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004 - Die Ausgestoßenen

004 - Die Ausgestoßenen

Titel: 004 - Die Ausgestoßenen
Autoren: Bernd Frenz
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schnellen Ruck zog sie den wertvollen Behälter nach oben und wuchtete ihn über die Mauerkante.
    Hinter ihr sackte Bork seufzend zu Boden. Aruula registrierte aus den Augenwinkeln, wie sich Zila um ihren erschöpften Mann kümmerte. Die Barbarin schleppte den Kanister zu den Tonkrügen, die Arak in den Küchen eingesammelt hatte. Mit geübten Bewegungen öffnete sie den Verschluss. Einige der umstehenden Männer rümpften die Nase, als der scharfe Benzingeruch in ihre Nasen stieg. Aruula hatte für solche Feinheiten keine Zeit.
    Hastig füllte sie den brennbaren Inhalt in mehrere Kannen. Obwohl sie vorsichtig war, konnte sie nicht verhindern, dass etwas Flüssigkeit daneben schwappte. Sie ließ sich davon aber nicht beirren. Sorgfältig verschloss sie den Kanister wieder.
    Dann nahm sie zwei Kannen und füllte mit ihnen eine Amphore auf, deren schmaler Hals zu klein für eine direkte Befüllung gewesen war. Dank des genauen Strahls aus dem Kannenausguss ging diesmal kein Tropfen vorbei.
    Nachdem sie diesen Vorgang mehrmals wiederholt hatte, standen fast zwanzig gefüllte Krüge vor ihr. Inzwischen hatte Arak einen ganzen Arm voll Stroh herbei geschafft. Die Barbarin verstopfte sämtliche Flaschenhälse mit den trockenen Halmen, die wie abgeschnittene Blumensträuße aus den Amphoren herausragten.
    Zufrieden betrachtete sie ihr Werk.
    »Besser hätte es McGyver auch nicht hinbekommen«, wiederholte sie Maddrax'
    Beschwörungsformel.
    Mittlerweile war die Dämmerung hereingebrochen. Die Menschen sahen ängstlich in die Tiefe, wo sich die Scimaro zur letzten Attacke sammelten.
    »Wozu soll eigentlich dieses ganze Geplansche gut sein?« schrie plötzlich eine rothaarige Frau, der die Nerven durchgingen.
    »Wie hätten uns lieber einen Fluchtplan ausdenken sollen, anstatt dieser Wilden bei ihren heidnischen Ritualen zuzusehen!«
    Aruula achtete nicht auf das Gezeter der Frau. Stattdessen nahm sie eine gefüllte Amphore auf und griff nach einer Fackel, die Arak für sie entzündet hatte. Derart bewaffnet, trat sie an den Dachrand. Mit einer schnellen Bewegung entzündete sie die Strohspitzen. Dann holte sie aus und schleuderte den Tonkrug in die Tiefe, direkt vor die Füße der versammelten Scimaro.
    Jetzt würde sich zeigen, ob ihre Idee funktionierte oder ob sie nur die Zeit der Ausgestoßenen verschwendet hatte.
    Die Amphore zersplitterte auf dem festgestampften Boden des Marktplatzes. Sofort entzündete sich das austretende Benzin an dem brennenden Stroh - und explodierte in einem gigantischen Feuerball!
    Erschrocken wichen die Affenmenschen zurück und flohen in die hinterste Ecke des Platzes. Einigen von ihnen wurde sogar das Fell angesengt. Instinktiv wälzten sie sich im Staub, um die Flammen zu ersticken. Obwohl sie keine ernsten Verletzungen davon trugen, jagte ihnen der Schmerz eine Höllenangst ein.
    »Mit diesen Brandgeschossen werdet ihr die Scimaro eine Weile auf Abstand halten können«, erklärte Aruula den Ausgestoßenen.
    »Ihr müsst so lange ausharren, bis ich euren Opfersein hierher geschafft habe. Mit ihm kann es uns gelingen, die Neandertaler in normale Menschen zurück zu verwandeln.«
    »Du willst dich wohl aus dem Staub machen?« stichelte die Rothaarige, die schon die Wirkung der Brandgeschosse angezweifelt hatte.
    »Keine Angst«, entgegnete die Barbarin kalt.
    »Ich werde zurückkehren. Nicht wegen euch, sondern um Maddrax und den anderen Menschen zu helfen, die ihr ins Unglück gestürzt habt.«
    Betretenes Schweigen senkte sich über die Ausgestoßenen. Sie hatten an diesem Nachmittag auf grausame Weise lernen müssen, dass sie sich durch ihr Verhalten selbst ins Unglück gestürzt hatten.
    »Arak kommt mit mir«, wandte sich die Barbarin an Borks Sippe. »Er muss mir den Weg zu eurem alten Dorf weisen.«
    »Gut«, stimmte Zila zu. »So kommt wenigstens der Junge davon, wenn du nicht rechtzeitig zurückkehrst. Aber wie willst du von hier fliehen? Die Frekkeuscher sind in den Mägen der Scimaro gelandet.«
    »Zum Glück ist der Jeep nicht essbar. Aber ihr werdet mir wohl Feuerschutz geben müssen, damit ich zu ihm gelange«, antwortete Aruula. Sie ahnte nicht, wie sehr sie den Sinn des Wortes damit traf…
    Die Neumondnacht lag wie ein schwarzes Tuch über den Häusern, trotzdem konnte Aruula die Konturen des Jeeps im Fackelschein erkennen. Vor dem Fahrzeug wankten dunkle Gestalten umher, deren Augen das Licht der unruhigen Flamme widerspiegelten. Fast schien es, als ahnten die
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