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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen
Autoren: Delfried Kaufmann
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sah mich freundlich an.
    »Wie geht es, Mr. Cotton?« fragte er.
    Ich drehte den Kopf nach rechts und erblickte Mr. High und Phil und unserem Dr. Lundy, die mich alle drei mit einem Ausdruck ansahen, als wäre ich ein naher Verwandter von ihnen, der auf dem Sterbebett liegt.
    »Sehen Sie mich bitte an, Mr. Cotton«, sagte der Alte. »Bitte, sehen Sie mir genau in die Augen. Sie sind müde, sehr müde. Sie werden schlafen, tief schlafen, schlafen, schlafen…«
    Er machte mit seinen Händen sanfte Bewegungen vor meinen Augen und murmelte dazu: »Schlafen, schlafen…«
    »Ich würde lieber etwas trinken«, sagte ich, »und falls Sie ein Doktor sind, wäre ich Ihnen für eine Kopfschmerztablette dankbar.«
    Der Weißhaarige sah mich verblüfft an. Mr. High trat ans Bett.
    »Jerry«, sagte er eindringlich, »wissen Sie, wer ich bin?«
    »Chef«, sagte ich, »machen Sie bitte keinen Unsinn mit mir. Sie sind Mr. John High, Chef der FBI-Sektion New York. Das ist mein Freund Phil Decker, der eine Beule unter seinem rechten Auge hat, und dort drüben steht der Arzt Dr. Lundy. Genügt das?«
    »Die Beule stammt von dir«, erklärte Phil ohne eine Spur von Lächeln. »Weißt du das?«
    Ich stutzte. »Nein«, sagte ich langsam. »Nein, das weiß ich nicht. Ich glaube, ich habe toll geträumt. Es handelte sich um einen Schatz, um etwas Goldenes jedenfalls, und irgendwer wollte mich daran hindern, es zu erreichen, und ich schlug mich mit ihm, aber mehr weiß ich nicht.«
    »Was war vorher, bevor Sie diesen Kampf um das Goldene kämpften?« fragte der Spitzbart.
    »Wer sind Sie überhaupt?« erkundigte ich mich.
    »Das ist Professor Bitman«, sagte Mr. High, »und ich wünsche, daß Sie ihm alles sagen, woran Sie sich erinnern können, Jerry.«
    Der Professor begann zu fragen, und ich gab ihm alle Antworten, die ich geben konnte, aber ich merkte selbst, wie unbefriedigend diese Antworten waren. Ich hatte dauernd das Gefühl, als erzählte ich einen Traum, den ich selbst nicht genau kannte. Ja, ich wußte, daß ich in den Krischnaisten-Klub gegangen war, und ich erzählte dem Professor genau die gleiche Geschichte von der Harmlosigkeit der Vereinigung, die ich schon Phil erzählt hatte, Bitman fragte mich nach Einzelheiten, aber ich erinnerte mich an keine Einzelheiten.
    Ich wußte, daß ich angerufen worden war, aber ich wußte nicht, was der Anrufer gesagt hatte. Sie fragten, ob ich Phil nicht in mein Zimmer hätte kommen hören, und ich konnte nur sagen, daß ich es geträumt hätte, aber ich wußte nicht genau, ob es Phil gewesen wäre oder irgendwer anders.
    Nach einer Stunde gab der Professor die Fragerei auf, blickte Mr. High an und sagte: »Wir werden nachhelfen müssen. Die Beeinflussung ist zwar nicht annähernd so tief wie bei Miss Thomper. Darum tobt er auch nicht, aber die Dinge, die der Sperre unterliegen, finden wir so nicht heraus.«
    Er stand auf, kam nach wenigen Augenblicken mit einer Spritze wieder und beschäftigte sich mit meinem rechten Arm.
    »Hallo«, rief ich, »was machen Sie mit mir?«
    »Es geschieht zu Ihrem Besten, Jerry«, sagte Mr. High. Ich spürte den feinen Einstichschmerz, als die Nadel der Spritze sich in meinen Arm senkte.
    Fünf Minuten dauerte es, und in dieser Zeit sprach niemand ein Wort. Dann fing ich an, mich leicht und schwerelos zu fühlen. Ich wußte noch genau, wo ich war und wie die Personen hießen, die um mein Bett herumstanden, aber es erschien mir bedeutungslos. Mein Gehirn begann zu schwimmen, und als sich jetzt der Professor auf mein Bett setzte und mir in die Augen sah, kam es mir vor, als blickte ich in zwei tiefe dunkle Seen.
    »Sie sind sehr müde«, sagte eine Stimme von weit her. »Sie werden schlafen… schlafen… schlafen…«
    Seien Sie mir bitte nicht böse, wenn ich Ihnen jetzt zum dritten- oder viertenmal erzähle, daß ich die Augen öffnete und mich erstaunt umsah. Alles war unverändert. Ich lag noch auf dem Bett, nur die Fesselung war gefallen. Mein rechter Hemdsärmel war noch hochgerollt. Allerdings war nur noch Phil anwesend. Er musterte mich mit einem Blick, der außerordentlich fragend und ein klein wenig ängstlich war.
    »Warum siehst du mich so an?« fragte ich.
    »Wie geht’s, Jerry?« fragte er zurück.
    »Völlig okay, und es würde mir noch viel besser gehen, wenn einer von euch sich endlich entschließen könnte, mir zu sagen, was mit mir los ist.«
    »Professor Bitman kann es dir am besten erklären«, antwortete Phil, ging zur Tür und sagte
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