Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
sehr langsam. Mit ein paar Handbewegungen löschte er in jedem Leuchter ein paar Kerzen aus, bis nur noch eine brannte. Er schob die Leuchter in die Mitte des Tisches zusammen, daß nur noch eine Kapuze zwischen ihnen Raum hatte, und er beugte sich weit vor.
    »Sehen Sie mich an, G-man«, sagte er.
    Ich sah ihm in die Augen, die schwarz und glitzernd aus den Schlitzen der Kapuze hervorschimmerten.
    Hatte er nicht gerad G-man zu mir gesagt? Nein, ich war schon der Überzeugung, mich verhört zu haben.
    Und die Augen? Ich kannte diese Augen doch, die mir tiefer und immer tiefer zu werden schienen. Sie wurden so grundlos wie zwei Sterne, und ich hatte das Gefühl, als müßte ich mich kopfüber hineinstürzen.
    »Ich glaube, Sie werden ein vollwertiges Mitglied unserer Vereinigung werden, Mr. Cool«, sagte der ›Goldene‹. »Und bitte, entschuldigen Sie die kleine Probe, der wir Sie unterzogen haben. Alles fordert viel Geduld, aber ich bin überzeugt, Sie werden diese Geduld aufbringen. Auf Wiedersehen. Ich freue mich, Sie gewonnen zu haben.«
    Na ja, die Sache war also ausgegangen wie das Hornberger Schießen. Diesem Verein harmloser Verrückter war wahrscheinlich nie etwas nachzuweisen.
    Der ›Goldene‹ verschwand in der plötzlichen Manier, die hier nun einmal üblich war, und statt dessen stand plötzlich ein Mann im Straßenanzug am Ende des Vorhanges und lud mich mit einer Handbewegung ein, ihm zu folgen. Wenn ich mich recht erinnerte, mußte es einer der Gehilfen sein. Bender oder so ähnlich hieß er. Er ging wortlos vor mir her. Wir passierten noch einmal den kreisrunden Saal, in dem jetzt eine nüchterne elektrische Deckenbeleuchtung brannte. Das ältliche Fräulein saß wie immer hinter der Schachtel mit dem Schlitz, und ich vergeudete das Staatsvermögen, indem ich ihr noch einmal ein Dollarpäckchen hineinstopfte. Sie nahm es köpf nickend zur Kenntnis und dankte: »Krischna Parpotoi!«
    Ich stand auf der Straße, und die kühle Nachtluft tat mir gut. Mechanisch sah ich nach der Uhr. Mitternacht. Verdammt lange hatte ich mich in dem Klub aufgehalten, aber dafür war der Fall auch klar, und die Krischnaisten konnten wir aus dem Kreis der Nachforschungen ausschalten.
    Ich pfiff ein wenig vor mich hin, aber ich brach wieder ab. Ich fühlte mich nicht so hundertprozentig wohl. Ich hatte ein etwas dumpfes Gefühl im Kopf, so als müßte ich mich an etwas erinnern, was mir um aller Welt willen nicht einfallen wollte. Ich versuchte, das Gefühl loszuwerden, und klemmte mich hinter das Steuer. Ich fuhr in aller Gemächlichkeit durch die Straßen, hielt vor meiner Wohnung und ging hinauf.
    Hatte ich nicht noch etwas vorgehabt, sobald ich aus dem Klub zurück war? Richtig, ich wollte Phil anrufen. Ich wählte die Nummer des Hauptquartiers. »Phil ist nicht da«, sagte der Kollege in der Zentrale. »Ich soll dir ausrichten, daß Professor Bitman Ann Thomper in seine Privatklinik gebracht hat, und Mr. High und Phil sind auch dort. Ich gebe dir die Nummer.«
    Ich schrieb sie mechanisch auf. Dann starrte ich sie lange an. Sollte ich noch anrufen? Eigentlich hatte das bis morgen Zeit. Ich war hundemüde, und ich fand, mein Beruf war eigentlich ein Mistberuf. Tag und Nacht war man auf den Beinen, und im Grunde genommen lohnte es sich nicht für die paar Dollar. Aber Phil würde sich Sorgen machen, wenn ich nicht anrief. Womöglich würde er telefonieren und mich im besten Schlaf stören.
    Ich wählte die Nummer. Es meldete sich eine fremde Stimme, und als ich Phil verlangte, bat die Stimme mich, einen Augenblick zu warten. Kurz darauf war Phil in der Leitung.
    »Was gibt es, Jerry?« fragte er. »Wir warten schon lange auf deinen Anruf.«
    »Lohnt kaum die Telefongebühren, was ich zu melden habe. Der Krischnaistenladen scheint harmlos.«
    »Wieso?« fragte er weiter. »Wie lief es ab?«
    »Wie üblich«, antwortete ich. »Sie machten ihren großen Zauber und erleichterten mich um eine Menge Staatsdollar. Das ist alles!«
    »Hast du den ›Goldenen‹ gesehen?«
    »Wen? Den ›Goldenen‹? Ach so, ja. Das ist der Oberchef. Er hält noch verrücktere Reden als die anderen.«
    »Ist er mit Blussock identisch?«
    »Mit wem? Mit Blussock? Ja, ich glaube schon. — Es war eine Sackgasse, Phil. Kein Zweifel daran. — Hör zu, wir reden morgen darüber weiter. Ich bin hundemüde.«
    »Ja, gut, Jerry«, sagte Phil langsam, »bis morgen also.«
    Ich war froh, als ich einhängen konnte. Ich hielt mich mit nichts mehr auf, zog
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher