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0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt

0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt

Titel: 0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt
Autoren: Kurt Mahr
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ansehen. Er konnte immer wieder zurückkommen, wenn er dort keinen Erfolg hatte. Er verließ das zentrale Fernmeldeamt um 11.35 Uhr und war wiederum zehn Minuten später in der Straße des 28. Oktober, in der Sirow sein Versteck hatte. Er sah die Menschenansammlung vor dem Haus sofort und zweifelte keinen Augenblick daran, daß mit dem Marschall in der Zwischenzeit etwas vorgefallen war. Unsichtbar, wie er war, drang er vorsichtig - um mit niemand zusammenzustoßen - durch das breite Portal ein und schwebte durch das Treppenhaus zum achten Stockwerk hinauf, in dem Sirows Wohnung lag.
    Die Wohnung war markiert durch eine Gruppe uniformierter Männer und durch einen etwa handbreiten Riß, der von oben bis unten gezackt wie ein Blitz durch die Gangwand lief. Deringhouse blieb weiter vorn im Gang stehen und wartete darauf, daß die Polizisten die Wohnungstür freigaben. Währenddessen hörte er, daß sich in der Wohnung unter eigenartigen Umständen eine Explosion ereignet habe. Niemand wußte offenbar, wer der Inhaber der Wohnung war, und niemand hatte eine Ahnung, was die Explosion hervorgerufen haben könne.
    Nachdem Deringhouse eine Viertelstunde lang gewartet hatte, hielt er jeden weiteren Zeitverlust für gefährlich und setzte seinen Psychostrahler ein. Gemäß hypnotischem Befehl wichen die Männer vor der Tür zur Seite und ließen ihn eintreten.
    Im Innern der Wohnung waren wenigstens sechs Polizisten an der Arbeit. Deringhouse zwang sie der Reihe nach unter seinen Willen und betrat dann Sirows Arbeitszimmer. Dort, wo früher die Tür gewesen war, gähnte jetzt ein Loch, Der Boden war aufgerissen und die Decke über der Tür zum Teil eingestürzt. Man konnte die Wohnung im neunten Stockwerk durch das Loch hindurch sehen.
    Seltsamerweise hatte die Explosion im Zimmer selbst jedoch kaum Schaden angerichtet. Ein Büchergestell war umgefallen und hatte seinen Inhalt über den Boden verstreut. Das war alles. Das Buch, das am weitesten geschleudert worden war, lag neben der Hand eines Mannes, den die Explosion von den Beinen gerissen und auf den Boden gestreckt hatte. Welinskij.
    Deringhouse beugte sich über ihn, während die Polizisten sich unter seinem hypnotischen Befehl an der Wand entlang aufreihten. Welinskij lag auf dem Bauch. Deringhouse drehte ihn auf den Rücken und sah auf den ersten Blick, daß er nicht mehr am Leben war. Welinskij!
    Deringhouse ballte die Hände. Er war ein so begeisterter, junger Narr gewesen. Er hätte ihn nicht allein mit Sirow, dem alten Fuchs, in der Wohnung lassen sollen. Aber er wollte ihnen zeigen, was sie für diesen Mord bekamen!
     
    *
     
    Eine Viertelstunde später war er wieder auf der Straße. Dann nämlich, als er erkannt hatte, in welcher Gefahr er schwebte. Sirow war geflüchtet, und was war wahrscheinlicher, als, daß Sirow glaubte, er, Deringhouse, werde im Laufe der nächsten Stunden zurückkommen, um Welinskij abzulösen? Auch ein Unsichtbarer mit einer Psychowaffe konnte eingefangen werden, wenn der Haufen der Verfolger groß genug war und sie sich geschickt genug anstellten.
    In dieser Viertelstunde hatte er das Loch untersucht, das die Explosion gerissen hatte. Selbst ein Nichtfachmann konnte erkennen, daß die Sprengwirkung von der Türschwelle aus senkrecht nach oben wirkte. Welinskij mußte dort gestanden haben, als die Bombe detonierte wahrscheinlich einen Schritt noch im Vorplatz draußen, bei halbgeöffneter Tür.
    Deringhouse hatte auch den Auslösemechanismus gefunden. Es war ein ziemlich unverdächtiger Knopf auf der Schreibtischplatte. In der Nähe des Schreibtisches stand der Stuhl, auf den Sirow gebunden gewesen war, mit den Resten der Plastikriemen. Deringhouse konnte sich den Hergang rekonstruieren: Welinskij hatte aus irgendeinem Grund das Zimmer verlassen - der arme Narr! Das hätte er nicht tun dürfen! - Sirow war in der Zwischenzeit mit seinem Stuhl zum Schreibtisch gerutscht und hatte sich in dem Augenblick, in dem Welinskij durch die Tür wieder hereinkam, nach vorn gebeugt und mit der Stirn den Auslöseknopf betätigt.
    Die Wohnung war sicherlich Regierungseigentum; man hatte sie mit der Sprengbombe präpariert, als sie von der Regierung gekauft oder das Haus gebaut wurde. Die Bombe unter die Tür zu legen, war sinnvoll: Jeder, der in Not geriet, würde es fertigbringen, seinen Bedränger unter irgendeinem Vorwand zur Tür zu schicken, und wenn er seine Hand oder irgend etwas anderes, was er bewegen konnte, in diesem Augenblick in der Nähe
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