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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Autoren: Jean M. Auel
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dem Rücken am Flußufer dahinsprengte. Das Fohlen ihnen dicht auf den Fersen, ging es die Uferböschung hinauf und hinein in die darunterliegende Steppe. Die anderen in seiner Horde waren genauso fassungslos wie Talut, insbesondere ein kleines zwölfjähriges Mädchen, das sich näher an den Anführer heranschob und sich an ihn schmiegte, als müsse es gestützt werden.
»Wie hat sie das gemacht, Talut?« fragte das Mädchen mit leiser Stimme, die Erstaunen wie ehrfürchtige Scheu zugleich verriet, aber auch ein leises Verlangen erkennen ließ. »Das kleine Pferd, es war so nahe, ich hätte es fast anfassen können.«
Taluts Züge wurden weich. »Du wirst sie fragen müssen, Latie. Oder vielleicht Jondalar«, sagte er und wandte sich dem hochgewachsenen Fremden zu.
»Ich weiß das selbst nicht genau«, erwiderte dieser. »Ayla hat eine besondere Art, mit Tieren umzugehen. Sie hat Winnie großgezogen, seit sie ein Fohlen war.«
»Winnie?«
»So ungefähr lautet der Name, den sie der Stute gegeben hat. Wenn sie ihn ruft, könnte man meinen, sie wäre ein Pferd. Und das Fohlen heißt Renner. Den Namen habe ich ihm gegeben – sie hat mich darum gebeten. Das ist das Zelandonii-Wort für jemand, der sehr schnell läuft. Es bedeutet aber auch jemand, der alles daran setzt, um der beste zu sein. Als ich Ayla das erste Mal sah, war sie gerade dabei, der Stute zu helfen, das Fohlen zur Welt zu bringen.«
»Muß das ein Anblick gewesen sein! Ich hätte gemeint, gerade in einer solchen Zeit würde eine Stute niemand an sich heranlassen«, sagte einer der anderen Männer.
Die Reitvorführung kam gerade recht, so daß Jondalar den Zeitpunkt für gekommen hielt, von Aylas Befürchtungen zu reden. »Ich glaube, im Grunde würde sie gern mitkommen und euer Lager besuchen, Talut, aber sie befürchtet, ihr könntet meinen, die Pferde wären eine Jagdbeute wie jede andere, und da sie keine Angst vor Menschen haben, wäre es zu leicht, sie zu erlegen.«
»Ja, das wären sie wohl. Du mußt gewußt haben, was ich dachte – aber das würde doch jeder denken.«
Talut verfolgte, wie Ayla zurückgeritten kam – ein merkwürdiges Tier, halb Mensch, halb Pferd. Er war froh, daß er nicht ahnungslos auf sie gestoßen war. Das wäre … nun ja, höchst beunruhigend gewesen. Er überlegte flüchtig, wie es wohl wäre, auf dem Rücken eines Pferdes zu reiten, und ob wohl auch er dann so erschreckend aussehen würde. Und als er sich ausmalte, wie es aussehen müßte, wenn er rittlings auf einem der gedrungenen, kräftigen Steppenpferde wie Winnie säße, mußte er laut lachen.
»Mir würde es ja wohl leichterfallen, das Pferd zu tragen, als das Pferd mich!« sagte er.
Jondalar kicherte. Es war nicht schwer, Taluts Gedanken zu folgen. Etliche von den anderen lächelten oder glucksten in sich hinein, und Jondalar begriff, daß sie alle an das gleiche gedacht haben mußten: wie das wohl sein müßte – auf einem Pferd zu sitzen und zu reiten. Verwunderlich war das nicht. Ihm selbst war es genauso ergangen, als er Ayla das erste Mal auf Winnies Rücken gesehen hatte.
    Ayla hatte den Schrecken und das Erstaunen auf den Gesichtern der kleinen Horde gesehen, und hätte nicht Jondalar auf sie gewartet, sie wäre geradewegs in ihr Tal zurückgekehrt. Sie hatte in jüngeren Jahren genug Mißbilligung für Handlungen und Verhaltensweisen geerntet, die für andere nicht annehmbar gewesen waren. Und sie hatte in der Zeit ihres Alleinlebens genug Freiheit genossen, als daß sie Lust hatte, sich irgendwelcher Kritik auszusetzen, nur weil sie ihren Neigungen folgte. Sie war bereit, Jondalar zu sagen, er könne diesen Leuten einen Besuch abstatten, wenn er wolle; sie kehre zurück.
    Doch als sie zu der kleinen Gruppe von Menschen zurückritt, sah sie Talut immer noch über das Bild vor seinem geistigen Auge – er rittlings auf einem Pferd – in sich hineinlachen, und sie besann sich eines besseren. Lachen war etwas, das sie schätzte. Sie selbst hatte während ihrer Zeit beim Clan nicht lachen dürfen; Lachen hatte die Flachschädel mit Unbehagen erfüllt und verstört. Nur heimlich, mit Durc, hatte sie laut lachen können. Baby – und Winnie – waren es gewesen, die sie gelehrt hatten, das Lachen richtig zu genießen, und Jondalar war dann der erste Mensch gewesen, der sich gemeinsam mit ihr den Bauch gehalten hatte vor Lachen.
    Jetzt sah sie den Mann unbekümmert mit Talut lachen. Er sah auf und lächelte, und der Zauber seiner lebendigen blauen Augen
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