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0014 - Der Schreckenskult

0014 - Der Schreckenskult

Titel: 0014 - Der Schreckenskult
Autoren: Walter Appel
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Brief über den Cochanoee-Kult wird sich als das Phantasieprodukt eines Mannes erweisen, der zuviel Geld und zuviel Freiheit zur Verfügung hat, das werdet ihr bald merken.«
    »Warten wir es ab«, entgegnete Zamorra gelassen.
    Er war ein großer schlanker Mann mit dunklem Haar und grauen Augen. Sein Gesicht wies markante Züge und eine hohe Stirn auf, er bewegte sich geschmeidig und elastisch. Zamorra wirkte intelligent und zugleich äußerst vital, bereits ein flüchtiger Beobachter merkte, daß dies kein durchschnittlicher Mann war.
    Aber nicht Zamorra zog die Blicke der Mitreisenden an, sondern Nicole Duval. Zamorras Sekretärin hatte diesmal gelocktes rotbraunes Haar, eine überdimensionale Sonnenbrille saß auf ihrer hübschen Stupsnase, und sie trug einen blauen Hosenanzug, dessen Oberteil nur eben knapp die Hälfte der Brüste bedeckte und hinten völlig ausgeschnitten war.
    Das Oberteil wurde anscheinend durch nichts gehalten, und mehrere männliche Fluggäste warteten darauf, daß es herunterfallen würde.
    Mit dem Bus ging es zum Terminal. Paß- und Gepäckkontrolle waren schon in New York erledigt worden. Vor der Flughafenhalle wartete ein weißer Cadillac Fleetwood Eldorado mit eingebauter Klimaanlage auf Zamorra und seine Begleiter.
    Einer der Bediensteten des Multimillionärs Chester Trenton half ihnen, das Gepäck zu verstauen, und in schneller Fahrt ging es durch die Prachtstraßen Miamis und über die azurblaue Biscayne Bay zu Trentons Villa in Miami Beach.
    Trenton bewohnte ein geräumiges weißes Traumhaus, das schon ein kleiner Palast war, in einem üppigen grünen Gartenpark. Der Chauffeur führte Zamorra, Nicole und Bill Fleming gleich zum tennisplatzgroßen Swimming-pool, wo der Hausherr sie begrüßte.
    Chester Trenton war ein schwarzhaariger, untersetzter Mittvierziger mit reichlichem Bauchansatz. Er schüttelte den Besuchern kräftig die Hand, stellte seine Tochter vor, die ihre Bahnen im Swimming-pool unterbrach und kurz herwinkte, und komplimentierte die drei in eine Hollywoodschaukel.
    Wohlgefällig ruhten seine Augen auf Nicole. Trenton erinnerte Zamorra in diesem Augenblick an einen Bernhardiner, dem beim Anblick eines besonders saftigen Knochens das Wasser im Maul zusammenläuft.
    »Was wollt ihr trinken?« fragte Chester Trenton jovial. »Miami wäre noch mal so herrlich, wenn diese Affenhitze im August nicht wäre. Man kann es überhaupt nur im oder am Wasser aushalten.«
    Zamorra entschied sich für einen geeisten Longdrink mit viel Fruchtsaft. Nicole wählte einen Ananasflip und Bill Fleming den unvermeidlichen Bourbon Soda, von dem er wohl auch auf dem Sterbebett nicht abgehen würde.
    Trenton griff zum Telefon, das auf einem Tischchen stand, und bestellte im Haus die Getränke.
    »Es ist sehr gut, daß ihr so schnell gekommen seid«, sagte er dann zu Zamorra und den beiden anderen. »Die Sache ist noch ernster, als ich zu Anfang angenommen habe. Reden wir gleich über die hauptsächlichsten Punkte, ehe ihr euch zurückzieht und ein wenig frisch gemacht, was ihr nach dem langen Flug sicher nötig haben werdet.«
    »Schieß los«, sagte Zamorra.
    Er beobachtete Gladys, die Tochter des Millionärs, die schnell und geschmeidig wie ein Delphin durchs Wasser des Swimming-pools glitt.
    »Du weißt, daß ich mich für Parapsychologie und sogenannte übernatürliche Ereignisse interessiere, Zamorra«, erzählte Trenton.
    »Zwar bin ich kein Wissenschaftler von deinen Graden, kein Professor, aber so einiges habe ich mir doch aneignen können. Als ich zum erstenmal von Cochanoee-Kult hörte und die damit verbundenen Gerüchte vernahm, hielt ich alles für den üblichen Humbug, wie er von Zeit zu Zeit verbreitet wird. Ein Orchideensammlerehepaar und einige andere Personen sollten in den Sümpfen des Okaloacoochee Slough verschwunden sein. Im Seminolenreservat soll es gären, und die Indianer sprechen von einer Wiederkunft des Dämons Cochanoee, der seine Herrschaft auf dieser Welt errichten und alle Weißen vertreiben wolle.«
    »Die Zeit der Indianeraufstände ist längst vorbei«, sagte Bill Fleming erheitert. »Wenn es auch vor einiger Zeit zu einigen kleineren Demonstrationen der roten Minderheit kam. – Gab es Unruhen und Übergriffe gegen Weiße, von den Gerüchten vom Verschwinden einiger Leute in den Sümpfen abgesehen?«
    »Nicht die Spur. Das war vor einigen Wochen. Hören Sie nun weiter. Ein Seminole namens Oscanora machte sich zum Führer des Cochanoee-Kults. Er hat hier in
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