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0031 - Teufelstrank um Mitternacht

0031 - Teufelstrank um Mitternacht

Titel: 0031 - Teufelstrank um Mitternacht
Autoren: Jason Dark
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hätte ihn mit einer Silberkugel töten können, aber im Augenblick war Jane Collins wichtiger.
    Ich lief auf sie zu.
    Mit leerem Blick schaute sie mich an.
    Ihr Gesicht war leichenblaß. Ich nahm es in beide Hände. »Jane«, flüsterte ich, »Jane, was ist…?«
    Sie gab keine Antwort. Ich sah, daß sie den Blick senkte und auf das Kreuz starrte.
    Suko schritt an mir vorbei und nahm den Dolch auf. Er tippte mir auf die Schulter. »Wir müssen hinter de Besançon her. Wenn der Kerl entkommt, sehe ich schwarz.«
    Ich erwachte wie aus einer Trance. »Okay.« Dann nahm ich Jane Collins kurzerhand auf den Arm und lief mit ihr auf die Treppe zu.
    Suko fluchte. »Verdammt, jetzt ist dieser Vampir auch verschwunden. So was ist mir noch nie passiert.«
    Ich hörte ihn gar nicht richtig, sondern dachte nur noch an Jane Collins. Ich betete innerlich, daß ich sie noch retten konnte.
    De Besançon war mir im Moment egal.
    ***
    Will Mallmann hatte es längst aufgegeben, über seinen verstauchten Knöchel zu fluchen. Er mußte sich mit seinem Schicksal abfinden. Immer dicker schwoll der Fuß an.
    Der Bach, der ganz in der Nähe vorbeifloß, brachte ihn auf eine Idee. Wenn er sein Taschentuch näßte, konnte er den Fuß vielleicht damit kühlen und ein weiteres Anschwellen stoppen.
    Will hinkte los.
    Immer stärker fiel die Dämmerung in das Hochtal. Nur noch die Spitzen der höchsten Erhebungen standen im klaren Licht. Doch unaufhaltsam wurde die graue Wand der einbrechenden Nacht weitergetrieben.
    Auch die Temperatur sank. Es wurde empfindlich kühl nach dem warmen Sonnentag. Da warme und kalte Luft aufeinanderstießen, bildeten sich Nebelschleier, die wie feine Gespinste über die Wiesen krochen und sich in der Nähe des Bachs zu einer niedrigen grauen Wand zusammenballten. Die Luft schmeckte feucht und klamm. In der Ferne war ein urwelthaftes Röhren zu hören. Die Hirsche hatten Brunftzeit, und ihre Paarungslaute erfüllten den herbstlich gefärbten Wald.
    Längst schon war das Gras feucht. Die einzelnen Halme klebten aneinander. Sie näßten Mallmanns Gesicht.
    Der Kommissar legte zweimal eine Pause ein, bevor er den Bachrand erreichte. Er mußte sich noch durch zähes Unterholz winden, dann erst konnte er seine Hände in die kalte, schnell fließende und sprudelnde Flüssigkeit tauchen.
    Mallmann holte sein Taschentuch hervor, tauchte es ein, wrang es aus, tauchte es wieder ein und band es dann um seinen linken Knöchel. Fest schnürte er den Knoten.
    Die Kühle tat gut.
    »Ja«, stöhnte der Kommissar, »das ist richtig.« Er spielte mit dem Gedanken, hier am Bachufer einfach sitzenzubleiben, doch dann fiel ihm ein, daß er an dieser Stelle schwer zu finden war. Hinzu kam noch der Nebel, der streifenartig über dem Schloßvorhof lag. Will Mallmann beschloß, wieder an die alte Stelle zurückzukehren. Zuvor jedoch tauchte er das Tuch noch einmal ein und kühlte seinen Knöchel.
    Dann humpelte er zurück. Mit sich und der Welt unzufrieden. Oft stellte er sich die Frage, wie es seinen Freunden erging. Er hörte nichts und sah nichts, und auch von seinen Gegnern war keine Spur zu entdecken.
    Diesmal kürzte der Kommissar den Weg ab.
    Und dann sah er die Gestalt.
    Sie stand wie ein Schatten im Nebel und wandte dem Kommissar den Rücken zu.
    Mallmann hielt inne. Er wagte kaum zu atmen. Der Unbekannte lauerte nur wenige Schritte vor ihm.
    Wo er so plötzlich hergekommen war, darüber machte sich der Kommissar keine Gedanken, für ihn zählte nur, daß er nicht zu seinen Freunden gehörte.
    Der Kerl mußte auf irgendwen warten, dies war seiner Haltung deutlich anzumerken.
    Zwischen ihm und Mallmann wogten die Nebelschleier. Der deutsche Kommissar war vorsichtig. Er wollte kein Risiko eingehen, legte sich etwas auf die Seite und fingerte nach seiner Beretta. Behutsam zog er die Waffe aus dem Gürtel. Dann stützte er sich mit der linken Hand auf, gelangte in eine sitzende Stellung und streckte den rechten Arm aus.
    Plötzlich wirbelte der Unbekannte herum. Er mußte irgend etwas gehört haben.
    Mallmann erschrak.
    Er sah in ein bleiches, verzerrtes Gesicht, in dem der Mund weit aufgerissen war und zwei nadelspitze Zähne präsentierte.
    Der Mann vor dem Kommissar war ein Vampir!
    ***
    Will Mallmann begriff im Bruchteil einer Sekunde. Er stand nicht zum erstenmal einem Vampir gegenüber, und doch jagte ihm dieser Anblick noch immer einen heißen Schrecken ein.
    Er und sein Gegner starrten sich an.
    Mallmann schaute über den Lauf
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