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0001 - Im Nachtclub der Vampire

0001 - Im Nachtclub der Vampire

Titel: 0001 - Im Nachtclub der Vampire
Autoren: Jason Dark
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sein.«
    Marina Held ließ den Wortschwall über sich ergehen. Diese Mrs. Sanders schien aus einem sagenhaften Reservoir zu schöpfen. Sie redete, ohne Atem zu holen.
    Im Haus war es angenehm kühl. Eine breite Holztreppe führte in die oberen Etagen. Der Flur war grün gestrichen. Auf der untersten Treppenstufe standen zwei Typen, wie Marina sie auch aus Berlin kannte.
    Lederjacke, lange Haare, und Ritterkreuze, die auf der nackten Brust lagen.
    Die beiden grinsten Marina penetrant an. Sie waren höchstens achtzehn. Aber bestimmt unangenehm. Sie sahen so aus, als gingen sie keinem Streit aus dem Wege.
    »He, Puppe, dich werden wir auch noch einseifen«, sagte der größere der Typen und machte mit Daumen und Zeigefinger eine international verständliche Geste.
    Marina Held konnte es nicht vermeiden, daß sie rot wurde.
    Auch Mrs. Sanders hatte etwas bemerkt. »Kümmern Sie sich gar nicht darum«, sagte sie zu ihrem deutschen Gast. »Diese Dreckskerle gehören in ein Arbeitslager.«
    Mrs. Sanders verschwand mit Marina in ihrer Wohnung. Sie lag parterre, rechts vom Eingang. Die Wohnung gegenüber stand schon seit drei Monaten leer.
    Mrs. Sanders schloß die Tür.
    Im ersten Augenblick hatte Marina das Gefühl, in einen Altwarenladen gelangt zu sein. Überall Gerumpel. Bis sie herausgefunden hatte, daß es die Wohnungseinrichtung war, befand sie sich schon im Living-room.
    Auch hier alte Möbel. Dazu noch gemusterte, dunkle Tapeten. Der Raum war ziemlich klein. Eine Wand wurde von einem Schrank fast völlig eingenommen. An der anderen Wand hingen die Bilder von Mrs. Sanders Eltern. Die Ähnlichkeit war unverkennbar.
    Den runden Tisch vor dem alten Sofa hatte Mrs. Sanders schon gedeckt. Vor dem Tisch standen zwei Stühle mit hohen Lehnen.
    Sanders betrat den Living-room. »Die Koffer habe ich schon in Ihr Zimmer gebracht, Marina. Wir zeigen es Ihnen gleich. Erst wollen wir uns mal stärken.«
    Sie nahmen am Tisch Platz. Es gab in der Tat selbstgebackenen Apfelkuchen. Die heiße Vanillesoße holte die Hausfrau aus der Küche.
    Und natürlich gab es Tee. Marina mochte Apfelkuchen zwar nicht besonders, aber sie hatte Hunger und würgte ihn mit Todesverachtung hinunter.
    Als ihr Mrs. Sanders noch ein Stück auf den Teller legen wollte, wehrte sie ab. »Nein, danke, Mrs. Sanders, ich muß etwas auf meine Linie achten.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Was ihr jungen Mädchen nur immer habt. Ich zum Beispiel…«
    »Dich kann man auch schon bald rollen«, sagte Mr. Sanders trocken.
    Marina hatte Mühe, ein Lachen zu verbeißen. Sie kramte in ihrer Tasche herum und suchte nach Zigaretten.
    »Helen raucht aber nicht«, sagte Mrs. Sanders spitz.
    In Deutschland hat sie gequalmt wie ein Schlot, dachte Marina. Sie hütete sich aber, etwas laut werden zu lassen. Schließlich wollte sie es sich mit den Eltern ihrer Freundin nicht verderben.
    Sanders holte einen Aschenbecher, eine alte Schale aus grünem Marmor.
    Zwei Stunden vergingen. Marina erzählte von Deutschland, von ihren Eltern und von ihren Freunden. Sie fand aufmerksame Zuhörer.
    Dann zeigte ihr Mrs. Sanders das Zimmer. Es lag dem Living-room gegenüber, direkt neben dem Bad, und war Helens Zimmer.
    Es gab ein Bett und eine Schlafcouch. An den Wänden prangten Poster mit Stars aus der Pop-Branche. Dazwischen hing das fast lebensgroße Bild eines nackten Mannes, dessen charakteristisches Teil von einem Platanenblatt bedeckt war.
    »Also, das Ding reiß ich auch bald ab.« schimpfte Mrs. Sanders.
    Marina lächelte. »Warum? Ich finde es irre.«
    »Na ja, die Jugend.«
    Das Ehepaar Sanders ließ die junge Deutsche allein. Marina begann, ihre Koffer auszupacken. Helen hatte in ihrem Kleiderschrank vorsichtshalber Platz gemacht, so daß Marina alles unterbringen konnte.
    Dann ging sie ins Bad.
    Es war ziemlich altmodisch ausstaffiert. Die Wanne war nicht im Boden verankert, die Toilette besaß noch eine alte Ziehspülung, und das Waschbecken war stumpf. Haare klebten an den Abflußlöchern fest. Eine Dusche war nicht vorhanden.
    Marina nahm ein Bad. Heißes Wasser spendete ein altmodischer Boiler. Die junge Deutsche fühlte sich erfrischt, als sie die Wanne verließ. Sie schlüpfte in ihre weißen Jeans und zog einen roten, nicht zu engen Pullover über.
    Marina hatte vor, noch ein wenig spazierenzugehen. Wenn Helen schon nicht da war, wollte sie London allein erobern. Das heißt, soweit dies möglich war.
    Ihre Gasteltern waren von dem Vorschlag nicht begeistert.
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