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004 - Der Dämon mit den Totenaugen

004 - Der Dämon mit den Totenaugen

Titel: 004 - Der Dämon mit den Totenaugen
Autoren: Larry Brent
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totenkopfähnliche Maske
über den nassen Kopf. Er fühlte, wie sich das elastische Material wie ein
Schwamm an seinen Nacken und seine Wangen saugte, wie es sich auf seine Stirn
presste.
    »Ihre Organisation – hier in der Nähe, wo so viele Menschen herkommen – ob
es wirklich ein guter Platz ist?« fragte Forman benommen, während er versuchte,
die Maske zu verrücken. Doch es ging nicht, sie saß wie angegossen.
    Der rätselhafte Fremde vor ihm lachte zynisch. »Hier in der Nähe von Sharis
Friedenstempel? Einen besseren Ort hätten wir uns nicht aussuchen können. Hier
sind wir sicher, hier, wo der verrückte Inder seine Friedenspredigten hält.
Dieser in die Erde getriebene Stollen bietet mehr Sicherheit als irgendein
anderes Versteck der Welt. Ihre Maske, Forman, es ist sinnlos, dass Sie sie
verrücken wollen. Sie lässt sich nicht verschieben. Sie sitzt fest. Sie wird
sich nicht mehr von Ihren Schultern lösen lassen. Nur ich kann es ...«
    Forman erschauerte. Er tastete über sein neues Gesicht, und er fühlte die
glatte, warme Oberfläche. Die Augen hinter den großen, runden Löchern glänzten
wie im Fieber. Formans Herz schlug wie rasend, und er hatte das Gefühl, dass
jeder Herzschlag dumpf und schwer wie ein Paukenschlag durch den finsteren, stillen
Stollen hallte ...
    Er wollte etwas sagen, aber seine Stimme versagte ihm den Dienst.
    »Sie werden bald zu uns gehören, Forman«, sagte der totenkopfähnliche
Schädel vor ihm. »Ganz, mit Leib und Seele, wenn Sie erst einmal begriffen
haben, welche Möglichkeiten sich hier bieten. Unsere Organisation wird eine
Schlagkraft entwickeln, die alles Bisherige in den Schatten stellt.« Der
Triumph, die Begeisterung, sie waren nicht zu überhören. »Die Mafia, die Cosa
Nostra – sie sind nichts gegen uns, sie werden sich mit uns verbünden. Das FBI
und die CIA werden Begriffe sein, die man in wenigen Jahren nicht mehr kennt.«
    Formans Mundwinkel klappten herab. Es wurde ihm warm hinter der Maske, und
seine Augen weiteten sich, als er endlich herausfand, was anders an der Gestalt
war, die ihm gegenüberstand.
    Sie trug keine Maske. Die Lippen bewegten sich, die Muskeln unter den
hohen, hervorstehenden Backenknochen zuckten.
    Der Schädel vor ihm war wirklich – er lebte.
    Da drehte sich sein Gegenüber um und verschwand langsam im Dunkel des
langen, stillen Ganges.
    Forman spürte die Bewegung neben sich. Ein anderer Maskierter stand bei
ihm. »Er ist unser Boss, Forman, und wir gehorchen«, tönte die kalte Stimme
hinter der fluoreszierenden Maske. »Seine Macht ist groß. Er ist anders als
wir. Und niemand weiß, wer er ist. Es ist zwecklos, sich gegen ihn aufzulehnen.
Er tötet schneller, als eine Pistolenkugel oder ein Messer es vermögen. Er
tötet mit seinen Gedanken, seinem Willen.« Die dunkle, behandschuhte Rechte
wies auf die Grabplatten. »Sie alle starben – durch seinen Willen. Wir nennen
ihn M , – M – wie Macht. Denken Sie immer daran, falls Sie einmal etwas tun
sollten, was Sie nachher nicht mehr bereuen können. Er weiß alles!«
    Forman konnte es nicht fassen. Doch er sollte schon bald Zeuge einer
Situation werden, die ihm die ungeheuerliche Macht von M demonstrierte.
     
    ●
     
    Larry Brent stöhnte. Er öffnete die Augen. Es dauerte Minuten, ehe er
bemerkte, wo er sich befand. Er war in seiner Wohnung in der 125. Straße in New
York. Er lag halb angekleidet auf dem Bett.
    Sein Schädel brummte, als habe sich ein Hornissenschwarm darin verirrt.
Larry rappelte sich auf; er wühlte durch seine Haare, schüttelte sich, als
wolle er die Schwere, die wie mit Bleigewichten auf seinen Schädel drückte,
damit vertreiben.
    Er versuchte, sich zu erinnern, doch nur bruchstückweise zog er die Dinge
an die Oberfläche seines Bewusstseins. Der Totenschädel – die brennende Gestalt
auf den Rängen – wo? Stadion – hämmerte es in ihm – er war in einem Stadion
gewesen.
    Larry richtete sich auf. Taumelnd wankte er durch sein Zimmer. Es war
helllichter Tag, und bei ihm brannte noch zusätzlich die Lampe. Er musste in
der Dunkelheit nach Hause gekommen sein.
    »Larry«, sagte er leise, »du heißt Larry Brent.« Er lauschte seiner Stimme;
sie klang wie nach einem schweren Kater. Doch er hatte gestern keinen Tropfen
getrunken, und er war auch nicht mit Iwan Kunaritschew zusammengetroffen. Das
bedeutete, dass der Russe ihm keines seiner zahlreichen Stammlokale in New York
gezeigt hatte.
    Gestern? Was war gestern gewesen? Er zermarterte sich das
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