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0025 - Der Overhead

0025 - Der Overhead

Titel: 0025 - Der Overhead
Autoren: Kurt Mahr
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und dachte mit Bedauern daran, daß Farina nun in jedem Fall zu spät kommen würde.
     
    *
     
    „Ein vorzüglicher Tip, Mr. Adams!" jubelte Bradley. „Hanson & Sohn ist seit gestern um zwölf Punkte gestiegen!"
    Adams fühlte sich von dem überschwenglichen Ausbruch nur wenig beeindruckt. Er lächelte ein wenig spöttisch und sagte: „Haben Sie nur Geduld! Sie werden noch weiter steigen. Wenigstens noch um dreißig Punkte, schätze ich."
    Bradley setzte sich vor die andere Seite des Schreibtisches. In den vergangenen drei Tagen war er wenigstens zweimal am Tag bei Adams gewesen. Adams empfing ihn in einem kleinen Büroraum, der durch nichts verriet, wer Adams in Wirklichkeit war. Er hatte sich schon ein paarmal gefragt, was ihn dazu veranlaßt habe, an Elmer Bradley einen solchen Narren zu fressen. Aber er fand keine Antwort darauf. Der junge Mann gefiel ihm einfach.
    Er gefiel ihm so sehr, daß er ihm am ersten Tag ihrer Bekanntschaft dreißigtausend Dollar geliehen hatte, damit er seinen Schaden wieder wettmachen konnte. Bradley hatte sich des Vertrauens als würdig erwiesen und Adams die erworbenen Aktien vorgezeigt. Adams selbst hatte ihm den Hanson & Sons-Tip gegeben und damit eine gute Nase gehabt. Insgesamt waren seit vorgestern Hanson & Sons um einundzwanzig Punkte gestiegen - das heißt: Bradley hatte an den eingezahlten dreißigtausend knapp zehntausend verdient.
    „Ich habe etwas für Sie!" sagte Bradley plötzlich und machte dazu ein Gesicht, als habe er Weihnachtsgeschenke eingekauft. Adams zog die Brauen in die Höhe.
    „So? Zweigen Sie her!"
    Bradley zog ein mehrmals zusammengefaltetes, zeitungsähnliches Gebilde aus der Tasche, das sich bei näherer Betrachtung als privater Börsenprospekt erwies.
    Adams studierte ihn sorgfältig, und je länger er las, desto aufgeregter wurde er.
    „Das hat die Welt noch nicht gesehen!" stieß er schließlich hervor. „Der Mann muß ein Narr sein!"
    Bradley machte ein etwas verlegenes Gesicht.
    „Ich dachte, daß es Sie interessieren würde", sagte er. „Aber, um ehrlich zu sein, ich verstehe nicht allzuviel davon. Wollen Sie's mir erklären?"
    Adams nickte eifrig und begann: „Jemand - ein Peruaner - gibt vor, eine sehr ergiebige Goldmine gefunden zu haben. Das abbauwürdige Vorkommen wird auf mehr als zehn Millionen Tonnen geschätzt. Gutachten liegen vor. Der Mann hat mit all dem Geld, das ihm zur Verfügung stand, den nötigen Boden erworben und will nun eine Aktiengesellschaft zur Ausbeutung der Mine gründen.
    Die peruanischen Finanzgesetze sind ziemlich lasch. Er hat also seine Idee ausgeschrieben, und da er selbst sich bisher noch keine Kompagnons gesucht hat, beziffert er den Grundbesitz mitsamt der Goldgrube auf dreißig Prozent des Stammkapitals der zu gründenden Gesellschaft und überläßt es jedem, der Lust hat, sich mit den übrigen siebzig Prozent und damit der unantastbaren Majorität einzukaufen!"
    Adams sonst so ausdruckslose Augen hatten zu glänzen begonnen. Er kümmerte sich nicht darum, ob Bradley die Erklärung verstanden hatte. Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor und schoß humpelnd zur Tür hinaus. Bradley wartete länger als eine Stunde auf ihn. Erst dann begann er zu glauben, daß er ihn an diesem Tag nicht mehr zu sehen bekommen werde, und verließ das Büro.
    Adams jedoch entwickelte inzwischen eine Tätigkeit wie ein eruptierender Vulkan. Von seinem eigentlichen Büro aus gab er Anweisungen an die Banken der General Cosmic, den für den Ankauf der peruanischen Aktien nötigen Betrag zur Verfügung zu stellen. Der Betrag machte nach oberflächlicher Schätzung etwa anderthalb Milliarden Dollar aus, und ebenso oberflächlich errechnete Adams, daß die General Cosmic an der Goldmine wenigstens sechs Milliarden verdienen würde.
    Eine halbe Stunde, nachdem er den Prospekt gelesen hatte, führte Adams ein ausgedehntes Telefongespräch mit Senor Ramirez in Callao, dem Besitzer des zukünftigen Minengrundstückes. Ramirez war über alle Maßen erfreut, daß sich so schnell ein Partner gefunden habe, und versprach, die geologischen Gutachten noch am selben Tag nach New York abzusenden.
    Am Abend dieses Tages tätigte die General Cosmic Company - GCC genannt - den größten Einzelkauf, den es je in der Geschichte der Finanzwissenschaft gegeben hatte. Homer G. Adams erwarb für l451788000,00 Dollar Aktien der neugegründeten Peruvian Gold.
    Das waren insgesamt 71 Prozent des gesamten Aktienkapitals. In dieser Nacht konnte selbst
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