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0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java
Autoren: Friedrich Tenkrat
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hatte…
    ***
    Wade C. Davis war ein sehniger, knochendürrer Mann mit grauen Haaren. Dichte schwarze Augenbrauen, eine unübersehbar vorspringende Nase und zahlreiche tiefe Falten kennzeichneten sein Gesicht. Die Augen verrieten Menschenkenntnis.
    Davis stammte aus London. Seit er die Marineakademie absolviert hatte, widmete er sich ganz der Erforschung des Meeres. Bereits zwanzig Jahre war er mit immer neuen Forschungsaufträgen beschäftigt. Gemeinsam mit einem Kollegen war es ihm gelungen, eine Aqualunge zu entwickeln, die es einem Menschen ermöglichte, freischwimmend in größere Tiefen zu tauchen. Mit einem Ingenieur entwarf er außerdem ein äußerst manövrierfähiges Zwei-Mann-Unterseeboot für eine Tauchtiefe bis zu dreihundertfünfzig Metern. Die Filme, die er mit seinem tüchtigen Team drehte, liefen auf der ganzen Welt im Kino und im Fernsehen. Einige davon wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet.
    Alles in allem war der heute fünfzigjährige Forscher ein äußerst erfolgreicher Mann, der über seine wissenschaftliche Gabe hinaus noch das Talent besaß, aus seiner Arbeit reichlich Kapital zu schlagen. Dies ermöglichte ihm neue Expeditionen, die allesamt ein kleines Vermögen verschlangen.
    Wade C. Davis stand auf der Brücke der »Bossa Nova«.
    Er konnte von hier aus die Riffe beobachten und das wechselnde Farbenspiel der blaugrünen, bald malvenfarbenen Korallenmassive erkennen.
    Davis hörte Schritte und wandte sich um.
    Marty Maddock trat auf ihn zu.
    Maddock war ein feiner Kerl, von dem man alles haben konnte. Er war ein kräftiger Bursche, der fingerdicke Eisenstangen verbiegen konnte, ohne sich dabei besonders anzustrengen. Sein Stiernacken glänzte vor Schweiß. Um den Flüssigkeitsverlust wieder wettzumachen, trank er häufig wie ein Kamel, das in die Wüste geschickt wird.
    Maddock war Archäologe, Schriftsteller und Journalist. Als ständiger Teilnehmer an den Forschungsreisen der »Bossa Nova« kommentierte er die meisten der von Davis gedrehten Fernsehfilme, was auch ihm mehrere internationale Auszeichnungen eingebracht hatte.
    »Na, Wade«, sagte er freundlich und blinzelte dem Expeditionsleiter, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband, schelmisch zu. »Wie fühlt man sich an seinem fünfzigsten Geburtstag?«
    Davis zuckte die Achseln. »Eigentlich so wie an jedem anderen Tag.«
    »Hast du nicht das Gefühl, daß heute ein ganz besonderer Tag ist?«
    »Nein.«
    »Fünfzig wird man aber nur einmal.«
    »Fünfzigeinhalb auch. Und neunundvierzig auch.«
    Maddock wies auf die Männer, die sich für den Taucheinsatz vorbereiteten. »Die Jungs würden dir ein prachtvolles Geburtstagsgeschenk machen, wenn sie das Silberschiff, nach dem wir nun schon seit einem Monat suchen, ausgerechnet heute finden würden, was?«
    »Damit würden sie mir wirklich eine große Freude machen«, gab Davis zu.
    Die Suche nach dem Silberschiff war Maddocks Idee gewesen. Er hatte in einem holländischen Museum Schriften entdeckt, die ihn auf die Spur eines Silbertransports gebracht hatten. Eingehende Studien hatten ergeben, daß sie keinen Hirngespinsten nachjagen würden, wenn sie sich hier, vor Javas Küste, auf die Suche nach dem versunkenen Schiff machen würden.
    Es hatte nicht allzu vieler Worte gebraucht, um Wade C. Davis für die Sache zu interessieren, und obwohl sie noch nicht einmal einen rostigen Schiffsnagel gefunden hatten, war Davis zuversichtlich, daß sie diese Expedition erfolgreich beenden würden.
    Maddock blickte in Richtung Insel.
    Da bemerkte er eine bizarr geformte, flach auf dem Wasser liegende Nebelschwade, die sich auf der Meeresoberfläche der »Bossa Nova« näherte.
    »Hast du schon mal einen so komischen Nebel gesehen, Wade?«
    Davis blickte in die gezeigte Richtung.
    »Eigenartig«, sagte er. »Sieht so aus, als würde das Meer dampfen.«
    »Mir kommt das irgendwie unheimlich vor«, sagte Marty Maddock nachdenklich. »Wieso?«
    »Ich kann’s nicht erklären«, antwortete Maddock achselzuckend. Er wußte selbst nicht genau, ob er es ernst meinte oder nur Spaß machen wollte, als er sagte: »Vielleicht wäre das ein Nebel für diesen Geisterjäger von Scotland Yard, den wir in Djakarta getroffen haben.«
    »Ich habe ihn eingeladen, einen Nachmittag bei uns an Bord zu verbringen«, sagte Davis, ohne den Blick von jener geheimnisvollen Wolke zu nehmen.
    »Und? Hat er zugesagt?«
    »Er wird bald hier eintreffen, nehme ich an.«
    »Dann kann er sich das Ding ja mal ganz
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