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0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

Titel: 0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder
Autoren: Delfried Kaufmann
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andere Küchengeräte an den Türen. Er machte den Hausfrauen Samtaugen, und sie kauften ihm leicht etwas ab, aber er arbeitete nur sporadisch. Sobald er ein paar Dollar in der Tasche hatte, spielte er den Vorstadtcasanova und verdrehte die Köpfe kleiner Verkäuferinnen. Seine einzige Vorstrafe lautete über sechs Monate wegen einer Anzahlungsunterschlagung für einen Staubsauger. In einer kleinen Bar hatte sich ein Mann an ihn herangemacht, den Nees als schlank, unter Mittelgröße, spärliches, blondes Haar, dunkle Augen beschrieb. Sie hatten über Geschäfte gesprochen. Der Mann hatte sich als Pelzhändler vorgestellt und über die Konkurrenz gestöhnt. Nach einem halben Dutzend Drinks hatte er Nees vorgeschlagen, für ihn ein wenig Geschäftsspionage zu betreiben. Nees sollte herausbekommen, was Seemer für Pläne hatte. Bei seinem Aussehen würde es ihm leichtfallen, eine von Seemers Angestellten zu becircen, um alles zu erfahren, was wünschenswert sei. Der Barnachbar bot fünfhundert Dollar für vier Wochen. Nees schien das viel Geld für wenig Arbeit, und außerdem kam es ihm nicht gerade wie ein Staatsverbrechen vor, geschäftliche Informationen zu beschaffen. Er erhielt hundert Dollar Anzahlung und machte sich an die Arbeit. Schon am nächsten Tag lachte er sich mit aller Routine Miss Coster an. Am selben Abend gab er die erste Erfolgsmeldung an seinen Auftraggeber. Von diesem Tag an kam der angebliche Pelzhändler jeden Abend zu Nees, erkundigte sich nach Neuigkeiten und ließ wöchentlich einen Hundertdollarschein da. Als Nees ihm sagte, daß Seemer nach Atlanta fahren würde und ihm auch den Zug nennen konnte, erhielt er eine Hundertdollarnote extra, und die Verbindung wurde gelöst, worauf Nees sich schleunigst von Miss Coster trennte, deren anhimmelnde Verliebtheit ihm schon lange auf die Nerven ging. Als er dann in der Zeitung las, Leonard Seemer sei im Zug ermordet worden, bekam er das große Zittern, aber er wagte nicht, zur Polizei zu gehen und seine Story zu erzählen.
    Nees ganze Art veranlaßte uns, seinem Bericht zu glauben. Leider war seine Beschreibung des Mannes aus der Bar kläglich. Wir vertrauten ihn einem Kollegen an, der ihn in den Projektionsraum setzte, um ihm unsere Galerie von Galgenvögeln zu zeigen.
    Es war inzwischen spät geworden. Ich brachte Phil in seine Wohnung und fuhr dann selbst heim. Gewöhnlich bringe ich den Jaguar in eine Garage, die sich in der Querstraße meines Häuserblocks befindet, aber heute war ich faul. Ich stellte ihn genau vor dem Eingang des Hauses ab, in dem ich wohne, und ging hinauf.
    Ich hause in der ersten Etage. Sie wissen, ich besitze eine hübsche Bude. Eigentlich ist sie zu groß für einen Junggesellen. Das Wohnzimmer liegt nach vorn hinaus. Den Hut noch auf dem Kopf, ging ich zum Fenster, um es zu öffnen, denn ich bin ein großer Freund frischer Luft.
    Als ich die Hand an der Klinke hatte, zerplatzte eine Scheibe in Höhe meiner Brust, etwas wie eine wütende Hornisse summte an mir vorbei. Auf dem Bücherbord an der Stirnwand zerknallte eine Vase, dann erst vernahm ich von der Straße her den Knall des Schusses.
    Ich ließ mich platt auf den Boden fallen, fischte erst einmal den Revolver aus dem Halfter und hob dann die Nase über das Fensterbord.
    Nichts, die Straße lag wie ausgestorben. War das das Geräusch hastiger Schritte, die in der Ferne verklangen? Hoppla, da brummte ein Wagenmotor auf. Die Karre konnte höchstens zwei Ecken weiter stehen. Das Motorengeräusch entfernte sich rasch.
    ***
    Nachdem wir nun erfahren hatten, auf welche Weise der Täter im Fall Seemer herausgefunden hatte, wann sein Opfer mit einem Berg Geld in der Tasche nach Atlanta fuhr, machten wir uns auf die Strümpfe, um festzustellen, ob bei seinem zweiten Opfer, bei Abram Stoneman, nach der gleichen Methode vorgegangen worden war.
    Stonemans Laden war nach seinem Tod nicht eingegangen. Er hatte einen Neffen, der in seinem Geschäft arbeitete und nun das Unternehmen geerbt hatte. Will Stoneman empfing uns sofort, als wir uns anmeldeten.
    Wir setzten ihm unsere Wünsche auseinander.
    »Selbstverständlich können Sie sich meine Angestellten vornehmen«, erklärte er, »aber ich glaube nicht, daß Sie viel Erfolg haben werden. Mein Onkel pflegte seine Entschlüsse ziemlich plötzlich zu fassen. Er sagte selbst mir erst am Morgen des Tages, daß er am Abend reisen werde.«
    »Das ist allerdings zu kurz für einen Ihrer Leute, um diese Mitteilung noch weiterzugeben.
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