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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring
Autoren: Franc Helgath
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schmackhaftes Abendbrot, während Zamorra am Steuerruder stand und den Horizont nach der ›Rumeli‹ absuchte.
    Der Wind blies von Norden. Es war am problemlosesten, nach Süden zu segeln, und da Zamorra nicht annahm, Genc Yedicule wollte an diesem Abend seinen etwaigen sportlichen Ehrgeiz befriedigen, nahm er auch diese Richtung. Inzwischen hatte der verbrecherische Dekan einen Vorsprung von einer glatten Stunde.
    Der Kabinenkreuzer machte Fahrt. Zamorra hatte sämtliche Segel gesetzt und auch noch das Bugsegel aufgezogen. Zamorra hoffte dadurch, etwas aufzuholen. Gischt sprühte über das Vorderdeck, und manchmal schlug der Bug hart auf die anrollende Dünung. Sie mussten die ›Rumeli‹ vor Einbruch der Dunkelheit finden.
    Einmal sah es so aus, als ob ihre Suche bereits von Erfolg gekrönt sei und Zamorra hielt auf ein Schiff zu, doch durch den Feldstecher erkannte er, dass es sich um ein anderes Boot handelte. Inzwischen brannte ihnen die Zeit auf den Nägeln. Dazu kam, dass Yedicules Diamant seine Kraft während der Nachtstunden voll entfalten konnte, und seine Strahlen auch noch auf größere Distanz wirkten, während Zamorras Amulett nur bei einer physischen Berührung wirkte, wenn sich nicht durch die ›Hochzeit mit dem Licht‹ etwas daran geändert hatte.
    Zamorra glaubte es nicht. Er kannte den Wirkungsgrad des wunderkräftigen Metalls aus zahllosen Abenteuern zu gut. Angestrengt und aus entzündeten Augen starrte er durch das Glas. Bei dem Tempo, das sie gemacht hatten, musste die ›Rumeli‹ irgendwann vor ihnen auftauchen.
    Zu allem Überfluss zogen jetzt auch noch Wolkenbänke auf. Die Brise wurde steifer, drehte sich geringfügig. Surrend und pfeifend zerrte der Wind an den Wanten. Der Seegang wurde stärker. Nicole klammerte sich am Handlauf der Kajütentreppe fest. Ihr Haar war zerzaust, und ihr Gesicht war grau geworden. Sie vertrug den Seegang nicht.
    »Endlich!«, hörte sie da Zamorra rufen. »Da vorne! Das muss sie sein!«
    Nicole kletterte ganz aufs Deck und schaute über das Kajütendach und unter dem Segel vorbei in die Fahrtrichtung. Sie sah das Dreieck eines einzelnen Segels. Die anderen waren gerefft. »Die ›Rumeli‹?«
    »Sie muss es sein. Die Beschreibung passt genau. Aber ich konnte den Namen noch nicht entziffern.« Zamorra musste schreien, denn das Heulen des Windes war stärker und lauter geworden. Ohne Positionslampen gesetzt zu haben, jagten sie über die Wogen. Der Sturm trug das Jaulen irgendeiner Warnsirene an ihre Ohren.
    Die Wolkenbänke lösten sich auf, zerfetzten.
    Die Wetterverschlechterung war unerwartet und abrupt gekommen. Zamorra hielt sich am Steuerruder fest und stand breitbeinig, um nicht den Halt zu verlieren. Jetzt hatte er nicht mehr nur ein Geistwesen, sondern auch noch die in Aufruhr geratenen Naturgewalten zu bekämpfen.
    Die Mondsichel tauchte über die Berge im Osten wie ein blasses Totenlicht, und ihr fahler Schein wurde von den schaumgekrönten Wellen zurückgeworfen; zerrissen und zerfasert. Doch der Abstand zur ›Rumeli‹ verkürzte sich. Zamorra machte eine hagere Gestalt am Bugspriet aus, die dem Sturm zu trotzen schien. Aufrecht und in ein weißes, bodenlanges Gewand gehüllt stand sie da, den Bart vom Sturm zerzaust.
    Jetzt wandte die Gestalt sich dem verfolgenden Boot zu. Zamorra glaubte ein kurzes Aufglitzern in den Knopfaugen Genc Yedicules zu erkennen.
    Doch dann wandte die Gestalt sich wieder ab. Wie eine stoffumhüllte Galionsfigur starrte sie wieder in die Fahrtrichtung. Dabei war Zamorra sicher, erkannt worden zu sein.
    Der Sonnenball war vollkommen in die Fluten des Marmarameers getaucht. Die Nacht breitete ihre Decke über den Ozean. Der Sturm nahm immer noch an Heftigkeit zu.
    Zamorras Boot hatte die ›Rumeli‹ inzwischen eingeholt. Die beiden Schiffe liefen auf Rufweite Kiel an Kiel.
    Genc Yedicule bewegte sich wieder. Am Steuerruder saß der bleichgesichtige Yüsürk. Er hatte keine Augen für die Verfolger. Zamorra konnte sich vorstellen, dass auch er bereits unter dem Banne des Todesdiamanten stand.
    Sekundenlang musterten sich der Dekan und der Geisterjäger aus Frankreich, der Ahrimans Spuk ein Ende bereiten wollte. Schwer hing das Amulett an seinem Hals. Er hatte es nicht mehr abgenommen.
    Hielt Genc Yedicule sich deshalb noch zurück?
    Böse starrten die Knopfaugen des Magiers.
    Wartete er ab, bis die Dunkelheit vollkommen hereingebrochen war? Wartete er ab, bis er seine neuen Kräfte voll entfalten konnte?
    Es war die
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