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0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

Titel: 0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder
Autoren: Delfried Kaufmann
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seine Tür öffnete, und den Mann dabei überraschte, wie er bei mir einzudringen versuchte. Die Waffe in seiner Hand ließ keinen Zweifel über seine Absichten, und Phil schlug ihm kurz entschlossen den Revolver über den Schädel. Er sackte gegen die Tür, und als ich sie wenige Sekunden später aufriß, fiel er mir entgegen.
    Phil war mit seinem knappen Bericht kaum fertig, als Charles Beggar sich zu regen begann. Erst zuckte er ein wenig mit den Armen, dann stieß er ein kräftiges Stöhnen aus, wälzte sich auf die Seite und faßte leise fluchend an seinen Hinterkopf. Sein Blick fiel auf unsere Schlafanzugbeine. Er ließ die Augen aufwärts wandern. Sein Blick blieb an unseren Gesichtern hängen. Wir sahen ihn aufmerksam und ausdruckslos an. Er war noch ein junger Kerl mit einem hübschen, aber brutalen Gesicht. Sein kurz geschnittenes schwarzes Haar fiel ihm mit ein paar glänzenden Strähnen ins Gesicht.
    »Hallo, Revolverheld«, sagte ich.
    Er verlegte sich zwei Sekunden lang aufs Lügen.
    »Wo bin ich?« stotterte er. »Was wollen Sie von mir?«
    Ich hielt ihm seinen Revolver unter die Nase.
    »Laß doch den Unsinn, Revolverheld«, sagte ich freundlich. »Ich habe noch die Kugel, die du mir in die Wohnung geschickt hast. Du weißt doch, daß es Methoden gibt, mit absoluter Sicherheit zu beweisen, daß jene Kugel aus diesem Revolver stammt!« Ich wog die Knarre in der Hand.
    »Keine Chance für dich, dem Richter etwas vorzuflunkern.«
    Er starrte uns wütend an.
    Phil steckte ihm eine Zigarette zwischen die Lippen. Er richtete sich ganz auf, so daß er jetzt auf der Erde saß. Ich gab ihm Feuer.
    »Nett, wie wir dich behandeln, nicht wahr?« fragte ich. »Aber das hört auf, wenn du wieder zu lügen anfängst. Hier auf der Strecke sind in den letzten Wochen zwei Morde begangen worden. Dazu kommen noch drei Morde in anderen Zügen. Wie viele davon gehen auf dein Konto?«
    »Keiner«, antwortete er finster.
    »Revolverheld«, sagte ich mit leiser Warnung in der Stimme, »lüge nicht leichtsinnig. Natürlich haben wir die Kugel von den Leuten, die daran starben. Sie brauchen nur aus deiner Kanone zu stammen, und du bist fällig.«
    »Ich war’s nicht«, brummte er noch einmal. Er sah vor sich hin auf den Boden. Plötzlich riß er den Kopf hoch. Sein Gesicht war ganz verändert. Panische Angst und gräßliches Entsetzen standen darin. Seine Stimme schlug um, wurde hell und gellend, als er hastig schrie: »Damit habe ich nichts zu tun. Aber ich erhielt die Waffe von dem Mann, der mir auftrug, Sie zu erledigen, und wenn er vorher mit diesem Schießeisen die Morde beging, von denen Sie sprechen, dann schieben Sie es mir in die Schuhe.« Er heulte auf. »Das war ein Trick von dem verdammten Hund. Ich soll für ihn den Kopf hinhalten.«
    »Schrei nicht so!« fuhr ich ihn an. Er klappte gehorsam das Maul zu.
    »Na, nun erzähle uns mal hübsch der Reihe nach dein Märchen, und wir sagen dir dann hinterher, ob es uns gefallen hat oder nicht.«
    Ich sage Ihnen, das war vielleicht ein unsympathischer Typ, der da vor uns auf dem Boden hockte. Ein Bursche, der für Geld alles machte. Wie ein Zuchthaus von innen aussah, das wußte er genau. Er hatte für ein paar Gangsterbosse gearbeitet, und wenn Leute einen Handlanger suchten, dem es auf nichts ankam, dann War Charles Beggar, Boston, die richtige Adresse für sie. So interessant sie war, im Augenblick interessierte uns die Laufbahn des Revolverhelden nur von dem Zeitpunkt an, da er gegen mich eingesetzt wurde.
    Eines Tages, dem Datum nach zwei Tage nach dem Mord an Oswell Boom, suchte ihn ein Mann in seiner Stammkneipe in Boston auf und charterte ihn für den Job, einen Mann, nämlich mich, dort zu erledigen, wo immer sich die Gelegenheit bot. Den Mann erkannten wir nach der Beschreibung des käuflichen Totschlägers leicht wieder. Es handelte sich um denselben schlanken Burschen mit spärlichem blondem Haar, der auch Frank Nees für das wahrhaft harmlosere Geschäft engagiert hatte, Seemers Sekretärin in Glut zu versetzen. Als Beggar erfuhr, daß er einen G-man killen sollte, verlangte er die doppelte Taxe, was wir als sehr schmeichelhaft empfanden.
    Sein Auftraggeber fuhr ihn im Wagen nach New York, stellte sich gegenüber dem Hauptquartier auf, wartete, bis Phil und ich herauskamen, und zeigte ihm in meiner werten Person den Gegenstand, der ihm als Zielscheibe dienen sollte. Daraufhin wurde er in ein gemietetes Zimmer gefahren, bekam die Kanone in die Hand gedrückt,
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