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0043 - Der Vampir von Manhattan

0043 - Der Vampir von Manhattan

Titel: 0043 - Der Vampir von Manhattan
Autoren: Walter Appel
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tiefliegenden Augen funkelte es. Den Kräften des unheimlichen Fremden hatte Bill Wesson nichts mehr entgegenzusetzen.
    Mühelos bezwang ihn der Fremde. Sein Blick lähmte Bill Wesson. Wie betäubt stand der junge Mann da. Langsam näherte sich das Gesicht des Fremden seinem Hals. Die schmalen Lippen öffneten sich und gaben lange, dolchartige Eckzähne frei.
    Die Lähmung hatte auch Bill Wessons Denken erfaßt, er spürte nur eine unbestimmte Angst. Seine Glieder waren so schwer wie Blei. Der Biß des Vampirs schmerzte Bill Wesson dagegen kaum.
    Agnes Lakehurst saß im roten Datsun Cherry, verrenkte sich den Hals und versuchte vergebens, zu erkennen, was sich fünfzehn Meter vor ihr abspielte. Einen Moment hatte es so ausgesehen, als ob Bill und der Fremde miteinander ringen würden.
    Doch nur für zwanzig oder dreißig Sekunden, dann lösten sie sich wieder voneinander. Der hagere Fremde schritt auf den Wagen zu, und Bill Wesson folgte ihm willenlos wie ein Automat.
    Das Mädchen verstand nicht, was das bedeuten sollte. Der Fremde näherte sich. Jetzt erkannte Agnes, daß sein Umhang innen rot gefüttert war. Angst keimte in ihr auf. Das Näherkommen dieses hageren Mannes hatte etwas Endgültiges und Bestimmtes.
    Agnes’ Herz hämmerte bis zum Hals. Sie hatte nicht erkennen können, was der Fremde mit Bill Wesson tat. Wie gelähmt saß sie da, ihr fiel nicht ein, den Wagen von innen zu verriegeln. Es hätte ihr auch wenig genutzt.
    Jetzt stand der Vampir schon an der rechten Wagenseite. Bill Wesson öffnete die Fahrertür und beugte sich zu ihr herein. Sein Gesicht war blaß, auf der linken Halsseite befanden sich zwei blutende kleine Wunden, so als ob zwei Dornen ihn gestochen hätten.
    Bill Wesson hatte seine schwarze Hornbrille verloren. Doch er blinzelte nicht kurzsichtig, seine Augen blickten im Gegenteil glasig und stumpf. Sein Gesicht war starr, die Muskeln verspannt.
    »Ergib dich dem Meister, Agnes«, sagte er mit dumpfer Stimme.
    Der Unheimliche öffnete die Tür auf der Beifahrerseite. Er bückte sich. Agnes Lakehurst sah in ein bleiches, hageres Gesicht mit dämonisch funkelnden Augen, der Mund war aufgerissen, die Vampirzähne bleckten.
    Agnes hatte genug Dracula-Filme gesehen, um zu wissen, was ihr bevorstand.
    »Aaaaahhhh!« schrie sie gellend auf und wollte am Steuer vorbei aus dem Wagen rutschen.
    Aber da war Bill Wesson, der sie zurückdrängte und festhielt.
    »Ich bin Montague Harper!« sagte der Blutsauger mit sonorer Stimme. Sein Modergeruch wehte in den kleinen japanischen Wagen. »Dein Blut wird mich stärken, du sollst eine echte Vampirin werden. Eine Trägerin des magischen Keimes, nicht nur ein Diener wie dein Gefährte. Ergib dich mir, Mädchen, und schmecke die Süße meines Vampirkusses, der alles in dir verwandeln wird.«
    Agnes Lakehurst verstand jedes Wort, das der Unheimliche sagte, hätte aber nicht angeben können, welcher Sprache er sich bediente. Sie schrie wieder, sie sträubte sich und strampelte. Doch Bill Wesson hielt sie eisern fest. Der Vampir packte zu.
    Seine dämonischen Augen fixierten das panisch erschrockene Mädchen, wie Eisnadeln stach es in Agnes’ Gehirn. Ihr Widerstand wurde ausgeschaltet, reglos saß sie da.
    Und erwartete den Biß des Vampirs.
    ***
    Es war fast 19 Uhr, als wir an Linda Maitlands Zimmertür klopften. Das Taxi hatte uns abgesetzt, unsere Koffer hatten wir mit nach oben gebracht. Das Studentenwohnheim war ein Wohnsilo mit langen Gängen, in denen Popfarben vorherrschten.
    Es hätte mal wieder geputzt werden können. Im Zimmer drinnen dudelte Schlagermusik.
    Ich klopfte wieder, diesmal fester. Endlich erklangen drinnen Schritte, jemand öffnete, doch die Sperrkette blieb vorgelegt. In New York gibt es gewisse Vorsichtsmaßregeln, an die jeder sich hält.
    »Mach schon auf, Linda«, sagte Laurie Ball. »Das sind John Sinclair aus London und sein Freund Suko.«
    »Oh, hallo! Das freut mich aber, Mister Sinclair.«
    Sie öffnete, ein bildhübsches Mädchen stand im Türrahmen. Linda Maitland war etwas über mittelgroß, schlank, mit ausgeprägten Rundungen an den richtigen Stellen. Disco-Queen stand quer über der Brust auf ihrem weißen T-Shirt. Das hätte sie auch sein können.
    Lindas schwarzes Haar war kurzgeschnitten, ihre Augen dunkel, der kirschrote Lippenstift betonte ihren sinnlichen Mund. Der junge Frank Harper hatte jedenfalls einen ausgezeichneten Geschmack. An seiner Stelle hätte ich mich viel lieber diesem rassigen Girl als
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