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0019 - Ich - und der große Ausbruch

0019 - Ich - und der große Ausbruch

Titel: 0019 - Ich - und der große Ausbruch
Autoren: Delfried Kaufmann
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Türen traten der protestantische Geistliche, ein paar Beamte und Mudder, der Vorsteher der Rechnungsabteilung.
    »Was ist das?« flüsterte Stolman mit blassen Lippen.
    Pauls schob das Kinn vor, winkte mit einer herrischen Kopfbewegung einigen Uniformierten. An ihrer Spitze ging er mit großen Schritten dem Lärm entgegen, und als er die Tür zur Telefonzentrale aufstieß, war Hank Posperys Vernichtungsrausch vorbei, und die Unannehmlichkeiten, die im großen Plan einkalkuliert waren, begannen für ihn.
    Pauls griff nach Hanks Schulter, aber der Gefangene 8341 zuckte, als er die Berührung spürte, warf sich herum und schnellte zurück.
    Des Captains Gesicht veränderte sich nicht, als Pospery den Schemel gegen ihn schwang. Er war ein kalter und entschlossener Kämpfer und viel stärker als der Gefangene. Er wich dem sausenden Hieb aus, warf sich dann nach vorn und traf Pospery kalt und hart im Gesicht.
    Nummer 8341 flog in die Trümmer des Vermittlungsschrankes, zerschnitt sich eine Handfläche, kam aber noch einmal hoch und griff Pauls erneut an. Zwei neue, genaue und kräftige Hiebe schleuderten ihn zurück, und als er noch einmal, jetzt schon taumelnd und mit glasigen Augen, aufstand, drängten sich die uniformierten Bürobeamten an dem Captain vorbei, stürzten sich auf den Zuchthäusler und machten der Sache ein Ende. Hanks Arme wurden von zwei Mann gepackt.
    »In mein Zimmer mit ihm«, befahl Pauls. »Wollen hören, was das zu bedeuten hat.«
    In der Tür stand Stolman, blickte verständnislos auf den Gefangenen, der an ihm vorbeigeführt wurde.
    »Eine Riesenschweinerei!« knurrte Pauls, stiefelte an den aufgescheuchten Büroleuten vorbei in sein Büro und drückte auf den Knopf an seinem Schreibtisch, der über sämtliche Sirenen des State Jail den Generalalarm auslöste, bei deren Ertönen der Plan I in Kraft zu treten hatte, jene Dienstvorschrift, die für den Fall eines allgemeinen Aufstandes der Zuchthäusler ausgearbeitet worden war.
    Pauls ließ seinen Zeigefinger lange auf dem Knopf und lauschte. Kein heulender Sirenenton drang von draußen. Die Alarmanlage funktionierte nicht.
    Der Captain knirschte mit den Zähnen. Er wußte, jetzt war es ernst. Posperys Zerstörung der Telefonzentrale hätte der Tobsuchtsanfall eines einzelnen sein können, aber die Alarmanlagen standen nicht mit der Telefonzentrale in Verbindung, und wenn sie nicht funktionierten, dann mußten die Leitungen an irgendeiner Stelle systematisch zerstört worden sein.
    Er nahm seine Mütze vom Haken, zog die Schreibtischschublade auf, holte den Revolver heraus und sah das Magazin nach.
    Stolman kam herein.
    »Versuchen Sie, ob Sie den Generalalarm auslösen können«, sagte Pauls, »aber es wird auch von Ihnen aus nicht möglich sein.«
    Sein Blick fiel auf Hank Pospery, der in den Fäusten der Beamten jede seiner Bewegung mit glühenden Augen verfolgt hatte.
    Er ging auf ihn zu.
    »Ist wohl ein großer Plan, den ihr euch ausgedacht habt, was?« fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    Hank sah ihn von unten her an. Sein Mund zog sich zu einem breiten, triumphierenden Grinsen auseinander, und er nickte zwei-, dreimal.
    »Hund!« zischte Pauls leise.
    »Holt eure Schießeisen!« befahl der Captain. »Ich wette, ihr werdet sie brauchen.«
    Als wäre mit diesem Satz ein Stichwort gefallen, peitschte in der Ferne der erste Schuß.
    »Ich wette, das war in Block III«, rief Pauls.
    ***
    Um zehn Uhr dröhnten in dem weiten Schlossereigebäude die Hämmer, fauchten die Blasebälge, klirrten die Zangen. Mehr als hundert Leute arbeiteten an den Werk- und Drehbänken, an den Schmiedefeuern, den Pressen und Stanzen. Es herrschte ein ohrenbetäubender Lärm, der das Sprechen fast unmöglich machte. Ohnehin war Sprechen während der Arbeitszeit verboten, ein Verbot, das freilich immer wieder durchbrochen wurde.
    Wie es Vorschrift war, stand einer der vier Wärter an der Tür, während die anderen in lockerer Form durch die Werkstatt patrouillierten. Keiner der Gefangenen durfte dem Türwärter näher als zehn Schritte kommen, und auf Einhaltung dieser Vorschrift achteten die Beamten streng.
    Punkt zehn Uhr ging der Gefangene Leb Lewis, zwanzig Jahre wegen Bandenverbrechens inhaftiert, ein hünenhafter Bursche, zu einer der Pressen am anderen Ende der Werkstatt. Er kam dabei fast bis auf zehn Schritte an der Türwache, dem Aufseher Christer, vorbei.
    Lewis trug eine schwere Zange, in deren Backen ein mittlerer Korb mit kleinen glühenden
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