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0047 - Gom antwortet nicht

Titel: 0047 - Gom antwortet nicht
Autoren: Kurt Mahr
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stützte sich auf die Ellbogen und stellte die Strahlleistung auf den niedrigsten Wert. Dann richtete er die Waffe auf die kleine Unebenheit im Boden des Ganges. Im nadelfeinen Energiebündel des Strahlers verflüssigte sich das Material, zerlief und breitete sich rauchend auf dem Boden aus. „Höher!" sagte Marshall. Die Wand bekam ein Loch, und Bull konnte sehen, daß der Strich als dunkle Fläche tiefer in den Stein hineinreichte. Er ließ die Waffe weiterarbeiten und brannte ein Loch in Wand und Boden, das groß genug war, daß einer seinen Kopf mitsamt Helm hineinstecken konnte. Das, was zuvor ein Strich gewesen war, sah jetzt aus wie ein dünner, dunkelbrauner Deckel, der das Loch von oben zudeckte und selbst wieder von den darüber liegenden Gesteinsmassen bedeckt war. Bull erkannte plötzlich, was er vor sich hatte. Mit einem knurrenden Laut der Überraschung ließ er die Waffe sinken und schaltete sie aus. „Eine Lackflunder!" keuchte er. Wenn er den Helm auf den Boden preßte, konnte er mit einem Auge das fremdartige Wesen von unten her betrachten. Er sah, daß es sich nicht bewegte, obwohl die Temperatur des Gesteins in seiner Umgebung wahrscheinlich ein Vielfaches dessen betrug, was es von seiner normalen Umwelt gewöhnt war. Eine Menge von Theorien schossen Bull durch den Kopf. Er wandte sich um, um Marshall nach seiner Meinung zu fragen, aber im gleichen Augenblick rief Betty: „Achtung! Da tut sich was!" Sie spürte - ebenso deutlich wie Marshall - daß die feindlichen, gehässigen Impulse, die sie in der letzten Viertelstunde begleitet hatten, plötzlich verebbten. An ihre Stelle trat etwas anderes, schwer Definierbares.
    Der Eindruck, als ob das fremde, unheimliche Wesen, von dem die Impulse bisher ausgegangen waren, schwer beschäftigt sei. Ein paar Sekunden später jedoch begann die Flunder, die in der Wand steckte, sich zu bewegen. Mit leisem Kratzen zog sie sich weiter in die Wand hinein. Bull versuchte, sie festzuhalten, aber die glatte, lackartige Fläche gab seinem groben Handschuh keinen Anhaltspunkt. Ein paar Augenblicke später war das seltsame Wesen verschwunden. Fast gleichzeitig pfiff ein scharfer Windstoß durch den Gang. Er kam so überraschend, daß Bull mit einem heiseren Schrei des Staunens herumfuhr und den Gang nach einer Stelle absuchte, durch die die Luft hereingekommen sein könnte.. Aber da war nichts. Der Wind kam von irgend woher, und er war kühl, wie das Thermometer bewies. Infolge Bulls Arbeit mit dem Thermostrahler hatte sich die Temperatur im Gang an der Stelle, an der sie die Flunder entdeckt hatten, auf etwa vierzig Grad erhöht.
    Der Wind jedoch, der jetzt mit stetiger Stärke durch den Stollen blies, brachte sie wieder zum Sinken. Innerhalb weniger Minuten lag sie bei vierzehn Grad. Der Wind erstarb, das Thermometer kletterte zögernd auf 14,3 Grad zurück und blieb dort stehen. Der Mechanismus war so klar, daß niemand nachzudenken brauchte: automatische Temperaturregelung durch Luftzufuhr aus einem Reservoir.
    Was Bull jedoch nervös machte, war die Tatsache, daß er weder wußte, wo das Reservoir lag, noch eine Ahnung davon hatte, wie die Luft zum Strömen gebracht worden war. Die Lackflunder war inzwischen vollends verschwunden. Bull preßte den Helm auf den Boden, starrte in das halbkugelförmige Loch hinein, das er mit seiner Waffe gebrannt hatte, und faßte einen Entschluß.
    „Wir werden dem Ding folgen!" entschied er. „Es wird ein bißchen mühsam sein, aber irgendwie müssen wir schließlich herausfinden, wo hinein wir da geraten sind."
    Marshall las die Gedanken, die er außerdem noch hatte: Wahrscheinlich gab es in den Gangwänden keine verborgenen Türen. Wenn die Anlage tatsächlich von dem Gom-Wesen eingerichtet worden war, dann genügte eine gewisse Porosität der Wände, um den weniger als einen Zehntelmillimeter dicken Körpern der Lackflundern den Durchtritt zu gestatten.
    Bull winkte seine Leute zur Seite und begann, mit dem Thermostrahler das Loch zu erweitern. Er ließ die Waffe mit höherer Leistung arbeiten, was erstens zur Folge hatte, daß die Höhlung schneller wuchs als zuvor, und zweitens, daß von neuem der automatische Temperaturausgleich einsetzte und einen Sturm durch den Gang blies, gegen den man sich stemmen mußte, um nicht fortgeblasen zu werden.
    Betty Toufry und John Marshall stellten fest, daß das Gefühl von Mühe und Anstrengung, das das fremde Wesen irgendwo im Hintergrund dieser Anlage ausstrahlte, sich wesentlich
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