Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire
Autoren: Susanne Wiemer
Vom Netzwerk:
Kette zersprang wie ein Seidenfaden. Weit holte er aus, wie schleuderte er das silberne Amulett durch die Luft.
    Glitzernd wie eine Sternschnuppe wirbelte es durch die Dunkelheit, beschrieb einen Bogen über den Köpfen der Bestien hinweg – und landete mitten unter der Gruppe der jungen Leute.
    Die vier Untoten verharrten, als seien sie gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen.
    Keiner der Jugendlichen wagte sich zu rühren. Sie kauerten erstarrt im Sand, wie in Trance, unfähig zu irgendeiner Reaktion. Aus aufgerissenen Augen starrten sie die vier grauenhaften Wesen an, die seltsam verkrümmt dastanden, die Gesichter verzerrt wie unter Schmerzen, und mit wimmernden, unmenschlichen Klagelauten die Hände vor die Gesichter hoben, als wollten sie sich gegen die Hiebe einer unsichtbaren Peitsche schützen.
    Sie wichen zurück.
    Schritt für Schritt erst – dann in panischer Eile.
    Taumelnd und stolpernd jagten sie durch den Sand, erreichten den Saum des Wassers, sprangen ins Boot und warfen den Motor an.
    Der Außenborder tuckerte, das Boot legte ab – und jetzt waren es keine wimmernden Klagelaute mehr, sondern fauchende Wutschreie, die über das dunkle Wasser gellten.
    Zamorra hatte mit wenigen Sätzen das Feuer erreicht.
    Die jungen Leute waren immer noch wie gebannt – doch er achtete nicht darauf. Um das Geschehen hier, um den toten, wirklich und endgültig toten Morton Danning mochte sich die Polizei kümmern.
    Der Professor bückte sich nach dem Amulett, rannte keuchend zurück zum Wasser und sprang in die Flicht der »Rosalie«, als Dermot Devlin bereits den Motor anwarf.
    Gischt spritzte, das Boot pflügte durch das flache Wasser. Der Außenborder hatte einen ziemlich großen Vorsprung. Dermot Devlins mächtige Fäuste umspannten das Steuerrad, er konzentrierte sich darauf, nicht zwischen irgendwelchen Untiefen hängenzubleiben – und Bill Fleming wischte sich mit einer hilflosen Bewegung das Haar aus der Stirn.
    Er starrte Zamorra an, mit fassungslos flackernden Augen. »Ich habe diesen Kerl getroffen! Getroffen, verstehst du? Es war ein Kopfschuß, daran gibt es nicht den geringsten Zweifel. Wieso war er nicht tot? Wieso konnte er noch weiterrennen? Und wieso starb er, nachdem du…?«
    »Ich habe silberne Kugeln benutzt«, sagte Zamorra ruhig. »Einen Untoten kann man nicht erschießen. Der Mann war ein Vampir, Bill – auch wenn es dir schwerfällt, das zu glauben.«
    »Aber…«
    Fleming unterbrach sich, da im gleichen Moment die starken Maschinen der »Aloha II« aufröhrten.
    Die vier Untoten waren über das Fallreep an Bord geentert, das Beiboot ließen sie einfach treiben. Schwerfällig drehte sich das Fährschiff, zerwühlte den Wasserspiegel und nahm Fahrt auf, noch ehe die Verfolger nahe genug herankamen, um etwas unternehmen zu können.
    Die Fähre war schneller als die »Rosalie«.
    Dermot Devlin fluchte gepreßt, holte alles aus dem Boot heraus, was er herausholen konnte – aber der Vorsprung der »Aloha II« vergrößerte sich doch. Rasch und stetig zog sie nach Westen – und Devlin blieb ihr auf den Fersen, obwohl er wußte, daß er sie nicht mehr einholen konnte.
    Die Männer brauchten keine Worte, um sich zu verständigen.
    Sie waren sich bewußt, daß sie nur einen vorläufigen Sieg errungen hatten. Die Besatzung der »Aloha II« würde weitermorden, weitere Opfer suchen. Vielleicht nicht heute nacht – denn im Osten verblaßten bereits die Sterne, und bald würde der erste graue Widerschein des erwachenden Morgens die Dunkelheit verdrängen. Aber schon morgen konnte das Schiff erneut auslaufen, konnten die blutgierigen Bestien erneut ahnungslose Menschen überfallen, und dann
    … Professor Zamorra schluckte hart.
    Vor sich sah er die Umrisse von Mauna Loa wie einen unregelmäßigen schwarzen Fleck aus der Finsternis auftauchen. Die »Aloha II« hatte schon weit vor dem Riff abgedreht und lief jetzt Nordostkurs.
    Sie wollte die Insel umrunden, den natürlichen Hafen erreichen.
    Wenn sie ihr folgten, würde es mit Hilfe des Amuletts vielleicht gelingen, die vier Bestien bis zum Morgen auf dem Schiff festzuhalten und… Seine Gedanken stockten.
    Er hatte das Licht gesehen. Ein heller Punkt am Strand – das Licht einer Taschenlampe, die jemand kreisen ließ. Das Signal hatte etwas Drängendes, Beschwörendes – und Zamorra spürte, wie ihm die Kehle eng wurde.
    »Zum Strand!« sagte er knapp. »Schnell! Irgend etwas ist da geschehen!«
    Devlin nickte nur.
    Er nahm das Tempo zurück,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher