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001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

Titel: 001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus
Autoren: Larry Brent
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zusammengeschlagen hatte. Er sah die eichenen Vitrinen, die Vasen, die
Ziergegenstände und Gobelins an den Wänden.
    Aber er vermisste die Geräusche aus den Versuchsräumen!
    Da riss er eine Tür auf – und prallte zurück.
    Er sah die leblosen Vögel, die Igel, Schweine und Fledermäuse in den
Käfigen.
    Vergiftet!
    Canol hatte alle Versuchstiere getötet! Aber warum?
    Larry Brent sah sich in den anderen Räumen um. Auch hier war es das
gleiche. Sie riefen gemeinsam nach Canol und suchten das ganze Haus ab.
    »Aber er muss doch da sein!«, machte sich Nicole Luft. »Er erwartete mich
doch.«
    Sie standen im Korridor. Larrys Lippen waren zu einem Strich
zusammengepresst. Er erinnerte sich an die Skizze, die Henry Parker von diesem
Haus und Professor Bonnards Anwesen angefertigt hatte. Es gab einen
Geheimstollen. Hier vom Korridor aus musste es einen Zugang zu diesem Stollen
geben.
    Larry Brent suchte den Korridor ab. Der Zufall kam ihm dabei zu Hilfe. Er
berührte durch eine unachtsame Bewegung einen schmiedeeisernen Kerzenständer
neben der Vitrine. Aber der Kerzenständer fiel nicht um. Er war auf einem
Kugellager montiert, das lautlos rotierte, drehte sich um die eigene Achse.
    Erstaunt wich Larry Brent einen Schritt zurück, als die Tapetentür vor ihm
aufsprang.
    Kühle Luft streifte sein Gesicht, und modriger Geruch stieg ihm in die
Nase. Steil und schmal führten ausgetretene Stufen in die Dunkelheit.
    Der FBI-Agent rief mehrere Male Canols Namen. Schaurig hallte seine Stimme
in dem dunklen Gewölbe wieder.
    »Wir sehen da unten nach. Einen Moment, Nicole! Ich bin sofort zurück!«
Larry Brent erinnerte sich daran, eine Taschenlampe im Handschuhfach von
Nicoles Wagen gesehen zu haben. Er ging zurück. Es dauerte keine zwei Minuten,
bis er wieder da war. Die Französin stand noch immer vor der Geheimtür.
    »Kommen Sie, Nicole!« Larry fasste sie bei der Hand.
    Die Stufen waren so schmal, dass die beiden nur hintereinander gehen
konnten. Feuchtigkeit tropfte von den Wänden, Nicole Bonnard fröstelte in ihrem
dünnen Kleid.
    Am Ende der Treppe hatten sie ein kellerartiges Gewölbe erreicht, das fast
kerzengerade unter dem Haus entlangführte. Larry Brent war nicht in der Lage,
es mit dem Licht der Taschenlampe auszuleuchten. Der Weg unter ihren Füßen war
zunächst noch glatt und ebenmäßig, wurde aber dann holprig, und die Räume
führten direkt in einen Stollen, der notdürftig von armdicken Balken zu beiden
Seiten abgestützt wurde.
    Sie kamen sich beide wie in einer verlassenen Goldmine vor. Der Weg wurde
immer steiniger. Sie mussten jetzt zum Teil massive Felsblöcke umgehen, die
ihnen im Weg waren.
    Larry und Nicole drangen tiefer in das Gewölbe ein.
    Nach der Schätzung des Amerikaners musste der Tunnel bis jetzt schon eine
Länge von dreihundert Metern haben, ehe er unter Bonnards Anwesen endete.
    Nicole strich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Davon habe ich nichts
gewusst. Ich hatte keine Ahnung, dass es einen Tunnel gibt, der zum Anwesen
meines Vaters führt ...«
    Ihre Stimme klang überzeugend.
    Sie merkten plötzlich, dass es wärmer wurde. Die Temperatur stieg an. Sie
kamen ins Schwitzen.
    Larry Brent verhielt im Schritt und ließ den Kegel der Taschenlampe
kreisen. Der Tunnel war hier sauberer, besser ausgearbeitet und machte an
dieser Stelle einen scharfen Knick nach links.
    Das Phänomen des Temperaturanstiegs beschäftigte den FBI-Agenten. Doch er
ging achselzuckend weiter. Er musste niesen. Staub lag in der Luft. Wie
Rauchschwaden zog er über ihre Köpfe hinweg.
    In der Tiefe der Dunkelheit erklang plötzlich ein Geräusch.
    Und es kam näher.
    Es war ein Stöhnen!
    In der Dunkelheit vor ihnen bewegte sich jemand. Der Lichtkegel von Larrys
Lampe ruckte empor. Er erfasste die Gestalt, die auf sie zuwankte,
blutüberströmt mit zerrissenen Kleidern, die von Staub bedeckt waren. Nicole
Bonnards Aufschrei gellte in Larry Brents Ohren. »Canol!«
     
    ●
     
    Die Französin schlug die Hände vors Gesicht, wandte sich ab und lehnte sich
schluchzend an Larrys Brust. Er drückte sie sanft beiseite und ging mit raschen
Schritten zu der blutüberströmten Gestalt. Sie fiel zu Boden. Der Verletzte
röchelte.
    Da war Larry bei ihm.
    »Es ... es ... geht zu ... Ende ...« Canol hatte die zuckenden Augen
geschlossen. Das blutverkrustete Haar klebte auf seinem Schädel. Nicole Bonnard
kam wankend näher. Sie zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub. Sie hockte sich
neben den
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