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005 - Nachts wenn die Toten kommen

005 - Nachts wenn die Toten kommen

Titel: 005 - Nachts wenn die Toten kommen
Autoren: Larry Brent
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belegten Treppenstufen zum ersten Stock hinauf.
    Er hatte sich nicht getäuscht. Im Salon brannte noch Licht. Die Tür war nur
angelehnt, und der sanfte, orangefarbene Schein einer kostbaren Stehlampe fiel
heraus auf den breiten Flur.
    »Caroline?« Donald Ritchner näherte sich dem Türspalt und streckte
vorsichtig seinen Kopf in den Salon.
    »Caroline?«
    Die Sessel waren leer, ebenso die Couch. Eine kleine Seidendecke aus China
war über dem Mosaiktisch verrutscht, und Donald Ritchners Blick ging
unwillkürlich zum Ende dieser Tischdecke. Sein Herz verkrampfte sich, als er
die Gestalt im grünen Morgenmantel auf dem Teppich liegen sah.
    »Caroline!« Er merkte nicht, dass er den Namen seiner Frau förmlich
herausschrie. Hastig stürzte er in den Salon. Was war los mit ihr? War sie
ohnmächtig?
    Seine Frau lag auf der Seite. Er drehte sie vorsichtig auf den Rücken. Sie
atmete nicht, er fühlte keinen Puls mehr.
    Caroline war tot.
     
    ●
     
    Er wusste nicht, wie lange er sich schon über den Leichnam seiner Frau
beugte. War es eine Minute, waren es zehn?
    Dann erhob er sich, um die Polizei zu benachrichtigen. War seine Frau
ermordet worden? Es gab keine Anzeichen einer äußeren Verletzung, keine
Schusswunde, keine Stichverletzung. Gift? Unwillkürlich saugten sich seine
Blicke an dem kleinen Fruchtsaftfläschchen und dem Glas fest, die auf dem Tisch
neben einem Sessel standen.
    Wie aus weiter Ferne wurde sein Bewusstsein erhellt und sagte ihm, dass
hier etwas nicht stimmte, doch er vermochte nicht zu erklären, was es war. Zu
stark war der Eindruck des eben Erlebten, seine Gedanken ließen sich nicht
ordnen und fanden keinen Halt. Wie Blätter im Frühlingswind wirbelten sie
durcheinander.
    Was war es nur, das ihn an dem Fruchtsaftfläschchen störte?
    Donald Ritchner stürmte die Treppen hinunter. Sein Rausch war verflogen. Er
rief zuerst den Arzt an, dann die Polizei.
    »Bitte, kommen Sie sofort!« sagte er aufgebracht und nannte die Straße und
Hausnummer, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre. Pickens war nicht groß,
und die Millionäre, die hier in der Nähe des Big Black River ihre Bungalows und
Ferienhäuser stehen hatten, waren im Ort bekannt. »Ich fürchte, es ist ein Mord
geschehen.«
    Er legte den Telefonhörer wie ein Zentnergewicht aus den Händen, und es
fiel ihm auf, dass er sich nicht mehr daran erinnern konnte, was er eben vor
wenigen Augenblicken in das Telefon gesagt hatte. Sein Gedächtnis ließ ihn im Stich!
    Nervös hastete er die Treppen hinauf. Sein Herz pochte, und er hörte das
Blut in seinen Schläfen rauschen. Bleich und niedergeschlagen kehrte er in den
Salon seiner Frau zurück. Er konnte das Geschehen noch immer nicht fassen. Da
fühlte er, wie das kalte Grauen seinen Nacken emporkroch. Das Zimmer war leer,
die Leiche seiner Frau war verschwunden!
     
    ●
     
    Larry Brent ging die schmale Straße hinab. Am Ende lag seine Pension, die
auf den romantischen Namen Singing River getauft
war. Der Eingang war durch zwei hellerleuchtete, wassergrüne Glassäulen
geschmückt.
    Es war zwei Uhr nachts. Larry hatte sich in der Nähe des Millionärsclubs
aufgehalten. X-RAY-1 hatte ihn beauftragt, die Gesellschaft der Millionäre zu
suchen und über bestimmte Personen etwas in Erfahrung zu bringen. Die PSA
bearbeitete eine mysteriöse Angelegenheit, die ihr von den lokalen
Polizeidienststellen übergeben worden war. Die Dinge aber waren zu
undurchsichtig, als dass ein schnelles Vorankommen gewährleistet war. Larry
brauchte dringend weitere Daten, damit die Computer der PSA in New York
Auswertungen vornehmen konnten. Aus dem Bericht, den er kurz vor seiner Abreise
aus New York von X-RAY-1 bekommen hatte, war zu entnehmen gewesen, dass eine
Reihe von Betrügereien und Morden in unmittelbarem Zusammenhang mit der
gehobenen Gesellschaftsschicht in Pickens im Staate Mississippi stand.
    Als Angehöriger der PSA hatte Larry Brent sämtliche Sondervollmachten. Er
trug die Deckbezeichnung X-RAY-3, die zum Ausdruck brachte, dass er über einen
besonders hohen Intelligenzgrad verfügte. Unter den ersten zwanzig
X-RAY-Agenten zu sein, bedeutete bereits, eine Sonderstellung einzunehmen. Die
Prüfungen und Tests waren so gestaffelt, dass es praktisch niemals mehr als
insgesamt zwanzig X-RAY-Agenten geben konnte. Ein X-RAY-Agent mit der
Deckbezeichnung Nr. 21 hätte den scharfen Auswahlbestimmungen des
geheimnisvollen Leiters der PSA, X-RAY-1, nicht mehr genügt.
    Kurz nach seiner Ankunft in Pickens
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