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0025 - Der Satansdiener

0025 - Der Satansdiener

Titel: 0025 - Der Satansdiener
Autoren: Susanne Wiemer
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eingestürzten Decke löste sich ein einzelner Stein und fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Steinboden. Neben der hölzernen Falltür mit dem schweren, verrosteten Eisenring blieb Zamorra stehen. Er zögerte einen Moment, dann löste er geschickt das Amulett von seinem Hals.
    »Häng es dir um«, bat er seinen Freund. »Ich werde schnell zurück sein.«
    Bill Fleming musterte den silbernen Talisman aus schmalen Augen. »Und was soll das bezwecken?«
    »Stell jetzt bitte keine Fragen! Ich werde es dir später erklären. Fertig?«
    Bill zuckte die Achseln und streifte sich die dünne Kette über den Kopf. Er zuckte leicht zusammen, als er das kühle, eigentümlich lebendige Metall auf der Haut spürte. Bill wusste nur andeutungsweise, was es mit dem Amulett auf sich hatte, er glaubte nicht recht daran – und das war gut so, denn sonst hätte er mit Sicherheit dagegen protestiert, dass Zamorra die Gruft ohne den mächtigen Schutz des Talismans betrat.
    So zuckte Bill lediglich mit den Schultern, bückte sich und zog an dem rostigen Eisenring. Die schwere Falltür ließ sich überraschend leicht öffnen. Das Licht von Zamorras Taschenlampe erfasste steinerne Stufen, die nach unten führten. Rasch huschte er abwärts, gab Bill ein Zeichen, und sein Freund schloss eilig die Klappe, weil er noch von ihrem ersten Besuch auf der Adlerburg wusste, dass die dämonischen Wesen dort unten keine Gelegenheit haben durften, aus der Gruft zu entkommen.
    Zamorra verharrte im Dunkeln.
    Die Taschenlampe in seiner Hand war erloschen, kaum dass sich die Falltür über seinem Kopf geschlossen hatte. Aber er wusste, dass es nicht lange dunkel bleiben würde. Feuerdämonen bewachten Alban de Bayards Grab. Besiegte Dämonen, Wesen der Finsternis, die er sich zu seinen Lebzeiten Untertan gemacht hatte – aber Zamorra fühlte sich trotzdem nicht wohl in seiner Haut.
    Gestern hatte Alban de Bayard die Dämonen in ihre Schranken verwiesen, bevor sie den Professor angriffen.
    Und wenn er das diesmal nicht tat? Wenn er es vielleicht gar nicht konnte – ohne das Schwert des Feuers? Der Gedanke durchzuckte Zamorra wie ein Stromstoß, und für einen Moment musste er gegen die kalte Furcht ankämpfen, die in ihm aufzusteigen drohte.
    Ein seltsames, hohes Singen hing plötzlich in der Luft.
    Schwacher Lichtschein glänzte auf, schien förmlich aus dem Nichts zu kommen. Ringsum begann die Luft auf eigentümliche Weise zu gleißen. Vereinzelte Funken tauchten auf, wie Glühwürmchen an einem Sommerabend, die Lichtpunkte verdichteten sich zu tanzenden Wolken – und vor Zamorras Augen materialisierten sich erneut die Feuerdämonen.
    Flammen züngelten.
    Leises, irrwitziges Gelächter füllte die Luft, ein kurzes, drohendes Fauchen. Der seltsame Singsang verstärkte sich, schwoll an und glich immer mehr dem Brausen des Windes, während sich aus den zuckenden, lodernden Flammengestalten allmählich bleiche Gerippe schälten.
    Sie kamen näher.
    Ein seltsamer blauer Schein umfloss sie, schon konnte Zamorra die Kälte spüren, die von ihnen ausging. Sie umtanzten ihn, kreisten ihn ein. Eisiges Feuer drohte ihn zu erfassen. Fahle Totenschädel grinsten ihn an, winzige Flämmchen zuckten in leeren Augenhöhlen, und das Fauchen und Zischen schwoll zu einem wütenden, mordgierigen Heulen an.
    Zamorras Blick war fest auf den Sarg in der Mitte der Gruft gerichtet – aber nichts geschah.
    Der Professor biss die Zähne zusammen. Er wusste glasklar, dass er den Dämonen ohne das Amulett völlig wehrlos ausgeliefert war.
    Kein lebender Mensch konnte sie besiegen. Nicht ohne Hilfe! Er starrte in die grinsenden Höllenfratzen, in die leeren, von Feuerschein erfüllten Augenhöhlen und kämpfte verzweifelt gegen den Impuls, sich herumzuwerfen und eine sinnlose Flucht zu versuchen.
    Aus, dachte er.
    Es gab kein Entkommen. In der nächsten Sekunde mussten die Ausgeburten der Hölle über ihn herfallen. Wie in einer Vision sah er wieder die schrecklich zugerichtete Leiche seines Onkels Louis de Montagne vor sich, den ebenfalls Feuerdämonen getötet hatten und…
    Es war, als werde er plötzlich von der machtvollen Ausstrahlung eines fremden Willens getroffen.
    Die Dämonen wichen zurück, duckten sich wimmernd wie unter Peitschenhieben. Ihr Heulen wurde kläglich, mit allen Anzeichen der Furcht pressten sie sich an die Wand, und ihre Gestalten verschwammen und wurden wieder zu tanzenden Funken.
    Schwacher rötlicher Widerschein erfüllte die Gruft.
    Und in dem
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