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0014 - Der schwarze Henker

0014 - Der schwarze Henker

Titel: 0014 - Der schwarze Henker
Autoren: Jason Dark
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Grund.
    Ihre Verlobung war in die Brüche gegangen. Sie hatte die Verbindung gelöst, wollte nun in der Einsamkeit der Highlands darüber hinwegkommen und wieder zu sich selbst finden. Dabei sollten ihr lange Wanderungen und der beruhigende Anblick der Natur helfen.
    Valerie wohnte bei dem Ehepaar O’Casey, einer Familie, die schon lange im Ort ansässig war. Mrs. O’Casey bemühte sich wie eine Mutter um ihren Gast. Valerie erinnerte sie immer an ihre eigene Tochter, die in Glasgow wohnte und mit einem Politiker verheiratet war.
    Valeries Zimmer war klein, aber sehr sauber.
    An diesem späten Nachmittag machte sich das Girl ausgehfertig. Sie streifte ihren grünen Mantel über und band sich ein Kopftuch um. Valerie hatte ein schmales Gesicht mit zahlreichen Sommersprossen um die Nase herum und blaue, ausdrucksvolle Augen. Ihre Lippen waren weich, das Kinn besaß ein lustiges Grübchen.
    Sie mußte an der Küche vorbeigehen, um das Haus verlassen zu können.
    Mrs. O’Casey hörte ihre Schritte und streckte ihren Kopf durch die offene Tür. »Sie wollen noch weg, Valerie?« Ihre Stimme klang erstaunt.
    Das Madchen lächelte. »Ja, ich möchte mir noch den frischen Wind um die Nase wehen lassen. Ich gehe gern in den anbrechenden Abend hinein spazieren.«
    »Sie sollten damit nicht spaßen.« Mrs. O’Casey hob den Zeigefinger. Sie war eine rundliche Frau. Ihr gutmütiges Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. »Für ein junges Mädchen ist es gefährlich, abends allein zu gehen.«
    Valerie lachte. »Wer sollte mir hier etwas tun?«
    Mrs. O’Casey hob die Schultern. »Man kann nie wissen…«
    »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen«, sagte Valerie.
    Mrs. O’Casey hatte ihr, als sie allein war, die Geschichte des Henkers erzählt. Vierhundert Jahre war der Kerl tot, aber manche Einwohner rechneten immer mit einer Rückkehr dieses Satans. Der Fluch war nicht in Vergessenheit geraten.
    »Wenn ich den Henker sehe, bestelle ich ihm einen schönen Gruß«, erwiderte Valerie. »Ach was, Mrs. O’Casey, Gespenster und Geister gibt es nicht. Glauben Sie mir.«
    »All right, Sie müssen es wissen, Valerie. Aber passen Sie trotzdem auf.«
    »Werde ich machen. Good bye.«
    Lachend verließ das junge Mädchen die Pension. Sie konnte über die Geschichten der Einheimischen nur den Kopf schütteln. An was die Leute hier noch alles glauben? Kaum vorstellbar, dachte sie. In deren Phantasie gibt es Geister, Dämonen und Gespenster. Aber für den Tourismus in Schottland ist das sehr förderlich. Schließlich hat hier jede Burg ihr »Gespenst«. Nicht umsonst kommen zahlreiche Besucher vom Festland herüber, um einen Gruselurlaub zu verleben. Sie übernachten in alten Schlössern und Burgen.
    Oft kam das Gespenst auch. Clevere Manager hatten die Geister unter Vertrag genommen. Arbeitslose, junge Leute, die für ein paar Shilling Geist spielten. Verrückte Welt.
    Valerie Paine ging die Dorfstraße hinunter. Um diese Zeit – es war März – merkte man noch nicht viel vom Touristenrummel. Geradezu verschlafen wirkte der Ort. Die Geschäfte hatten schon geschlossen. Hinter den Fenstern der alten Häuser brannte Licht. Vor einem Pub verbreitete eine Laterne ihr schwaches Licht.
    Ein Pferdegespann fuhr die Straße entlang. Überholt wurde es dabei von einem grauen Rover. Junge Leute saßen in dem Wagen. Sie kurbelten die Scheiben herunter und winkten Valerie zu.
    Sie winkte nicht einmal zurück. Von Männern hatte sie vorerst die Nase voll. Valerie Paine näherte sich dem Ortsende durch die schmalen Seitenstraßen, die zum Teil nicht einmal gepflastert waren.
    Die Dämmerung kam wie ein großes graues Tuch. Sie hatte die Täler schon eingehüllt und nur die Spitzen der Berge stachen noch klar und deutlich hervor!
    Vor Valerie Paine lagen Wiesen und Äcker. Wie dicke Watte wogte der kniehohe Abendnebel über den Feldern. Weiter nach Norden hin stieg das Gelände an. Dichte Nadelwälder bedeckten die Flanken der Berge. Vor wenigen Tagen erst waren die letzten Schneereste weggetaut.
    Der Boden war noch feucht. An tiefer gelegenen Stellen hatten sich Pfützen gesammelt. Nach einer kalten, klaren Nacht bedeckte sie morgens eine Eisschicht. Pitlochry blieb hinter der Spaziergängerin zurück. Valerie Paine fühlte sich aufgenommen in die Einsamkeit der Berge. Die Luft war klar, schmeckte aber noch nach Schnee. Wahrscheinlich würde das Thermometer wieder sinken.
    Doch das war Valerie egal. Sie hatte sich warm angezogen und genoß die Stille
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