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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen
Autoren: Delfried Kaufmann
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war eine Reise nach Indien, einem Land, von dem sie sich außerordentlich viel versprach. Miss Bend glaubte nämlich daran, daß sie noch einmal wiedergeboren würde, und sie brachte das in irgendeinen Zusammenhang mit Indien. Wahrscheinlich freute sie sich auf ihre Wiedergeburt, in der Hoffnung, daß sie dann hübscher zur Welt kommen würde. Vorübergehend, aber schon vor mehr als einem Jahr, war sie Mitglied im Klub der Krischnaisten, einer Vereinigung von Leuten, die sich ebenfalls für ein paarmal Geborene hielten, aber sie wurde aus irgendwelchen Gründen ausgeschlossen.
    Eines Nachmittags, ungefähr einen Monat nach Barrymore Maines Tod, kam Jennifer Bend von ihrer Tätigkeit nach Hause, ging in ihr Zimmer, das sie bei einer tyrannischen Vermieterin bewohnte. Die Frau verließ die Küche, als sie das Mädchen hörte, um mit ihr über den zu hohen Stromverbrauch zu schelten, aber Miss Bend schlug ihr gegen jede Gewohnheit die Tür vor der Nase zu, daß es knallte.
    Drei Minuten später knallte es noch einmal. Die Wirtin rief kreischend nach der Polizei, und als zwei Cops die Tür zu dem Zimmer aufsprengten, lag Jennifer Bend auf dem Bett, mit einem großen Armeerevolver in der Hand und einer Kugel im Kopf.
    Der Revolver stellte sich als Erbe ihres Vater heraus, wobei rätselhaft blieb, wieso ein so weltfremdes Pflänzchen wie Miss Bend mit dem Ding überhaupt umzugehen verstand. Noch rätselhafter aber war die Tatsache, daß Jennifer am Tage vor ihrem Tode ihr gesamtes Guthaben von fast achttausend Dollar abgehoben hatte, und von dieser Summe wurde nicht ein einziger Dollar gefunden.
    Zwei Selbstmorde unter vielen. Traurig, aber nicht sehr interessant. Dann passierte es, daß drei Leute sich gleichzeitig und in einem Raum Blausäure eintrichterten, und von diesem Augenblick an ließ Mr. High sich diese drei (oder fünf) Selbstmordfälle übergeben und reichte sie weiter an mich.
    Die drei Leute, die sich in der Wohnung der Mrs. Carla Canzer umbrachten, waren Mr. und Mrs. Thomper und die Wohnungsinhaberin selbst. Der Polizeileutnant, der dabei war, als seine Leute, von Carla Canzers Tochter alarmiert, in den Raum eindrangen, hat mir erzählt, wie es dort aussah.
    Die Thompers und Mrs. Canzer mußten im Eßzimmer irgendeine feierliche Handlung vorgenommen haben. Der Tisch war weiß gedeckt, und es standen drei sechsarmige Kerzenleuchter aus Silber darauf, deren niedergebrannte Kerzen noch flackerten, als die Polizei erschien. John Thomper war im Smoking und die beiden Frauen im Abendkleid. Vor den Stühlen, auf denen sie gesessen hatten, stand je ein merkwürdig geformtes Glas, in dem sich ein ausgezeichneter Wein befand, allerdings, wie der Polizeichemiker feststellte, mit so viel Blausäure darin, daß sie ausgereicht hätte, eine ganze Ochsenherde zu töten. Es war auch nicht rätselhaft, wie das Gift in den Wein gelangt war. Die Flasche, in der es sich befunden hatte, eine normale sechseckige Medikamentenflasche, stand neben der Weinflasche auf dem Tisch.
    Die drei Menschen waren tot. Blausäure tötet so schnell wie ein Blitz. Als der Gerichtsarzt die Leichen untersuchte, stellte er fest, daß jeder der Toten einen seltsamen Handschmuck trug, ein schmales Geflecht aus Gold, das wie eine Spiralfeder aussah, unten breit und so schmal, daß es nur mit Anstrengung vom Handgelenk gestreift werden konnte. Das Ding schien irgendwie symbolische Bedeutung zu haben, und es war ganz leicht festzustellen, daß sowohl die Thompers als auch Mrs. Canzer zu jenen Leuten gehörten, die an Spiritismus, Okkultismus und an ein Wiedergeborenwerden glaubten.
    Seit jenem dreifachen Selbstmord waren fünf Tage vergangen. Die Leichen waren freigegeben und beerdigt worden. Phil und ich befanden uns auf dem Wege zu Charlot Canzer, die früh Witwe geworden war. Wir wußten bereits, daß Charlot einzige Erbin des nicht unbeträchtlichen Vermögens ihrer Mutter war, und wir wußten auch, daß der Fall bei den Thompers genauso lag. Auch sie waren alles andere als arme Leute, und auch ihre Erbin war eine Tochter, Ann Thomper.
    Die Familien hatten sich überhaupt durch die Töchter, die gemeinsam zur Schule gegangen waren, kennengelernt.
    Ich glaubte, ich sagte Ihnen schon, daß ich keine gute Laune hatte.
    Es war der undeutlichste Auftrag, den Mr. High uns je gegeben hatte.
    »Seht mal nach, was dahintersteckt«, hatte er gesagt, nicht mehr und nicht weniger. Wir hatten schon den Fall der Jennifer Bend aufgerollt, bei der das Verschwinden
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