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0006 - Schach mit dem Dämon

0006 - Schach mit dem Dämon

Titel: 0006 - Schach mit dem Dämon
Autoren: Jason Dark
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sind Sie den auch los«, sagte ich.
    Ich wollte schon meinen eigenen Läufer ein Feld vorsetzen, als Octavio aufsprang.
    »Halt!« schrie er.
    Ehe ich es verhindern konnte, warf er sich über den Tisch und hatte meine Pistole an sich gerissen. Ich hatte sie leichtsinnig neben das Schachbrett gelegt. Dafür hätte ich mich jetzt noch in den Hintern beißen können.
    Octavio sprang zwei Schritte zurück. »Bleib so sitzen, Geisterjäger«, blaffte er. »Jetzt wird nach meinen Regeln gespielt!«
    Ich legte beide Hände flach auf den Tisch. »Was werfen Sie mir vor, Octavio? Habe ich falsch gespielt? Habe ich die Regeln nicht beachtet? Oder was?«
    »Weder noch, Sinclair.«
    »Was dann?« fragte ich höhnisch. »Oder sind Sie etwa sauer, daß ich doch der Bessere bin?«
    Octavios Gesicht verzerrte sich. »Das wird sich erst noch herausstellen!« zischte er. »Sie sind noch längst nicht Sieger. Meine Trumpfkarte spiele ich erst noch aus.«
    Ich deutete auf seinen Platz. »Dann setzen Sie sich doch, und spielen Sie weiter!«
    »Nein, mein Lieber. Ich werde weiterspielen. Aber nicht hier. Ich werde mich selbst in das Spiel einmischen. Sie können es ja auch.« Er bewegte sich bei seinen Worten auf den Spiegel zu, und ich ahnte, was er vorhatte.
    »Machen Sie keinen Unsinn!« Ich sprang auf.
    »Soll ich abdrücken?« schrie Octavio. »Ich weiß, daß Ihre Kanone mit Silberkugeln geladen ist. Und ich weiß auch, daß Sie für Menschen tödlich sind. Ich mache keinen langen Prozeß mehr, Sinclair. Ich werde Sie umlegen und anschließend durch den Spiegel verschwinden. Sechs Kugeln sind im Magazin. Wenn ich Sie erschieße, habe ich noch fünf. Die reichen für Ihre Freunde.«
    Und ob die reichten!
    Ich Idiot hatte mich übertölpeln lassen, hatte mich zu sehr auf das Schachspiel konzentriert und vergessen, welch einem Gegner ich gegenübersaß.
    Noch trennte uns der Schreibtisch. Ich verfolgte jede Bewegung Octavios Immer näher kam er dem Spiegel.
    Und ich ahnte auch, was er vorhatte. Er würde schießen, kurz bevor er in den Spiegel eintauchte.
    Doch vorher schnellte sein linker Arm vor, und ehe ich es verhindern konnte, fegte er alle noch auf dem Schachbrett befindlichen Figuren um.
    Ich konnte mir vorstellen, was jetzt auf dem anderen Schachbrett los war. Einen Blick in den Spiegel zu riskieren, wagte ich nicht. Dafür hörte ich Octavios hämisches Lachen.
    »Deine Freunde werden sich wundern!« kicherte er. »Vielleicht sind sie auch schon tot, wenn ich unten bin, dann habe ich Kugeln gespart.«
    Er machte wieder einen Schritt näher zum Spiegel hin.
    »Verloren, Sinclair!« rief er. »Aus und vorbei!«
    Er stand jetzt mit dem Rücken vor dem Spiegel. Zwei Yards befand ich mich von ihm entfernt. Sein rechter Zeigefinger hatte sich um den Abzug gekrallt.
    Eine winzige Bewegung nur, dann…
    Es ist bei fast allen Menschen gleich. Profikillern eventuell ausgenommen. Wenn sie sich überwinden zu schießen, dann zeigt sich das in ihren Augen.
    Ein kurzes Aufblitzen vielleicht ein.
    Bei Octavio war es soweit.
    Nur verzerrte sich bei ihm der Mund.
    Im gleichen Augenblick drückte er ab!
    Der Schuß bellte auf.
    Ich flog zur Seite, hörte ein widerliches Lachen und verspürte einen Hammerschlag an meiner linke Schulter.
    Getroffen!
    Ich prallte zu Boden, rollte um meine eigene Achse, spürte den ziehenden Schmerz und wurde vom Schreibtisch gestoppt.
    Ich riß mich zusammen, zog mich keuchend an der Platte hoch.
    Von Octavio war nichts mehr zu sehen.
    Er war verschwunden, war hineingetaucht in den Dimensionsspiegel, um mit meiner eigenen Waffe meine Freunde umzubringen.
    Meine Chance war gleich Null.
    Oder?
    Nein, zum Teufel. Hatte ich bisher nicht alles auf eine Karte gesetzt? Dann wollte ich auch jetzt nicht kneifen. Ich mußte ihm nach, mußte durch den Dimensionsspiegel in das Reich des Schreckens tauchen.
    Ich überlegte nicht länger, sondern stolperte auf den Spiegel zu und warf mich gegen die Fläche…
    ***
    Bill Conolly drehte den Kopf nach links und sah die ängstlichen Gesichter der Frauen.
    »Warum spielen die beiden nicht weiter?« rief Sheila.
    »Ich weiß es nicht.« Bill hob die Schultern. »Vielleicht haben sie mal eine Pause eingelegt.«
    Der Reporter warf Suko einen Blick zu, doch auch der Chinese schien ziemlich ratlos zu sein. Er stand auf seinem Schachfeld und hielt die in der Nähe stehenden schwarzen Dämonenfiguren im Auge.
    Zeit verging.
    Die Spannung wuchs. Immer wieder warfen die vier Freunde ihre
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