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0041 - Das Amulett des Sonnengottes

0041 - Das Amulett des Sonnengottes

Titel: 0041 - Das Amulett des Sonnengottes
Autoren: Richard Wunderer
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sich abtrocknete.
    Sie fühlte sich jetzt wirklich müde. Die Kur mit der heißen Dusche hatte offenbar gewirkt. Da war nur ein unangenehmer, dumpfer Druck im Kopf.
    Jane Collins schob es auf die Erschöpfung nach dem langen Abend. Sie dachte zwar noch intensiv an John, aber das hatte nichts mehr mit ihrer Gedächtnislücke zu tun.
    Es gab sie ja nicht, diese Gedächtnislücke.
    ***
    Obwohl ich in diesen Momenten nicht körperlich existierte, merkte ich, daß ich langsam auf das Licht zutrieb. Ich erkannte es einfach daran, daß sich der Lichtschein nicht so schnell vergrößerte.
    Endlich konnte mein Bewußtsein Einzelheiten erkennen. Ich schwebte über einem Bauwerk, das mich an einen Tempel erinnerte. Einzelheiten waren noch nicht zu erkennen.
    Im nächsten Moment befand ich mich in einem Raum, in dem sich zahlreiche Personen aufhielten. Sie bildeten für mich nur Schemen. Ich konnte weder ihre Gesichter noch ihre Kleidung unterscheiden.
    Im Mittelpunkt des Raums stand ein steinerner Altartisch, auf dem ein junger Mann lag.
    Es lief alles so blitzschnell ab, daß ich es erst begriff, als es auch schon vorbei war.
    Ein Priester trat an den Jungen heran. Ein Messer blitzte in seiner Hand. Der Junge lebte noch.
    Mit einer raschen Bewegung öffnete der Priester die Brust des Opfers und entnahm ihm das Herz.
    Ich wollte schreien. Ich litt darunter, daß ich keinen Körper hatte, daß ich mein Entsetzen nicht aus mir hinausbrüllen konnte.
    Sekunden später war der schauerliche Anblick verschwunden. Um mich herum nichts als undurchdringliche Schwärze!
    Dann war er wieder da, der Schmerz, als würde mein Körper in tausend Stücke gerissen. Ich lag auf dem Teppich in meinem Apartment, in der einen Hand mein Silberkreuz, in der anderen die schillernde Scheibe.
    Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Ich hielt ein Amulett in der Hand, und zwar ein aztekisches. Jetzt erinnerte ich mich auch daran, wo ich dieses seltsame, abstrakte Muster schon einmal gesehen hatte, diese ungewöhnliche Farbzusammenstellung.
    Ein aztekisches Amulett mit Zauberkräften, die mich für kurze Zeit weit in die Vergangenheit versetzt hatten. Ich war Zeuge eines Opfers für den Sonnengott geworden. Die Opferung eines lebenden Menschen, dessen Herz dem Gott geweiht wurde! Es mußte eine Szene aus dem Leben der Azteken gewesen sein.
    Hätte ich mein Silberkreuz nicht besessen, wäre ich wahrscheinlich selbst als Opfer auf dem Altartisch gelandet.
    So aber war mein Bewußtsein nur stummer Zuschauer gewesen.
    Schaudernd betrachtete ich das Amulett. Noch immer hatte ich nichts über seine Herkunft erfahren. Und gerade das wäre wichtig für mich gewesen.
    Ich beschloß, Suko zu fragen. Wozu wohnte Suko Tür an Tür mit mir, wenn ich ihn nicht gelegentlich um seinen Rat fragte?
    Ich öffnete die Tür meines Apartments und wollte auf den Flur treten, als der Aufzug auf meiner Etage hielt. Suko kam heraus und grinste breit, als er mich sah.
    »Hallo, John! Kannst du nicht schlafen?«
    Ich runzelte die Stirn »Wo kommst du denn her?« fragte ich erstaunt. »Ich dachte, du wärst schon müde gewesen.«
    Suko griff sich an den Kopf »Ja, wo komme ich her?« murmelte er. »Einen Moment, John! Ach so, ja. Ich wollte nach deinem Bentley sehen, ob alles in Ordnung ist.«
    Eigentlich hatte Suko keinen Grund, sich um meinen Wagen in der Tiefgarage zu kümmern. Ich ging jedoch nicht weiter darauf ein, weil ich merkte, daß ich das Amulett in meinem Apartment vergessen hatte.
    »Warte, es ist wichtig!« sagte ich zu Suko. »Ich habe eine faszinierende Entdeckung gemacht!«
    Ich lief ins Wohnzimmer zurück und blieb erstaunt stehen. Das Amulett war verschwunden. So sehr ich auch danach suchte, ich fand es nicht mehr. Es mußte sich in Luft aufgelöst haben.
    Enttäuscht kehrte ich auf den Korridor zurück. Dort erwartete mich die nächste Überraschung.
    Suko war nicht mehr da. Ich hörte ihn in seiner Wohnung rumoren. Er hatte nicht auf mich gewartet, obwohl ich die Tür offengelassen hatte.
    Das verstand ich überhaupt nicht. Sonst interessierte er sich für alles, besonders wenn es etwas Geheimnisvolles war.
    Ich war in Gedanken so mit dem Amulett und seinen verblüffenden Wirkungen beschäftigt, daß ich mir nicht weiter den Kopf über meinen Freund zerbrach. Er hatte bestimmt seine Gründe.
    Es war ein Fehler, daß ich so leicht über diesen Punkt hinwegging. Aber ich war eben kein Hellseher, sonst hätte ich die tödliche Gefahr vorausgesehen, in die mich mein
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