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0029 - Ich, das Gift und Mister X

0029 - Ich, das Gift und Mister X

Titel: 0029 - Ich, das Gift und Mister X
Autoren: das Gift und Mister X Ich
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ausgerechnet für diese Gegend eine so große Vorliebe hatte. Obwohl er selbst ein waschechter Yankee ist, haust Captain Coster von der See-Division der City Police schon mindestens zwanzig Jahre zwischen den Italienern. Auf seine Lebensgewohnheiten hat das natürlich gründlich abgefärbt, und ich möchte behaupten, dass auch ein routinierter Neapolitaner keine größeren Berge Spaghetti verputzen kann als unser guter alter Dick.
    An diversen Mengen von Gipsfiguren vorbei bahnte sich der Jaguar einen Weg durch schreiende Bambinos, wütend kläffende Hunde und heiser brüllende Krawatten-Händler. Phil und ich schwitzten Blut und Wasser, als wir endlich vor der alten Bruchbude ankamen in deren Treppenhaus eine Wolke hing, die aus einem atemberaubenden Duftgemisch von Nudeln, verbranntem Olivenöl, Knoblauch, Tabak und Schweiß bestand.
    ***
    Wir kletterten die wurmstichigen Stiegen hoch und bezwangen mannhaft die Versuchung, an dem windschiefen Geländer Halt zu suchen, wenn eine Treppenstufe besonders verdächtig quietschte. Stöhnend standen wir endlich vor der. Tür, hinter der wie immer das sirenenartige auf- und abschwellende Gezeter der dicken Wirtin von Coster zu vernehmen war.
    »… Nagel an meinem Sarg! Du sollst dich beeilen, Clara… Tag dasselbe Theater mit dir… Madonna mia, es ist zu Heulen du… der Capitan vom Dienst kommt, muss… Risotto längst fertig sein, und du hast noch nicht mal den Reis geholt…«
    »Wie lange braucht Clara, um einzukaufen?«, fragte ich Phil der mit zugehaltener Nase neben mir lauschte, »’ne Stonde mändästäns!«, näselte er.
    »Und wie lange braucht der Reis um weich zu werden?«
    »’ne halbe Stonde mändästens!«, war die Antwort.
    »Anderthalb Stunden also! - Wollen wir warten, Alter?«
    Phil ließ vor Schreck seine Nase los: »Äch wörde stärben, Järry!«
    »Ich will die USA nicht um einen ihrer besten G-men bringen«, tröstete ich ihn. »Fahren wir also erst zum Stadtbüro.«
    Während Mama Ronigrisiotta weiter mit Clara schimpfte, strapazierten wir wieder die empört quietschende Treppe, gelangten vor der Haustür an und wollten gerade ins Freie treten, als es passierte.
    Nicht mal der ohrenbetäubende Straßenlärm vermochte die harte Melodie der Tommy-Gun zu übertönen, die in diesem Moment zu dröhnen begann.
    ***
    Diesmal kamen die Schüsse nicht aus einem Dachfenster. Diesmal war überhaupt alles ganz anders, als bei dem Teufelsspuk in New Jersey. Denn abgesehen davon, dass der Schütze diesmal in einem Auto saß, waren wir nicht allein in der Gegend. Nur in einem Punkt glich die Situation den Anschlag, den wir vor knapp einer Stunde überstanden hatten: Wir waren vollkommen ahnungslos.
    Nun hat man uns ja schon öfters auf uns geschossen, ohne uns vorher schonend vorzubereiten. Wir handelten wie immer rein instinktiv. Wir warfen uns zurück und dann dicht an der Flurwand zu Boden.
    Die Geschosse pfiffen scharf neben uns ins Treppenhaus, eine Kugel riss mir das Jackett auf und eine riss Phil den Hut vom Kopf. Dann zischten sie schon hoch über uns hinweg. Schräg hinter mir zerbrach mit trockenem Knirschen eine gipserne Lady, die mit freundlichem Lächeln auf einen Mauervorsprung gestanden hatte. Ich selbst lag flach auf dem Boden.
    Die Beleuchtung im Treppenhaus war zum Glück für uns miserabel, und ich bezweifelte, dass uns der hinterhältige Schütze auch nur undeutlich sehen konnte.
    Dafür bezweifelte ich aber ganz und gar nicht, dass uns der Mann schon von New Jersey her verfolgt hatte.
    Länger als fünf Sekunden dauerte das Tackern der Tommy Gun bestimmt nicht. Aber Sie können sich kaum vorstellen, was in fünf Sekunden alles passieren kann und wie gemein lang einem diese Zeitspanne vorkommt, wenn man in einem fremden Hausflur liegt und mindestens zwei Dutzend lebensgefährliche Bienen über einen hinwegfliegen.
    Ich sah in diesen Sekunden auf die Straße hinaus. Ich sah das Pflaster, ein Schaufenster, in dem mehrere Körbe voller Orangen standen und ich sah ein winziges Stück von einer chromblitzenden Stoßstange.
    Ich hörte das Bellen der Maschinenpistole, grelles Kreischen von Frauen, das Klappen von Fenstern, das Wimmern eines Kindes und zuletzt das Aufheulen des Automotors.
    Phil und ich fuhren fast gleichzeitig wieder in die Höhe und rannten ins Freie. Mit singenden Reifen bog in diesem Augenblick ein dunkler Packard um die nächste Ecke. Zum Schießen war es schon zu spät. Wir schoben die Waffen in die Halfter und stürzten zu
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