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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring
Autoren: Franc Helgath
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Nicole.
    Sie nahm ihre beiden zierlichen Hände zusammen und hieb damit in Zamorras Nacken. Mit den Knien stieß sie den fallenden Körper an, weg von dem Stein.
    Der Schlag war nicht heftig genug gewesen, Zamorra das Bewusstsein zu nehmen. Er war nur benommen. Gleichzeitig hatte dieses Ziehen, dieses Locken in seinem Gehirn aufgehört. Er schaute zu Nicole hoch, die wie ein Racheengel über ihm stand.
    »Danke…« japste Zamorra. »Um ein Haar hätte ich eine Riesendummheit begangen.«
    »Jetzt weißt du endlich, wozu eine richtige Sekretärin noch zu allem gut ist.«
    »Und ob ich das weiß.«
    Zamorra stand auf und achtete dabei peinlich darauf, dass er dem Ring nicht mehr zu nahe kam.
    »Aber er muss weg«, sagte er zu Nicole. »Er kann nicht hierbleiben.«
    »Wie tief ist das Meer hier?«
    »Genau weiß ich es nicht. Aber um die zweihundert Meter werden es wohl sein.«
    »Das sollte reichen«, meinte Nicole. »In zweihundert Metern Tiefe ist es bereits stockdunkel. Der Ring wird dort nicht mehr gefunden. Von niemandem mehr. Ist der Grund hier nicht schlammig?«
    Zamorra nickte.
    »Im Marmara-Meer schon. Durch den Bosporus kommt Schwemmland aus dem Schwarzen Meer herüber. Der Ring wird bald verdeckt sein. Ich möchte nicht, dass durch einen dummen Zufall ein Fisch ihn schluckt und er so wieder an die Oberfläche kommt. Vielleicht kann Ahriman sich auch eines Tieres bedienen.«
    »Dann nichts wie weg mit dem Stein.«
    »Ich möchte ihn nicht anfassen.«
    »Du hast dein Amulett.«
    Zamorra drückte Nicole einen hastigen Kuss auf die Stirn.
    »Das ist die Lösung, Nicole.«
    Dann bückte er sich und benützte das Medaillon als Schaufel. Es dauerte einige Zeit, bis der Todesdiamant darauf gerutscht war.
    Zamorra bewegte sich so vorsichtig über das Deck, als hätte er eine Tasse Nitroglyzerin in der Hand. Irgendwie stimmte der Vergleich ja auch, auch wenn der Ring mit dem Stein noch um ein Vielfaches gefährlicher war als jeder Sprengstoff.
    Als würde er sich davor ekeln, schleuderte er den Diamanten über Bord. Er war froh. Nur selten war die Gefahr so tödlich für ihn gewesen. Er sah den Stein trotz der Nachtstunde sinken. Noch einmal hatte er kurz aufgeleuchtet, doch jetzt sank dieser Schimmer immer tiefer und tiefer, war nicht mehr auszumachen.
    Zamorra atmete auf, als wäre ihm eine Zentnerlast von den Schultern genommen.
    Ahrimans Diamant war unschädlich gemacht.
    Für immer…
    Da hörten Zamorra und Nicole einen Hilferuf über das Meer gellen. Er konnte nur von Yüsürk stammen.
    Zamorra sah das Mädchen an, doch Nicole zuckte nur die Schultern. Sie wollte die Entscheidung Zamorra überlassen.
    »Er war bestimmt auch nur ein Werkzeug«, sagte Zamorra mehr zu sich selbst und horchte dann nochmals hinaus in die Nacht. Die ›Rumeli‹ war etwas abgetrieben. Er konnte den jungen Burschen nicht einfach ertrinken lassen.
    Zamorra stieg hoch zur Steuerkabine. Die Armaturen waren beleuchtet. Den Knopf, mit dem er den Motor anlassen konnte, war schnell gefunden. Die Schraube begann sich zu drehen.
    »Übernimm du«, sagte Zamorra zu Nicole, die ihm gefolgt war.
    »Ich werde mich um ihn kümmern.«
    Er fand auch noch den Schalter für den drehbaren Suchscheinwerfer auf dem Kabinendach. Grellweißes Licht flammte auf. Zamorra kletterte auf das Dach.
    Er brauchte nicht lange zu suchen, bis er Yüsürks Arme aus einem flachen Wellental ragen sah. Auch Nicole hatte den Schwimmenden erspäht. Sie riss hart am Steuerruder. Der Bug drehte sich gegen den Wind.
    Zamorra löste einen Rettungsreifen von der Kabinenwand und nahm Maß, als sie in Yüsürks Nähe waren, der immer noch schrie, als hätte man ihm ein Messer in den Bauch gestoßen. Er konnte kein guter Schwimmer sein.
    »Halt jetzt«, rief Zamorra Nicole zu, und die Schiffsschraube hörte auf sich zu drehen. Zamorra schleuderte den an einem Seil befestigten Ring.
    Genau neben Yüsürk platschte er auf die Wellen. Der junge Mann griff danach und zog sich daran hoch, bis sein Oberkörper darüberlag. Zamorra konnte sehen, wie er sich erbrach. Er musste ziemlich viel Wasser geschluckt haben.
    Dann zog er ihn samt dem Ring zur ›Rumeli‹ heran. Er half dem ausgepumpten jungen Türken an Bord.
    »Wo bin ich?«, fragte Yüsürk und schaute um sich, als wäre er soeben aus einem Traum erwacht.
    »In Sicherheit«, antwortete Zamorra.
    »Und der Dekan?«
    »Dort wo er hingehört«, sagte Zamorra kalt. »Woran können Sie sich erinnern?«
    Der junge Mann schaute immer
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