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0018 - Die Hexenschwestern

0018 - Die Hexenschwestern

Titel: 0018 - Die Hexenschwestern
Autoren: Dieter Saupe
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Kaufmannszüge bis in den Orient vornahm. Dabei hatte er im Laufe der Jahre einen solchen Reichtum erworben, daß er sich schließlich ein palastartiges Haus in Chattusa kaufen konnte, wo er sich zur Ruhe setzte. Er stellte eine Reihe von Unterhändlern ein, die für ihn die Geschäfte in Kleinasien, Syrien, Indien und Griechenland ausführten.
    Der Handel mit Seide, Purpurstoffen und Gewürzen machte ihn immer reicher. Kamal Haddur, der Sultan, wurde vom Neid zerfressen, wenn er den reichen Griechen in Begleitung seiner vier schönen Töchter durch die Stadt gehen sah. Oft konnte man sogar erleben, daß zwei der Diener des Kaufmanns Likargos ihren Herrn in einer prächtigen Sänfte durch die Straßen der Stadt trugen.
    Eines Tages hielt es der Sultan nicht mehr aus. Seine eigenen Geschäfte gingen schlecht. Herrscher aus den benachbarten Sultanaten brachen den Verkehr mit ihm ab, weil seine Habgier und seine Härte sie abstießen.
    Aber der Sultan sann auf ein Mittel, die reichsten Männer seines Herrschaftsgebietes so auszunehmen, daß ihnen nur das Nötigste zum Leben blieb.
    Er gab den Befehl, den Kaufmann Enneus Likargos in seinen Palast zu holen.
    Der Grieche kam, von zwei Dienern begleitet und so unterwürfig, wie ein Sultan das erwarten konnte.
    »Hör zu, Likargos«, sagte der Sultan. »Ich höre, daß einer meiner Untertanen reicher ist als der Sultan selbst. Ich werde dich mit zusätzlichen Steuern belegen.«
    »Das ist dein Recht, Herr«, gab der Kaufmann zur Antwort. »Aber bedenke nur, daß ich ein freier Mann bin und nicht dein Untertan.«
    Der Sultan sprang empört auf und schrie den Fremden an.
    »Willst du mich belehren, du kleine giftige Ratte aus Griechenland? Du hast dir ein Haus in dieser Stadt gekauft, also bist du mein Untertan, weil du hier lebst. Du führst deine Karawanen auf meinen Straßen und durch mein Land. Also hast du mir Steuern zu zahlen für jeden Gewinn, den deine Geschäfte für dich abwerfen.«
    »Bestimme die Höhe der Steuern, Herr«, sagte Enneus Likargos.
    »Ab heute zahlst du mir sechzig Prozent von jeder Münze, die in deiner Tasche klingelt«, forderte der Sultan.
    »Herr!« schrie der Kaufmann entsetzt auf. »Das ist zuviel! Denke daran, daß ich leben muß. Und ich muß mit vier Töchtern leben, die ich aufziehen muß.«
    »Das ist deine Sache, Grieche!« sagte Kamal Haddur verächtlich.
    »Sechzig Prozent also, die bist du mir schuldig auf alles, du hast es gehört.«
    Dem Kaufmann drohten die Sinne zu schwinden. Seine Diener mußten ihn stützen, als er die Halle des Sultanspalastes verließ.
    ***
    Ein halbes Jahr später war er ein gebrochener Mann. Bald konnte er seine Unterhändler nicht mehr bezahlen, weil ihm nach Abzug der hohen Steuern zu wenig fürs eigene Leben blieb.
    Da ließ ihn der Sultan wieder zu sich rufen und eröffnete ihm, daß seine Ausgaben sich erhöht hätten und er mehr Geld brauchte.
    »Du wirst mir noch mehr zahlen, Grieche, oder du verläßt mein Land.«
    »Herr, du ruinierst mich und das Leben meiner Töchter«, begann der Kaufmann zu wimmern.
    »Flenne nicht wie eine Memme«, fuhr Kamal Haddur ihn an. »Ich setze fest, daß du ab heute fünfundsiebzig Prozent deines Gewinnes als Steuern an mich abtrittst.«
    Mit gehässigem Blick sah der Sultan auf den Griechen und wartete ab, was der andere antworten würde.
    Aber Enneus Likargos war keines Wortes fähig. Stumm sah er auf den grausamen Herrscher.
    Da hatte der Sultan eine Idee.
    »Hör zu, Grieche, ich habe einen Ausweg für dich.«
    »Bitte?« sagte der Kaufmann hoffnungsvoll. »Verlange, was du willst, aber laß mir genügend Geld für mich und meine Töchter.«
    »Darum geht es ja eben«, eröffnete ihm der Sultan. »Wenn eine deiner Töchter aus deinem Hause wäre, hättest du ein Maul weniger zu stopfen. Ich habe gehört, du hast sehr schöne Töchter?«
    »Ja, Herr, das ist nicht übertrieben. Ich könnte nicht sagen, welche die Schönste ist von den vier Mädchen. Eine ist hübscher als die andere, und ich werde lange prüfen müssen, wem ich sie zur Frau gebe.«
    »Du wirst eine davon mir geben, Grieche«, sagte der Sultan und ließ seine Blicke lüstern tanzen.
    »Du willst eine meiner Töchter?« fragte Likargos. »Und welche soll ich dir geben?«
    »Die schönste, Likargos, die schönste.«
    »Aber da ich doch selbst nicht weiß, welche…«
    »Ich werde sie mir ansehen«, unterbrach ihn der Sultan. »Und ich werde die zu meiner Frau machen, die in meinen Augen die Schönste
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