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0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

Titel: 0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung
Autoren: Am Morgen meiner Hinrichtung
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Hauptquartier des FBI. Unser Chef aus New York mußte uns schon telefonisch beim allerhöchsten FBI-Boß angemeldet haben, denn wir wurden sofort vorgelassen.
    Na, Sie haben Hoover vielleicht schon mal auf ’nem Bild in einer Illustrierten gesehen, ich brauche mich also nicht mit der Beschreibung dieses Mannes aufzuhalten. Nur eines will ich sagen: Und wenn ich nie ein Bild von ihm gesehen hätte, als ich dem Mann gegenüberstand, wußte ich auf den ersten Blick: Das ist der Chef und kein anderer.
    »Ich freue mich«, sagte Mr. Hoover, »daß ihr pünktlich angekommen seid. Darf ich euch mit Señor Archivarez be- .. kannt machen? Señor Archivarez, das sind die beiden Männer, von denen ich sprach.«
    Aus einem Sessel erhob sich ein kleiner quicklebendiger Südländer mit weißem Schnurrbart und kam auf uns zu.
    »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen, meine Herren«, sagte er in einem Englisch, das zwar sehr gepflegt klang, aber garantiert nicht aus den USA stammte. Es hörte sich sehr nach englischem Universitätsenglisch an.
    Nachdem wir uns bekannt gemacht hatten, begann der Chef: »Señor Archivarez ist der Innenminister von Venezuela, Jungs. Er hat euch eine interessante Geschichte zu erzählen. Hört sie euch nur in Ruhe an.«
    Ich dachte sofort an Mädchenhandel. Venezuela — das ist Südamerika, und Südamerika ist für die Kriminalisten nur in zwei Punkten von Interesse, einmal durch den Mädchen- und zum anderen durch den Rauschgifthandel. Aber ich merkte bald, daß ich schieflag.
    Der Innenminister erzählte uns nämlich in wesentlich kürzerer Fassung, als ich sie dann in der Todeszelle vom Pfarrer hörte, die Geschichte von drei Leuten, die man zum Tode verurteilt hatte, die aber in der Nacht vor der Hinrichtung unerklärlicherweise spurlos aus der Todeszelle verschwunden waren.
    »Wir dachten natürlich an Bestechung«, sagte er. »Wir wechselten das Personal. Der zweite Mann verschwand genauso spurlos wie der erste. Wir tauschten abermals das Aufsichtspersonal aus. Der dritte Mann verschwand. Tja, ich wüßte nicht, wie da eine Bestechung die Ursache sein könnte. Denn daß sich dreimal unabhängig voneinander sorgfältig ausgewählte Leute zu einer solchen Tat bestechen lassen, das ist doch sehr unwahrscheinlich.«
    »Tja«, sagte unser Chef nach einer Weile. »Señor Archivarez hat da einen tollen Plan entwickelt. Hört ihn euch erst an. Wenn er euch zu waghalsig erscheint, könnt ihr ihn ohne weiteres ablehnen. Ich sage euch ganz ehrlich, daß ich es euch nicht übelnehmen würde, wenn ihr den Plan ablehnt. Denn dieser Plan ist — verzeihen Sie, Señor —, dieser Plan ist wirklich das Tollste, was mir je zu Ohren gekommen ist. Und das will etwas heißen.«
    Phil rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her. Mir ging es nicht viel anders. Auch ich war gespannt wie ein Flitzbogen.
    Und Señor Archivarez packte aus.
    Auffällig sei, sagte er, daß jedesmal Leute verschwunden wären, die vorher eine größere Summe erbeutet hatten und dieses Geld so verstecken konnten, daß es nicht gefunden wurde. Das wäre das einzige, was die drei Verschwundenen gemeinsam hätten. Und wenn man das Rätsel lösen wolle, müsse man es eben von dieser Stelle aus anpacken.
    »Und wie stellen Sie sich das im einzelnen vor?« erkundigte ich mich.
    »Zwei Leute müssen bei uns in der Hauptstadt eine Bank überfallen und eine möglichst große Beute dabei machen. Natürlich ohne jemanden dabei zu verletzten oder gar zu töten. Diese beiden Leute müssen sich irgendwann von der Polizei erwischen lassen. Vorher müssen sie das Geld in Sicherheit gebracht haben. Ich würde vorschlagen, das Geld schicken Sie an mich, dann ist es wohl aufgehoben. Diese beiden Leute müßten aber noch so tun, als hätten sie sich auf der Flucht entzweit. Einer muß dem anderen ein paar Kugeln durch den Rock schießen, der muß den Toten spielen. Ich würde dafür sorgen, daß dieser anscheinend Verletzte in ein zuverlässiges Hospital käme. Dort würde der Chefarzt nach einigen Stunden offiziell bekanntgeben, daß der Mann seinen Verletzungen erlegen sei…«
    »Warum das Theater mit dem Komplizen?« fragte ich treuherzig. Ich war wirklich ein bißchen begriffsstutzig. Aber wer hätte auch auf so einen Plan kommen können?
    »Unser Gericht muß doch einen Grund haben den Mann zum Tode zu verurteilen! Wegen eines gewöhnlichen Banküberfalles wird keiner zum Tode verurteilt. Wenn aber der eine Räuber den anderen umbringt, dann ist das ein
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