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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen
Autoren: Delfried Kaufmann
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ist angerufen worden, Jerry. Eine Dame. Du sollst diese Nummer hier wählen.« Er grinste.
    »Viel Vergnügen beim Stelldichein. Hatte eine hübsche Stimme.«
    Von unserem Zimmer aus wählte ich die angegebene Nummer. Es meldete sich Ann Thomper.
    »Sie wollten mich sprechen, Miss Thomper?«
    »Danke für den Anruf«, antwortete sie. »Es ist wegen Charlot. Ich sprach heute morgen mit ihr. Sie kam zu mir, und sie war ganz aus dem Häuschen. Sie sagte, sie sie bei einem der Klubs gewesen, in dem auch ihre Mutter verkehrt hat, und sie habe hinterher noch mit dem ›Meister‹ gesprochen, und er habe ihr versichert, sie würde ihre Mutter noch einmal sehen und sprechen können, wenn sie nur an ihn glaube. Sie wollte mich breitschlagen, mit ihr hinzugehen, um auch mit meinen Eltern in Verbindung zu treten. Wir stritten uns schließlich. Ich sagte ihr, sie wäre eine verrückte Gans, und der ganze Zauber habe genug Unglück über unsere Familien gebracht.«
    Ich pfiff durch die Zähne. »Wie reagierte sie darauf?« fragte ich.
    »Sie ging einfach wortlos fort. Hören Sie, Mr. Cotton, diese Leute scheinen die arme Charlot schon ganz schön in den Fängen zu haben.«
    Ich überlegte kurz. »Wollen Sie uns einen Gefallen tun, Miss Thomper?« fragte ich dann. »Mag sein, daß wir nicht viel erreichen, aber vielleicht finden wir auch die richtige Fährte. Gehen Sie zu Charlot Canzer, und sagen Sie ihr, Sie hätten es sich überlegt, und Sie wollten mitmachen. Begleiten Sie sie überall hin, und Sie rufen uns dann an und erzählen uns, mit wem Sie zusammengetroffen sind. Wenn Sie es können, dann stellen Sie sich so, als glaubten Sie nur zu gern an den faulen Zauber, aber lassen Sie sich nicht wirklich einfangen.«
    Ich hörte sie lachen. »Eher wird der Präsident selber Spiritist als ich«, sagte sie. »Gut, Mr. Cotton, ich tue das, was Sie sagen, und wenn nicht mehr dabei herausschaut, so kann ich vielleicht doch Charlot vor einer Dummheit bewahren.«
    »Fein, Miss Thomper, vielen Dank. Wenn irgend etwas gefährlich zu werden droht, dann rufen Sie bitte sofort eine der folgenden Telefonnummern an.«
    Ich nannte ihr die Nummer der Zentrale und meine private. Ich hatte kaum eingehängt, als es wieder läutete.
    »Noch ’ne Dame«, sagte der Kollege aus der Telefonzentrale. »Deine Chancen möchte ich haben!«
    »Los, schalte schon durch«, knurrte ich.
    Die Frauenstimme klang bei weitem nicht so angenehm wie die von Ann Thomper. Es war Saddly Byer. Trocken teilte sie mir mit, daß für Mr. Denver Cool eine Einladung des Klubs der Krischnaisten für übermorgen bei ihr eingegangen war. Der Einfachheit halber hatte ich nämlich Saddlys Adresse als Wohnort auch von Denver Cool angegeben. Die Astrologin würde mich schon herauslügen, wenn der Klub irgendwelche Nachforschungen anstellen sollte.
    »Vielen Dank, Saddly«, sagte ich. »Ich lasse die Karte abholen.«
    »Ich komme aber nicht wieder mit, G-man«, fauchte sie. »Ich habe Besseres zu tun.«
    »Auch nicht nötig. Ich hoffe, ich finde mich jetzt allein zurecht.«
    ***
    Es war genau wie bei meinem ersten Besuch in dem komischen Ypsilonbau in der einhundertzweiunddreißigsten Straße. Wieder wurde mir eine Kapuze verpaßt, nachdem meine Einladungskarte gründlich geprüft worden war, und wieder stand ich inmitten von Männern und Frauen in dem kreisrunden Saal mit den verhängten Wänden. Ich sah mich um. Ich wußte, daß heute zwei Leute anwesend sein würden, die ich kannte: Ann Thomper und Charlot Canzer.
    Ann hatte mir gesagt, daß sie schwarze Abendschuhe mit einer Goldverzierung in Form einer Spinne tragen würde. Ich fand die Dame mit den Schuhen an den Füßen, und ich schob mich in ihr Blickfeld und gab ihr ein kleines Zeichen. Ihre Kapuze nickte zweimal.
    Der Gong summte. Ich sorgte dafür, daß ich den Stuhl neben Ann Thomper erwischte. Beim zweiten Gongzeichen faßte ich vorschriftsmäßig ihre Hand, und dann spulte der Film ab wie gehabt. Der Gong dröhnte zum drittenmal, der ›Weiße‹ erschien und sagte sein Sprüchlein. Die Kerzen erloschen.
    Ann Thompers Hand lag kühl und gelassen in der meinen. Soweit ich erkennen konnte, hatte sich zwischen sie und Charlot Canzer ein Mann geschoben. Rechts fühlte ich die dicken Finger einer dicken Dame.
    Wieder ertönte der verrückte Gesang, und wieder endete er in jenem dunkel dröhnenden Gongton, der gegen das Trommelfell prallte wie eine Springflut, und mit seinem Verhallen erschien auf der Mitte des riesigen
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