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0039 - Ich jagte den Mörder meines Freundes

0039 - Ich jagte den Mörder meines Freundes

Titel: 0039 - Ich jagte den Mörder meines Freundes
Autoren: Ich jagte den Mörder meines Freundes
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waren seine Schritte nicht zu vernehmen.
    War sein Foto schon unsympathisch, das Original war es noch viel mehr. Der blanke Schädel wurde von zwei großen abstehenden Ohren flankiert. Das Gesicht war von zahlreichen Runzeln durchfurcht. Die Augen versteckten sich hinter schweren Lidern. Von einem Ohr fehlte ein Stückchen.
    »Warum sind Sie hereingekommen«, näselte er mit hoher Stimme, »obwohl ich Ihnen durch meinen Butler zu verstehen gegeben habe, daß ich nicht gestört zu werden wünsche? Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
    Ich holte zum zweitenmal meinen Ausweis aus der Tasche. »FBI«, sagte ich dabei.
    »Oh«, sagte er durchaus nicht überrascht oder erschrocken, »das habe ich nicht gewußt, Mr. Ca… Co… Ich habe nicht…«
    »Cotton heiße ich.«
    »Mein Butler hat gewiß Ihren Ausweis nicht richtig gesehen. Der Gute ist nämlich kurzsichtig. Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches, Mr. Cotton?«
    »Ich möchte einige Fragen an Sie richten, um deren präzise Beantwortung ich bitte«, erwiderte ich höflich, wie es die Vorschrift befiehlt.
    »Mit dem größten Vergnügen. Fragen Sie also.« .
    »Wo waren Sie in der vergangenen Nacht zwischen ein und drei Uhr?«
    »Zu Hause.«
    »Wann sind Sie nach Hause gekommen?«
    »Gegen Vierundzwanzig Uhr dreißig.«
    »Allein?«
    »Nein, mit einem jungen Mann, der bei mir wohnt.«
    »Heißt dieser junge Mann Hal Ginnis?«
    »Jawohl.«
    »Hat Sie und Mr. Ginnis jemand gesehen, als Sie nach Hause kamen?«
    »Butler und Diener.«
    »Mit den beiden möchte ich mich gleich mal unterhalten.«
    »Ganz nach Belieben.«
    »Sie besitzen gewiß einen Hausschlüssel.«
    »Natürlich.« Er schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
    »Demnach können Sie das Haus verlassen und zurückkehren, ohne daß Sie jemand vom Personal bemerkt, nicht wahr?«
    »Ich verstehe nicht…« Er runzelte die Stirn, und seine schwarzen Knopfaugen musterten mich mißtrauisch.
    Jetzt galt es. Ich sagte kalt: »Also eine Leichtigkeit für Sie — mit oder ohne Ginnis — wieder aus dem Schlafzimmer zu huschen und durch eine Hintertür das Haus zu verlassen. Ich nehme an, Ihr Freund besitzt ebenfalls einen Hausschlüssel. Das gleiche gilt also von ihm. Auch sehr gut möglich. Sie sind beide zusammen nach Manhattan zurückgekehrt. Und zwar genau i dorthin, wo Sie den Abend in netter Gesellschaft verbracht haben. Die Gegend ist zwar ärmlich, aber was macht das schon, wenn man sich angeregt unterhalten kann.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Mr. Cotton. Es ist doch nichts passiert?«
    »Ich will wissen, wo Sie sich zwischen ein und drei Uhr aufgehalten und was Sie getan haben. Jede Minute will ich wissen.«
    »Nun denn, ich habe mit Hal nach unserer Rückkehr bis etwa zwei Uhr im kleinen Salon zusammengesessen, der an mein Schlafzimmer grenzt.«
    »Haben Sie Fliegen gefangen?«
    »Domino gespielt.«
    »Ein kindliches Vergnügen«, sagte ich, stieß langsam den Rauch aus und schüttelte den Kopf. »Dieses Alibi genügt weder Ihnen noch Hal Ginnis.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil jeder von Chathams Gästen unter Mordverdacht steht.«
    Matamoros staunte: »Mordverdacht? Wer soll denn ermordet worden sein?«
    »Tobias Chatham.«
    Ich sah wieder den toten Freund vor mir und fühlte das Blut in den Schläfen pochen.
    Wütend sprang ich auf und packte den alten Gangsterboß an den Aufschlägen seines seidenen Hausmantels. Ich schüttelte ihn wie einen Strohsack.
    »Spitzen Sie Ihre Ohren, mein Lieber, und antworten Sie!« Ich ließ ihn los und sprach etwas ruhiger weiter. »Reizen Sie mich nicht, eine Sprache mit Ihnen zu reden, die an sich nicht meine Sache ist, die Sie selbst aber sehr gut verstehen. Matamoros, es wird sich herausstellen, ob Sie oder Ginnis den Mord verübt haben oder nicht. Jedenfalls sind Sie beide verdächtig. Rücken Sie also mit dem Grund Ihres Besuches bei Toby Chatham heraus. Es ist nur zu Ihrem eigenen Vorteil, wenn Sie recht bald den Mund auf machen.«
    In einem Spiegel sah ich das verzerrte Gesicht eines Mannes, der sich hinter meinem Rücken mit erhobenen Fäusten mir näherte. Ich warf mich herum, versetzte Hal Ginnis einen linken Haken auf die kurzen Rippen und zog die Rechte an sein Kinn. Der Bursche drehte sich um seine eigene Achse und ging zu Boden.
    Matamoros hatte sich vorsorglich hinter einen Sessel zurückgezogen. Er war blaß geworden und sah mich mit flackernden Augen an.
    »Nun aber Schluß«, sagte ich. »Mit solchen Faxen vertrödeln wir nur die Zeit. Man soll nicht
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