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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen
Autoren: Delfried Kaufmann
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brachte ihn nicht auf. Er bremste ab, und ich bremste mit. Dann war ich an ihm vorbei. Die Geschwindigkeit fiel. Ich stellte den Jaguar quer über die Straße und hielt endgültig.
    Der Roadster stand hundert Yard weiter. Fast gleichzeitig sprangen wir aus unseren Fahrzeugen. Ich dachte, er würde versuchen, mich abzuschießen, aber er tat nichts dergleichen, sondern rannte.
    Ich spurtete hinter ihm her. Er warf einmal den Kopf zurück, und ich blickte in Charles Landys völlig verzerrtes Gesicht. Ich merkte, daß ich ihn einholen würde. Er stürzte an das Brückengeländer, schwang sich hinüber, verschwand.
    Ich war heran, klammerte mich an die Brüstung und wartete auf das Aufklatschen im Wasser. Nichts geschah. Ich beugte mich weit hinüber. Da sah ich ihn in den Verstrebungen der Brücke klettern.
    Es war unsinnig, was er tat, und es war nicht viel sinnvoller von mir, ihm zu folgen, aber ich tat es dennoch.
    Es war fast dunkel unter der Brücke, eine Dunkelheit, die von der Neonbeleuchtung nur stellenweise spärlich erhellt wurde. Die Träger, Versteifungen, Pfeiler waren feucht und glitschig. Das Eisen war so kalt wie Eis. Ich rutschte ein Stück, fand Halt in einem Winkel, setzte den Fuß auf eine Querleiste, zog mich hoch, angelte einen Augenblick lag an einem T-Träger, und dann war ich Charles Landy schon ganz nahe.
    Er hatte sich festgeklettert. Er hockte am Ende einer waagerechten Verbindung, angeklammert an einem senkrecht aufgesetzten Pfeiler, der zu dick war, als daß er ihn hätte umklettern können. Er konnte nicht mehr zurück. Ich stand am Ende des Trägers. Es blieb ihm nur der Weg in den Hudson hinab.
    Er drehte sich langsam um, sah mich.
    »Ich ergebe mich«, sagte er mit unkenntlicher Stimme.
    Der Träger war breit wie ein Weg. Ich ging langsam auf den Mann zu.
    »Nein«, stammelte er, »nein.« Und plötzlich schrie er: »Der Weg ist lang, aber leicht? Hören Sie! Der Weg ist lang, aber leicht!«
    Die Sätze trafen mich wie ein Schlag. Sie fuhren mir in den Magen, und sie griffen mit langen gierigen Händen.
    Eine Sekunde nur, dann war es vorbei, und ich sagte hart: »Nein, Landy, der Weg ist kurz, aber schwer!«
    In einem Schimmer Licht, der von irgendwoher gekommen war, sah ich das Weiße seiner Augen aufleuchten, nur das Weiße, und ich warf mich nach vorn und schlug zu.
    Er stand angeklammert und wehrte sich nicht. Ganz langsam sackte er in die Knie und dann zur Seite, und mir schien es, als rausche der Hudson lauter in der Erwartung seines Opfers.
    Ich ließ ihn los. Sein rechter Fuß glitt ab. Er schwankte, und…
    Ich packte zu. Ich zog seine schlaffe Gestalt an den Aufschlägen seiner Jacke hoch und lehnte ihn gegen den Pfeiler und hielt ihn dort fest. Dort stand ich mit ihm und mußte die ganze Zeit daran denken, daß er irgendeinen Höllentrick finden würde, um den Richtern und dem Henker zu entwischen. Vielleicht würde er sie hypnotisieren. So standen wir, bis es oben auf der Brücke lebendig wurde und Cops, Mr. High und Phil uns aus dem Gewirr des Stahls und Eisens herausholten.
    ***
    Charles Landy war der Neffe von Barrymore Maine. Er entdeckte seine hypnotischen Fähigkeiten, als er sich einmal auf einem Rummelplatz einem Hypnotiseur zur Verfügung stellte und der Künstler auf der Stelle einschlief. Seitdem interessierte er sich für Hypnose, und er brachte es weit damit.
    Landy war nicht gut bei Kasse, und seine einzige Aussicht auf Geld war sein Onkel Barrymore Maine, aber Maine trug sein Vermögen in spiritistische Zirkel. Landy suchte nach einer Möglichkeit, sich daran zu beteiligen.
    Er machte die Bekanntschaft von Frederic Blussock, der zusammen mit Jack Smith den Krischnaisten-Klub gegründet hatte, um auf Kosten von Leuten, die sich für Übersinnliches interessierten, leben zu können.
    Landy brachte die Sache in Schwung. Erst er führte alle die Tricks ein, die den Leuten etwas für ihr Geld boten. Er baute das Ypsilonhaus, vervollständigte das Repertoire an Leuchtgaze, an besonderen Toneffekten und plötzlichen Erlöschen von Kerzen und ähnlichem mehr. Das meiste davon beruhte einfach darauf, daß ein völlig schwarz gekleideter Mann in einem schwarzen Raum auch bei leidlicher Beleuchtung nicht gesehen wird. Man brauchte zum Beispiel nur von dem schwarz verhüllten Blussock plötzlich die Hülle vorzuziehen, und er stand wie aus dem Boden gewachsen im Raum.
    Dennoch, was in den Spenderkasten floß, war Landy auf die Dauer zu wenig, zumal er Zusehen mußte, wie
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