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0043 - Der Vampir von Manhattan

0043 - Der Vampir von Manhattan

Titel: 0043 - Der Vampir von Manhattan
Autoren: Walter Appel
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noch mit ihr reden.«
    McCandle gehorchte unwillig. Ich stellte mich mit dem silbernen Kreuz und einer Weihwasserampulle über Asenath.
    »Steh mir Rede und Antwort, sonst wirst du es bereuen. Gibt es eine Möglichkeit, die Vampire wieder zu normalen Menschen werden zu lassen? Den Fluch des magischen Keims von ihnen zu nehmen?«
    »Ich sage es dir nur, wenn du mir mein Leben schenkst«, stöhnte Asenath. »Dein Wort darauf, John Sinclair.«
    Ich überlegte nur kurz.
    »Einverstanden, aber du sollst begraben werden, wie zuvor. Diesmal wird dich hoffentlich keiner wiedererwecken.«
    »Nein, nein, darauf gehe ich nicht ein.«
    »Dann eben nicht. Wir werden sehen, wie du reagierst, wenn ich das Weihwasser über dir ausgieße und dich mit dem Kreuz berühre.«
    Doch das war nicht nötig. Asenath gab auf.
    »Gut, ich sage es dir. Du mußt Montagues Asche aus dem Feuer holen und über New York City verstreuen. Montagues Keim zu Montague, und Montague zur Hölle! mußt du dabei rufen. Siebenmal, genau um Mitternacht. Der Wolkenkratzer ist mit Montagues Tod bereits ins Diesseits zurückgekehrt. Die vampirischen Diener sind frei, nur die Vampire noch nicht. Und jetzt zieh die Holzbolzen aus meinem Körper!«
    Ich bückte mich, doch da legte sich ein Schatten über Asenath. Eisige Kälte strömte von ihm aus, ich wich zurück.
    »Es ist Montagues Schatten!« kreischte Asenath in höchstem Entsetzen. »Er will nicht von mir lassen und mir das Entsetzlichste bescheren, was es überhaupt gibt. Aaahhh, pfählt mich, pfählt mich doch, damit ich nur ihm entkomme! Ich entbinde dich deines Wortes, John Sinclair.«
    Sergeant McCandle trat vor, ohne meinen Befehl abzuwarten, setzte den Holzpflock an, hob den Stein und führte einen wuchtigen Schlag. Asenath schrie auf, sie und der Schatten vergingen. Doch auch McCandle stöhnte und fluchte mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    »Au, oh, das tut weh! Diese Qualen, das ist kaum auszuhalten. Lausige Vampire!«
    »Haben Sie einen Vampirbiß abgekriegt, McCandle?« fragte ich. »War es der Schatten Montagues?«
    »Ach was! Beim Pfählen habe ich mir auf den Daumen gehauen. So ein Mist! Au, oh, ach!« Er steckte den malträtierten Daumen in den Mund und gab dumpfe Laute von sich.
    Captain Hamilton wandte sich ab. Suko grinste zwischen seinen Verbänden wie ein Honigkuchenpferd, und ich atmete erleichtert auf.
    ***
    Der Rest ist rasch berichtet. Mit dem endgültigen Ende des Vampirs Montague Harper kehrte der Wolkenkratzer samt allen darin befindlichen Personen aus der Zwischendimension ins Diesseits zurück. Die Menschen in dem Gebäude erinnerten sich an nichts, für sie war keine Zeit verstrichen.
    In der gleichen Nacht noch verstreute ich die Asche Montagues von einem Hubschrauber aus in die Lüfte und sagte den Spruch auf. Aus eigenem Ermessen fügte ich zum Schluß noch hinzu: »Geht dahin für immer, alter Montague und dämonische Asenath! In der Hölle sollt ihr euer Vampirreich Vampyrodam haben, für alle Zeiten!«
    Die Vampire wurden noch in der gleichen Nacht wieder zu normalen Menschen, die sich schaudernd und wie an einen Traum an ihr Blutsaugerdasein erinnerten. Es gab allerdings auch Ausnahmen, wie Monster Chonjacki und seine Kumpane, die es heftig bedauerten, keine Vampire mehr zu sein und sich mit dem schnöden Alltag eines New Yorker Straßenräubers der niedersten Kategorie herumschlagen zu müssen.
    Wegen des verschwundenen Wolkenkratzers gab es noch viel Gerede. Um eine Erklärung anzubieten, erfanden Captain Hamilton und ich eine Version, nachdem das Phänomen im Versuchslabor eines Elektronik-Ingenieurs hervorgerufen worden sein sollte, der schon einmal einen unsichtbar machenden Feldverzerrer zum Patent angemeldet hätte. Der Ingenieur existierte nur in unserer Einbildung.
    Aber in so einem großen Gebäude wußte keiner genau über alle andern Bescheid. Unser Ingenieur wolle inkognito bleiben und sei untergetaucht, um Schadenersatzklagen und gerichtlichen Folgen auszuweichen. So ließen wir per Flüsterpropaganda verbreiten.
    Die Massenmedien stiegen prompt darauf ein. Die meisten Leute glaubten das Gerücht. Das war auf jeden Fall besser, als sie mit der Wahrheit zu schocken. Auch diese Sensation würde rasch in Vergessenheit geraten. Von den Vampiren drang nichts an die Öffentlichkeit, doch hinter den Kulissen wurde noch lange darüber gemunkelt.
    Zwei Tage nach Montagues und Asenaths Ende hielten wir im Central Park, im Tanzlokal »Tavern on the Green«, unsere
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