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002 - Das Henkersschwert

002 - Das Henkersschwert

Titel: 002 - Das Henkersschwert
Autoren: Dämonenkiller
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»Sie sind vollkommen von Sinnen, Hunter!«
    Dorian ließ den Mantel fahren. Er stand jetzt geduckt vor Helnwein und hielt den Kopf vorgestreckt wie ein wilder Stier. Die Haare seines dicken Schnurrbarts waren gesträubt. »Ich brauche keine Zeugen«, keuchte er. »Also verschwinden Sie!«
    Helnwein schüttelte den Kopf. »Ich habe mir etwas Ähnliches gedacht und bin Ihnen gefolgt. Sie haben den Verstand verloren, Hunter.«
    »Ich hole Benzin«, sagte der Dämonenkiller. »Sie können mich nicht aufhalten. Die Hexe muß brennen.«
    Dorian stieß den Alten vor sich her zum Auto. Er sperrte den Kofferraum auf und holte eine Fünfliterkanne heraus.
    »Warum wollen Sie Coco verbrennen?« fragte Helnwein.
    »Das wissen Sie doch ganz genau«, sagte Dorian böse und schlug den Kofferraum zu. »Sie ist eine verdammte Hexe. Und Hexen verbrennt man. Sie bleiben hier, Herr Helnwein!«
    Der Alte schüttelte den Kopf. »Ich komme mit«, sagte er.
    »Na schön. Wenn Sie unbedingt eine Hexe brennen sehen wollen.«
    Helnwein folgte Dorian. Für sein Alter war er recht rüstig. »Coco ist keine Hexe mehr«, sagte er, als sie den Hügel emporstiegen.
    Dorian schwieg verbissen.
    »Sie ist keine Hexe mehr, begreifen Sie das doch endlich!« schrie Helnwein.
    »Unsinn!« schnaubte Dorian verächtlich. »Schweigen Sie. Ich will nichts mehr hören.« Er blieb vor dem Scheiterhaufen stehen, auf dem Coco bewegungslos lag. Sie hatte die Augen geöffnet und starrte Dorian an. Ihr Körper war mit einer Gänsehaut überzogen. Dorian öffnete den Schraubverschluß der Kanne und schüttete etwas Benzin über Cocos Bauch, dann über ihre Beine.
    »Verschwinden Sie, Helnwein!« wiederholte er grimmig. »Ich will keine Zeugen.«
    Der Alte schlug Dorian die Kanne aus der Hand. Das Benzin rann über den gefrorenen Boden.
    »Hören Sie mir zu, Hunter!« rief Helnwein beschwörend. »Hören Sie mir gut zu!«
    »Lassen Sie mich in Ruhe!« fauchte Dorian und bückte sich nach der Kanne, doch der Alte war rascher. Mit einem Fußtritt schleuderte er sie ins Gebüsch.
    »Sie müssen mir aber zuhören, Hunter. Sie müssen! Sie können jetzt den Scheiterhaufen in Brand stecken, aber ich sage Ihnen eins: Ich lege mich neben Coco. Dann haben Sie zwei Tote. Es kommt Ihnen doch nicht auf einen mehr oder weniger an, oder?«
    Dorian drehte sich schweratmend um. Helnwein hatte sich tatsächlich neben Coco auf den Scheiterhaufen gesetzt. Es stank unangenehm nach Benzin.
    »Sie können mich nicht aufhalten, Helnwein«, sagte Dorian und zückte sein Feuerzeug.
    »Und Sie können mich nicht schrecken, Hunter«, sagte Helnwein.
    »Sie sind ein kleiner, dummer Junge. Sie sind mißtrauisch und haben Angst, der Realität ins Auge zu sehen. Sie wissen, daß Coco keine Hexe mehr ist.«
    Dorian hörte schweigend zu. Seine rechte Hand umklammerte noch immer das Feuerzeug.
    »Sie selbst sagten mir, daß Dämonen, Hexen und Vampire die Ausstrahlung von Verrückten und Geistesgestörten nicht ertragen können. Sie selbst führten das als Beweis an, wie man Dämonen erkennen kann. Sind Sie so verblendet in Ihrem Haß, daß Ihr Verstand darunter gelitten hat? Denken Sie einmal kurz nach!«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Denken Sie doch! So denken Sie doch, Menschenskind!«
    »Ich höre mir Ihr dummes Gerede nicht mehr länger an«, sagte Dorian. »Ich will Sie nicht verbrennen, Helnwein. Sie sind …«
    »Wie verhielt sich Coco, als sie zusammen in der Klinik eintrafen?«
    »Sie wurde ohnmächtig«, sagte Dorian. »Sie konnte die Ausstrahlung der Irren nicht ertragen. Sie …« Überrascht brach er ab. Nachdenklich warf er dem Mädchen einen Blick zu, deren Augen ihn um Gnade baten.
    »Und wie benahm sie sich heute, Hunter? Wie verhielt sie sich heute, als sie Ihre Frau sah? Hunter, denken Sie darüber nach!«
    Dorian versuchte sich zu erinnern. Er hatte nur Augen für seine Frau gehabt und sonst auf nichts geachtet. Der Schmerz hatte ihn überwältigt, als er erkennen mußte, wie sehr ihr Geist verwirrt war.
    Er schloß die Augen. »Sie sind wunderschön«, hörte er noch einmal Lilians Stimme. »Darf ich Ihr Haar berühren?«
    Dorian schlug die Augen auf. Wieder sah er Coco an.
    »Nun, Hunter? Erinnern Sie sich?«
    Lilians rechte Hand hatte Cocos Haar berührt, und es hatte Coco nichts ausgemacht. Sie war nicht zurückgezuckt. Sie hatte nicht geschrien. Die Nähe der Geistesgestörten war ihr nicht zuwider gewesen. Sie war keine Hexe mehr. Endlich erkannte Dorian, daß er um
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