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0015 - Der siebenarmige Tod

0015 - Der siebenarmige Tod

Titel: 0015 - Der siebenarmige Tod
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Versprechen«, brummte Lemuri verächtlich. »Hör zu. Es ist geplant, die schwarze Kirche abzureißen. Das gefällt mir nicht, denn mir ist diese Kirche als Höllenstützpunkt sehr recht. Man will auf dem Areal ein Erholungszentrum errichten. Das wirst du mit allen dir zur Verfügung stehenden Mitteln hintertreiben, hast du verstanden?«
    »Ja, Herr.«
    »Die schwarze Kirche soll an ihrem Platz stehen bleiben.«
    »Das wird sie, Herr. Ich werde mich schützend vor sie stellen. Man wird dort kein Erholungszentrum hinstellen, dafür verbürge ich mich.«
    »Ich wünsche, daß du die schwarze Kirche wieder in einen höllenwürdigen Zustand versetzt!«
    »Das werde ich tun, Herr. Du wirst mit mir zufrieden sein.«
    ***
    Will Peacock, der Architekt, lag mit schockgeweiteten Augen im Bett. Etwas Kaltes, Schwarzes, Schleimiges kroch an seinen Beinen hoch und setzte sich wie ein schlimmer Alpdruck auf seine Brust. Die Luft wurde ihm knapp. Das unheimliche Wesen schien mehrere Zentner zu wiegen. Peacock traten die Augen weit aus den Höhlen. Nacktes Grauen verzerrte seine Züge. Er wollte um Hilfe rufen, brachte aber keinen Ton hervor.
    Neben ihm lag Judy Flack. Er war seit Jahren mit ihr befreundet. Warum sie noch nicht geheiratet hatten, wußten sie beide nicht. Das hübsche blonde Mädchen schlief mit tiefen, regelmäßigen Atemzügen. Sie merkte nichts von dem Entsetzlichen, das neben ihr vorging.
    Aus der schleimigen Masse schoben sich Hände mit langen Fingern, die sich um den pochenden Hals des Architekten legten. Sie würgten ihn mit einer schrecklichen Kraft. Peacock röchelte und stöhnte. Er versuchte, sich von dem mörderischen Würgegriff zu befreien. Es brauste in seinen Ohren. Eine Vielzahl von Gedanken raste durch seinen Kopf. Er war so sehr durcheinander, daß er glaubte, den Verstand verloren zu haben.
    »Judy!« schrie er in seiner namenlosen Verzweiflung, aber der Schrei kam nicht über seine Lippen. »Judy, hilf mir!«
    Das Mädchen konnte ihn nicht hören.
    Er versuchte, sie anzufassen, doch seine Hand griff ins Leere. Wie war das möglich? Judy lag doch neben ihm!
    Panische Furcht hämmerte in seinen Schläfen. Was ist es, das mich hier heimsucht? Was für ein Schreckenswesen ist das? Warum will es mich umbringen? Unzählige Fragen wirbelten durch Will Peacocks brodelndes Gehirn. Plötzlich klang da eine Stimme im Raum. Laut. Hallend. Daß Judy davon nicht aufwachte, war dem Architekten unverständlich.
    »Will Peacock, hör mich an! Das von dir entworfene Erholungszentrum darf nicht gebaut werden!«
    »Darauf habe ich jetzt keinen Einfluß mehr!« röchelte der Architekt. »Ich habe es nur geplant. Alles andere macht Marcus Mills.«
    »Du wirst es verhindern!«
    »Wie denn? Wie?«
    »Das ist deine Sache. Sollte das Projekt in Angriff genommen werden, komme ich sieben Tage nach seiner Fertigstellung wieder und bringe dich um.«
    Der zentnerschwere Druck wich jäh von Peacocks Brust. Die würgenden Hände lasteten nicht mehr um seinen Hals. Er schnellte im Bett hoch und stieß einen krächzenden Schrei aus. Judy machte augenblicklich Licht. Sie blickte ihn mit großen, verwirrten, ängstlichen Augen an.
    »Will, was ist passiert?«
    Peacock verzog sein längliches Gesicht und massierte den schmerzenden Hals. Er war plötzlich nicht sicher, ob das Erlebte Wirklichkeit oder nur ein Traum gewesen war.
    »Ich habe ganz scheußlich geträumt«, sagte der Architekt heiser.
    »Mein Gott, du zitterst ja. Was für ein Traum war es? Erzähl ihn mir«, verlangte Judy.
    Peacock wollte zuerst nicht recht. Als ihn das Mädchen dann aber energisch bedrängte, berichtete er von seinem gräßlichen Alptraum. Judy wollte ihm etwas zur Beruhigung bringen, doch er schüttelte den Kopf. »Laß nur, ich kann selbst ins Bad gehen. Schlaf weiter.« Er küßte sie auf die Stirn. Sein Lächeln war mühsam. Judy legte sich wieder hin. Ihr Blick blieb besorgt. Peacock verließ das großzügig ausgestattete Schlafzimmer. Im Bad stellte er sich unter die Dusche und wusch den kalten Angstschweiß von seinem Körper. Er hatte nicht den Mut, wieder zu Bett zu gehen, denn er befürchtete, daß der Alptraum dann eine Fortsetzung finden könnte. Nervös blickte er auf seine Quarzuhr. Es war kurz nach Mitternacht.
    Er begab sich in sein Arbeitszimmer und betrachtete das Modell, das er von seinem Projekt angefertigt hatte.
    Er war stolz darauf. Es war die Krönung seiner bisherigen Laufbahn. Er hatte damit ein Meisterstück geschaffen, das
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