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0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt

0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt

Titel: 0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt
Autoren: Kurt Mahr
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Theater, „schicken Sie mir den Major herein. Ich habe etwas mit ihm zu besprechen!"
    Der Mann gehorchte. Er verließ das Zimmer, und eine halbe Minute später kam Major Kalenkin herein. Er hatte den Mann, von dem er gerufen worden war, niemals zuvor gesehen, aber er wußte, daß er jeden seiner Befehle wortgetreu und ohne Zögern auszuführen hatte. Er salutierte also exakt, und daraufhin begann Strelnikow: „Hören Sie gut zu! Ich will Ihnen etwas erklären. Es hört sich ziemlich schwierig und konfus an, aber bei Ihrer Intelligenz..."
     
    *
     
    Zwölf Uhr neunundfünfzig. Unsichtbar drang Deringhouse in das Haus in der Kujbyschewer Straße ein. Es war eine jener häßlichen Mietskasernen mit fünfzehn Stockwerken. Der Apparat, von dem aus der „Große Sieg" seine Telefongespräche geführt hatte, stand in der Wohnung Nr. 13 C. Deringhouse glitt hinauf. Die Wohnungstür war verschlossen, und im Gang waren ein paar Leute. Deringhouse wartete, bis sie entweder in ihren Wohnungen verschwunden oder in den Lift gestiegen waren, dann Öffnete er die Tür, indem er das Schloß mit seinem Neutronenstrahler ein paar Sekunden lang bestrahlte und seine Bestandteile durch Kernreaktionen mit dem überaus hohen Neutronenfluß in andere Stoffe verwandelte, die untereinander keinen Zusammenhalt mehr hatten. Als er die Tür aufstieß, rieselte aus dem Schloß glitzernder, radioaktiver Metallstaub.
    Deringhouse trat ein. Er war überzeugt gewesen, daß die Wohnung leer sei. Sicherlich hatte Strelnikow genug Zeit gehabt, um von hier zu verschwinden. Aber zu Deringhouses Überraschung kauerte auf dem Boden des kleinen Vorplatzes ein Mann. Er hielt den Kopf nach vorn gebeugt und die Augen halb geschlossen. Über die linke Wange zog sich ein roter Streifen.
    Der Mann war alt und hatte weiße Haare. Er schien das Öffnen der Tür nicht bemerkt zu haben; wenigstens rührte er sich nicht. Auf den Knien hatte er einen Zettel aus braunem Packpapier liegen.
    Deringhouse konnte lesen, was in unbeholfenen Buchstaben darauf stand: Agent der Dritten Macht! Strelnikow ist geflohen. Ich kann dir sagen, wo er ist. Er hat mich geschlagen!
    Deringhouses erster Eindruck war der, man habe eine Falle für ihn aufgebaut. Wer war der Mann?
    Dann überdachte er die Situation. Der alte Mann sah so aus, als sei er Strelnikows Diener gewesen oder sein Sekretär. Als Sekretär mochte er einiges von den Dingen mitgehört haben, die in Strelnikows Gegenwart gesagt wurden. Es war nichts dabei zu finden, daß er über die Existenz eines Agenten der Dritten Macht informiert war und, daß er von dessen besonderen Fähigkeiten wußte. Er hatte den Zettel geschrieben, weil er annahm, der Agent werde die Wohnung als Unsichtbarer betreten.
    Strelnikow hatte ihn geschlagen, daher die Narbe. Um sich zu rächen, bot er Informationen über Strelnikows Verbleib an.
    „Stehen Sie auf!" sagte Deringhouse.
    Der alte Mann fuhr zusammen, wahrscheinlich hatte er geschlafen. „Wo... wer...?" stammelte er. „Ich stehe vor Ihnen", antwortete Deringhouse. „Ich bin der Agent der Dritten Macht. Sie wollen mich zu Strelnikow führen."
    Einen Augenblick lang sah es so aus, als habe der alte Mann seine Courage überschätzt. Er zitterte vor Angst und kam nur mühsam vom Boden auf. „Ja ... ich ...", stotterte er. Deringhouse kam ihm zu Hilfe. „Sie brauchen vor mir keine Angst zu haben. Wie heißen Sie?"
    „Nikolaj."
    „Und Sie wissen, Nikolaj, wohin Strelnikow geflüchtet ist?" Nikolaj nickte. „Woher wissen Sie das?"
    „Ich belauschte ein Gespräch mit einem jungen Offizier, der hier in der Wohnung war."
    „Wollen Sie mich führen?" fragte Deringhouse. Nikolaj nickte eifrig. „ Warum hat er Sie geschlagen?" wollte Deringhouse wissen. Nikolaj zuckte mit den Schultern. „Als er ging, sagte er zu mir: Das hast du für deine Schnüffelei! Er schlug mich mit der Hundepeitsche ins Gesicht."
    Mit blitzenden Augen machte Nikolaj eine zerfahrene Handbewegung zu seiner rechten Wange.
    Deringhouse nickte.
    „Alle diese Leute", murmelte er, „entgehen ihrem Schicksal nicht. - Können wir sofort aufbrechen?"
    Nikolaj erklärte, während sie mit dem Lift hinunterfuhren, daß Strelnikows neues Versteck ganz in der Nähe liege. Es war für sie am bequemsten, wenn sie zu Fuß hingingen.
     
    *
     
    Major Kalenkin trug Zivil und lehnte an einer Straßenecke wie einer jener Leute, die den letzten Tag ihrer Rekonvaleszenz dazu benutzten, sich die Fabrik von außen anzusehen und die armen
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