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0007 - Die Nacht der mordenden Leichen

0007 - Die Nacht der mordenden Leichen

Titel: 0007 - Die Nacht der mordenden Leichen
Autoren: Franc Helgath
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an die ausgehobene Grube.
    Sie war leer.
    ***
    »Eine Offenbarung ist das nicht«, meinte der Reporter schnoddrig und steckte den Fotoapparat wieder weg, den er schußfertig gemacht hatte.
    Zamorra sagte nichts. Er sprang in die Grube hinunter, doch nicht einmal die dunkle Färbung des Sandes war noch zu erkennen.
    Nichts deutete darauf hin, daß hier einmal eine Leiche vermodert war. Und trotzdem fand er etwas. Unter dem Sand schaute das zerbrochene Holzkreuz des Priesters hervor. Das Silber war geschmolzen. Niemand sah, wie er es in seiner Tasche verschwinden ließ.
    »Tatsächlich nichts«, bestätigte auch Zamorra. Er vermied es, seinen Freund Bill dabei anzusehen. »Nun, für mich ist die Tatsache, daß das Grab leer ist, nur ein weitere Beweis dafür, daß es hier nicht mit rechten Dingen zugeht.«
    Der Reporter war aufmerksam geworden. »Sind Sie heute nicht das erstemal hier?«
    »Nein. Wir haben gestern schon an dieser Stelle gegraben. Und da sah es unter dem Stein wesentlich anders aus als heute. Wir fanden ein Skelett. Vielleicht wurde es gestohlen.«
    Professor Zamorra sah keine Veranlassung, dem Reporter auf die Nase zu binden, was er am Tage vorher außerdem noch erlebt hatte.
    Er wollte ihm nur eine hinreichende Erklärung für sein Hiersein und für sein Interesse geben.
    »Wer sollte schon alte Leichen stehlen«, zweifelte Jacques Distel.
    »Klingt reichlich unwahrscheinlich.«
    »Ich kann es nicht ändern. Ich war gestern nicht allein hier. Es gibt Zeugen.«
    »Können Sie mir die benennen?«
    Der Reporter zückte wieder seinen Block.
    »Ich könnte, aber ich will nicht«, wies Zamorra ihn ab.
    »Dann sind Sie höchstens einer, der sich wichtig machen möchte«, meinte der Reporter frech. »Ich glaube Ihnen kein Wort mehr.«
    »Das ist Ihre Sache. Gehen wir, Bill.«
    Zamorra wandte sich ab und ging grußlos zu seinem Citroën zurück. Bill Fleming folgte ihm nachdenklich. Etwas im Verhalten seines Freundes kam ihm sonderbar vor. Es war nicht Zamorras Art, bei geringen Anlässen Dritten gegenüber schroff zu werden. Er mußte unter einer ungeheuren nervlichen Belastung stehen, wenn er sein diplomatisches Geschick vergaß. Zamorra gefiel ihm gar nicht.
    Professor Zamorra fuhr nicht nach Lamastre hinein. Er steuerte den Wagen auf die Umgehungsstraße, und bei der nächsten Abzweigung bog er nach Tournon ab.
    »Würdest du mir beiläufig erklären, wo wir hinfahren?« fragte Bill Fleming.
    »Nach Tournon«, antwortete Zamorra einsilbig und widmete seine volle Aufmerksamkeit der kurvenreichen Straße. »Wir besuchen Pater Marcell. Ich brauche etwas von ihm.«
    »Ist das der Priester, der gestern mit dabei war?«
    »Richtig.«
    Eine Viertelstunde später rollte die schwere Limousine vor dem Hauptportal der Kirche aus. Sie war nur unwesentlich besser in Schuß als das Gotteshaus von Lamastre. Es war ein klobiger Bau mit romantischen Fensterbögen und Mauern, dick wie bei einer Festung.
    Auch dieses Gebäude war mit Bruchsteinen errichtet.
    »Nun sei mal ehrlich«, sagte Bill. »Weshalb machst du dir Vorwürfe?«
    Zamorra schaute ihn lange an, bevor er antwortete. »Du kennst mich sehr gut! Ja, ich mache mir Vorwürfe. Aber ich möchte jetzt nicht darüber reden. Wir unterhalten uns ein andermal. Auf der Rückfahrt vielleicht.«
    Damit war für den Professor das Thema abgeschlossen. Er hatte sich tatsächlich Vorwürfe gemacht. Er fühlte sich mitschuldig am Tod von neun weiteren Menschen. Er hätte es in der Hand gehabt, ihren Tod zu verhindern, denn er besaß das silberne Amulett Leonardo de Montagnes, jenes Amulett, vor dem selbst die Braut des Satans Angst zu haben schien und das ihre mordenden Dämonen zurücktreiben konnte.
    Wenn er die Wache am Friedhof übernommen hätte, dann würde auch der Polizist noch leben, von dem man nur wußte, daß er stranguliert worden war, und dessen Mörder man genausowenig kannte wie den Dieb der Leichen. Hätte er gleich gestern nachmittag die Kraft seines Amuletts wirken lassen, dann wäre der mordende Geist von Yvonne Mortal vielleicht schon für alle Ewigkeit ins Reich der ewigen Finsternis eingegangen.
    Daran dachte Zamorra, als er die ausgetretenen Stufen zur Pforte des Gotteshauses hinaufschritt. Sie war offen. Die schweren, mit Eisen beschlagenen Türen ließen sich erstaunlich leicht in ihren Angeln bewegen.
    In der Kirche selbst war es dunkel. Nur durch ein paar runde Öffnungen in halber Höhe tropfte etwas Sonnenlicht in die dreischiffige Halle aus rohem
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