Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0040 - Einer von uns?

0040 - Einer von uns?

Titel: 0040 - Einer von uns?
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
Krach haben die Jungs oft genug gemacht, ohne dass ich mich groß darum gekümmert habe. Ja, ich erinnere mich. Es war an einem Vormittag. Eine ganze Horde kam herauf. Erst waren sie ganz friedlich. Dann ging’s los, und schließlich stürmten sie alle wie die wilde Jagd die Treppe hinunter. Nein. Ich weiß nicht, ob Luc dabei war. Jedenfalls habe ich ihn seit diesem Tag nicht mehr gesehen.«
    Sobald wir wieder auf der Straße waren, sagte ich zu Anthony: »Am besten fährst du ins Hauptquartier zurück. Phil und ich werden im 18. Revier bleiben, bis wir diesen Luc Partie gefunden haben. Ich habe kein gutes Gefühl. Einige Leute scheinen noch vor uns darauf gekommen zu sein, dass Partie der Boy war, der zuletzt mit Doriani sprach. Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis wir ihn finden.«
    »In Ordnung«, antwortete Anthony. »Unterrichtet mich.«
    Robin, Phil und ich fuhren zum Revier. Robin ließ sich sofort Sergeant Lobbeck kommen. Lobbeck war jener Polizist, der ihm die Informationen beschafft hatte.
    Wir nannten unsere Namen. Dann sagte ich, was los war.
    »Hören Sie, Sergeant, dieser Luc Partie ist der Junge, den wir suchen, aber er befindet sich nicht mehr in seiner Wohnung. Es scheint so, als habe man ihn mit Gewalt fortgeschleppt. Sie müssen sich sofort auf die Socken machen, um herauszubekommen, was hier gespielt wird. Es kann sein, Sergeant, dass das Leben des Jungen davon abhängt, wie schnell wir seinen Aufenthaltsort erfahren. Tun Sie, was Sie können Sie erreichen uns hier im Revier. Und wenn Sie irgendwelche Anhaltspunkte haben, dann telefonieren Sie sofort. Wir prüfen nach, aber Sie geben, bitte, Ihre Nachforschungen nicht auf.«
    Sergeant Lobbeck salutierte.
    »Zu Befehl, Sir.«
    ***
    Als Luc Partie an jenem Morgen seine Wohnung erreichte, wunderte er sich, dass er überhaupt bis in die 24. Straße gelangt war, ohne dass er angehalten worden war. Seine Hosen waren bis zu den Knien voller Lehm und Mörtel der Baustelle, sein Gesicht war verschmiert und seine Jacke zerrissen.
    Er erinnerte sich kaum noch daran, wie er aus dem George-Gelände gekommen war. An einejn bestimmten Punkt hatte ihn die Panik so überwältigt, dass er einfach davongerannt war wie ein Tier, das nicht aus noch ein weiß. Er war einfach gelaufen, immer gegenwärtig, dass jeden Augenblick die Schüsse fallen mussten, die ihn von den Beinen rissen.
    Erst als er einfach nicht mehr konnte, als seine Lungen den Dienst versagten und seine Beine zitterten, war er stehen geblieben.
    Langsam war ihm bewusst geworden, dass er allein war, dass niemand ihm nachgekommen war, ja, dass offenbar sogar niemand seine Flucht bemerkt hatte.
    Er war langsam weitergeschlichen, bis er an eine U-Bahn-Station gekommen war. Die Bahnen waren zu dieser Stunde überfüllt mit Menschen, die zur Arbeit fuhren. Niemand hatte einen Blick für Luc. Er hatte unbehelligt sein Viertel erreicht, war zu seiner Dachkammer hinaufgestiegen, hatte sich die schmutzigen Sachen vom Körper gerissen und war ins Bett gekrochen.
    Zwei Tage lang war er krank. Stundenlang lag er im Bett und starrte auf die Tür.
    Die Natur setzte sich durch. Sie zwang ihn in den Schlaf, und während des Schlafes erholten sich seine Nerven. Sein Gehirn begann wieder zu arbeiten, und es stieg in ihm die Hoffnung auf, er könne alles vergessen und als ungeschehen betrachten.
    Er stand auf und zog sich an.
    Da lag noch der Brief auf dem Tisch, den Arturo geschrieben hatte. Luc räumte die Sachen fort, die von dem Gangster stammten. Er steckte den Brief in die Tasche, fuhr in ein fernes Viertel und steckte ihn dort in den Briefkasten. Bevor er ihn ein warf, erinnerte er sich an Arturos Warnung und wischte den Umschlag sorgfältig ab.
    Er mied die Kameraden der 37. Straße und des ganzen Viertels. Zeitweise bekam er eine Arbeit auf einem Verladebahnhof, aber das war nur eine vorübergehende Sache.
    An einem Abend kamen ein paar ehemalige Freunde auf sein Zimmer.
    »Es geht wieder los«, sagte der lange Bob. »Da sind zwei tolle Burschen im Viertel aufgetaucht. Wieder zwei Brüder, aber aus anderem Holz als die Dorianis. Wirklich harte Kerle. Sie wollen die Gang neu aufziehen, und sie haben uns sagen lassen, wir sollen alle wieder mitmachen.«
    »Ich habe keine Lust mehr«, antwortete Luc.
    »Du bist nicht gescheit«, lachte ihn Bob aus, und die anderen redeten auf ihn ein, aber Luc blieb bei seiner Weigerung.
    Er suchte nach einer neuen Arbeit, aber er hatte damit nicht viel Erfolg. Er wusste
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher