoren: Franc Helgath
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das absolut Böse ihn schon in den Klauen hatte, um ihn nie mehr freizugeben.
    Wie Kohlenglut leuchteten die Felswände und der Boden, der steil abwärts führte, als wolle er andeuten, wie die Schicksalslinie des Alten sich auch ihrem Ende zuneigte. Einem Ende in Schrecken und Grauen.
    Genc Yedicule sah die Zeichen nicht. Seine Brust war von Stolz geschwellt, als er immer tiefer hinabstieg, der Hölle Ahrimans entgegen, der Gruft, in die der Fluch eines Mächtigen diesen Dämon gezwungen hatte, bevor ein frevlerischer menschlicher Geist den Bann wieder von ihm nahm.
    Immer abschüssiger wurde der Gang, dieser Darm im Eingeweide einer diabolischen Verstrickung. Genc Yedicule ging ihn ohne zu zögern. Er kannte ihn bereits, wenn auch nur von Verheißungen her.
    Und er wusste auch, was ihn am Ende dieses Ganges erwartete.
    Eine schimmernde Höhle, die ein einzigartiges Kleinod barg.
    Den Ring Ahrimans mit dem Diamanten des kalten Feuers.
    Ein tödliches Kleinod…
    Genc Yedicule hatte die Grotte erreicht.
    ***
    Es war genauso, wie seine magischen Gesichter es ihm gesagt hatten: Rötliche Dämpfe stiegen an den Wänden empor und erhellten den Raum mit ihrem gespenstischen Schein. Der Raum war hoch und lief oben spitz zu wie die Mütze eines Alchimisten vergangener Zeiten.
    Kreisrund war die Höhle. Der Boden war mit Bannzeichen einer vergessenen Magie bedeckt. Doch diese Zeichen hatten ihre Wirkung in dem Augenblick verloren, in dem Genc Yedicule diesen unterirdischen Raum betreten hatte.
    Fasziniert starrte der Alte auf den Stein in der Mitte dieser Grotte.
    Er war aus einem unbekannten Material und sah roh behauen aus, doch das war es nicht, was ihn an diesem Altar so erregte. Dieser Schädel war es, dieser überdimensionierte Schädel, der nicht von einem Menschen stammen konnte, obwohl seine Form eine menschliche war.
    Die Knochen schimmerten blau, wie von einem inneren Feuer durchdrungen. Eine bläuliche Aura umgab ihn auch, wie der Lichthof die Straßenlaterne im starken Nebel. Langsam und gemessenen Schrittes ging Genc Yedicule auf diesen Schädel zu. Er war sich der Feierlichkeit dieses Augenblicks bewusst. Mit einem Handgriff nur konnte er eine vergangene Gottheit, einen Dämon uralter Zeiten in das Jetzt, in die Gegenwart zurückrufen.
    Er brauchte nicht mehr an Ciri zu denken. An Turhan Ciri, der diese Tat hatte vereiteln wollen und nachgekommen war.
    Auch sein Kollege Ciri hatte sich mit der Magie der Parsen beschäftigt, doch er war zu spät gekommen. Auch wenn er in diesem Moment schon draußen am Eingang zu dieser Höhle stand.
    Genc Yedicules Hände griffen vor, nass und klamm, wie sie immer noch waren. Sie waren ohne Gefühl gewesen, doch als sie den Schädelknochen berührten, durchfuhr es sie wie ein heißer Strom wärmenden Feuers.
    Die Knochen waren rau und hart an seinen Fingern. Wie liebkosend strichen sie daran entlang, um ihn dann erst fester zu fassen.
    Der Alte murmelte ein paar Worte, die niemand mehr verstand.
    Nur Ahriman verstand sie.
    Und der Schädel fing an, unter dem fest gewordenen Griff zu vergehen. Er zerbröckelte wie altes Brot, das man zwischen den Händen reibt. Teile des Jochbeins lösten sich, fielen unendlich langsam dem Block entgegen und schienen darin zu versinken. Der Unterkiefer tauchte ein und kam nicht wieder. Die Knochenbrösel folgten.
    Doch der Ring mit dem riesigen Diamanten blieb zurück. Er lag nur da und leuchtete, als würde er selbst Strahlen versenden.
    Genc Yedicule wusste, dass dieser Diamant tatsächlich Strahlen emittieren konnte.
    Tödliche Strahlen… Nur von Gedanken auf den Weg geschickt …
    Andächtig ließ der Alte seine Hand auf den Stein sinken, fühlte das Feuer, das ihn plötzlich durchpulste. Da war es, dieses Glücksgefühl, nach dem er sich so lange gesehnt hatte. Er brauchte nur den Ring anzustecken, und er stand unter dem Schutz Ahrimans bis ans Ende aller Tage, denn der Ring versprach ihm das Ewige Leben.
    Er streckte den Mittelfinger aus. Sanft berührte er das kühle, goldschimmernde Metall. Dann glitt der Finger hinein. Am Schluss sah es so aus, als hätte der Ring selbst die letzte Anstrengung unternommen, um ganz auf den Finger zu gleiten.
    Genc Yedicule brüllte auf.
    Doch der Schmerz war nur kurz. Der Umfang des Ringes hatte sich seinem Finger angepasst, um sich nie wieder abnehmen zu lassen. Genc Yedicule atmete tief durch. Er hatte es geschafft…
    Da hörte er das Schlurfen von Schritten vom Eingang her. Ohne Angst wandte er
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