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0003 - Die strahlende Kuppel

Titel: 0003 - Die strahlende Kuppel
Autoren: K. H. Scheer
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überzeugt, daß dies nicht gut funktionieren konnte, das nicht!
     
    2.
     
    Partnerschaft und Verteidigungsgemeinschaft bedeuten nicht mehr und nicht weniger als ein echtes Vertrauensverhältnis zwischen den Beteiligten.
    Wenn innerhalb einer weltweiten Vereinigung eine ganz spezielle Geheimabwehr erschaffen wird, so liegt der Gedanke nahe, das Hauptquartier einer derartigen Organisation dort einzurichten, wo es von den Vertretern aller angeschlossenen Nationen schnell und sicher erreicht werden kann.
    Im Fall der IIA, der International Intelligence Agency, hatte man die Insel Grönland als geographisch günstigsten Ort auserwählt. Die gigantische Zentrale der NATO-Abwehr war tief unter dem Festland angelegt worden.
    Allmächtiger Chef der IIA, nur verantwortlich gegenüber der Verteidigungsgemeinschaft, war Allan D. Mercant. Der zartgebaute, unscheinbar wirkende Mann mit dem gebräunten Jungengesicht unter einer hochgewölbten Stirn war eine durchaus friedfertige Natur gegenüber der Tierwelt.
    Allan D. Mercant hätte recht gut als Vorsitzender eines Tierschutzvereins gelten können; zumindest hätte man ihm solche Angaben vorbehaltlos geglaubt, wenn man ihn mit glücklich leuchtenden Augen und schußbereiter Telekamera in den dichten Wäldern Kanadas hätte beobachten können.
    Mercant hielt nicht viel von der Jagd mit der Büchse. Es vertrug sich nicht mit seinen Grundsätzen.
    Um so verwunderlicher mußte seine berufliche Tätigkeit erscheinen. Bösartige Spötter hatten gelegentlich behauptet, der Chef der IIA hielte mehr von der Gesundheit eines unschuldigen Tieres als vom Leben eines seiner zahllosen Einsatzagenten. Natürlich traf das keineswegs zu, weshalb Mercant auch grundsätzlich dazu neigte, bissige Bemerkungen dieser Art mit einem ironischen Funkeln seiner milden Augen abzutun.
    Zur Zeit stand der kleingewachsene Mann vor einem wahrhaft gigantischen Bildschirm. Das Leuchtsymbol in der rechten oberen Ecke wies darauf hin, daß die Aufnahmekamera im fernen Asien stand.
    Sicherlich war es mehr als seltsam, bestimmt aber wäre es vor etwa einem Monat noch aufregend gewesen. Nun, zu dieser Stunde schien sogar die Anwesenheit östlicher Offiziere und Geheimdienstleute nicht mehr überwältigend zu sein.
    Vor vier Wochen wäre es völlig undenkbar gewesen, einem Vertreter der Asiatischen Föderation oder gar einem solchen des Ostblocks den Eintritt in das Grönland-HQ der Internationalen Abwehr zu gestatten.
    Um das Maß an Überraschungen voll zu machen, hatte Allan D. Mercant sogar persönlich gehaltene Einladungen verschickt.
    So war es geschehen, daß am frühen Morgen dieses Tages zwei Deltabomber der AF und des Ostblocks auf dem riesenhaften Eislandefeld des Hauptquartiers landeten.
    Die Besucher waren von Allan D. Mercant persönlich empfangen und begrüßt worden: Dennoch war der so unscheinbare Mann vorsichtig genug gewesen, die Fremden mit einem geschlossenen Rohrbahnzug in einen der unergründlichen Eisschächte des HQ hineinrasen zu lassen. Wo sie sich nun genau befanden, wußten sie nicht. Immerhin bewegten sie sich in einem sehr großen, gut temperierten und beleuchteten Saal, dem man es nicht anmerkte, daß über ihm fast drei Kilometer Eis und Fels lagen.
    Hier war Mercants Zentrale. Hier liefen alle Fäden der westlichen Abwehr im Rahmen einer gewaltigen Verteidigungsgemeinschaft zusammen.
    In den großen, versteckt eingebauten Lautsprechern schienen Vulkane zu toben. Die Geräuschaufnahmen der chinesischen Fernsehleute waren ausgezeichnet, fast etwas zu plastisch.
    Hervorragende Teleobjektive holten das Zielgebiet heran. Immer und immer wieder wurden die Augen der Beobachter von grellen Blitzen gepeinigt. Das infernalische Dröhnen detonierender Sprengköpfe vermischte sich mit dem tiefen Orgeln schwerster Bodenlenkwaffen, die in unwahrscheinlich schneller Folge von den fahrbaren Lafetten der Spezialfahrzeuge starteten.
    Das Schauspiel dauerte nun bereits 15 Minuten. Ein Ende war noch nicht abzusehen. Eine Unterhaltung war zwischen den Männern unmöglich geworden. Die Übertragung zog sie in ihren Bann, der von Allan D. Mercant jäh und unvermittelt durch eine kurze Schaltung beseitigt wurde.
    Die Leuchtstoffröhren flammten auf. Das Fernbild verblaßte mit einem letzten Aufblitzen. Es wurde still.
    Mercant fuhr sich mit der Handfläche über den spiegelblanken Kahlkopf, Er wirkte so aufdringlich harmlos, daß sich Marschall Petronskij eines unbehaglichen Gefühls nicht erwehren konnte.
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