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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Autoren: Jean M. Auel
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Talut sie jetzt führte. Etliche kahle Schlafbänke an den Wänden, die offenbar nicht benutzt wurden, ließen erkennen, wie sie gebaut worden waren.
Beim Ausheben des Erdreichs hatte man auf beiden Seiten gerade unterhalb des Bodenrandes breite Erdbänke stehen lassen und diese an bestimmten Stellen mit Mammutknochen abgestützt. Oben auf den Erdbänken lagen weitere Mammutknochen; die Zwischenräume waren mit getrocknetem Gras ausgestopft, auf dem wiederum weiche Ledersäcke lagen, die ihrerseits mit Mammutwolle und anderem daunigen Material gefüllt waren. Kamen noch etliche Lagen Pelze darüber, wurden die Erdbänke zu warmen und kuscheligen Lagerstätten oder Betten.
Jondalar fragte sich, ob das Herdfeuer, zu dem sie geleitet wurden, frei sei. Es schien kahl, machte jedoch ungeachtet all des leeren Raums einen bewohnten Eindruck. Glut gloste auf der Feuerstelle, und auf manchen Bänken lagen Felle und Häute übereinander; von Gestellen hingen getrocknete Kräuter herunter.
»Besucher werden für gewöhnlich am Mammut-Herdfeuer untergebracht«, erklärte Talut, »das heißt, sofern Mamut nichts dagegen hat. Ich werde fragen.«
»Selbstverständlich können sie bleiben, Talut.«
Die Stimme kam von einer leeren Bank. Jondalar fuhr herum, und ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf, als einer der Fellstapel sich bewegte. Dann leuchteten zwei Augen aus einem Gesicht, das hoch am rechten Wangenknochen ZickzackTätowierungen aufwies, die teilweise mit den Runzeln eines uralten Gesichts zusammenfielen. Was er für den weißen Winterpelz eines Tigers gehalten hatte, erwies sich als ein schlohweißer Bart. Zwei lange, spindeldürre, übereinandergeschlagene Schenkel lösten sich voneinander und wurden über den Rand der Schlafbank hinübergehoben und die dazugehörigen Füße auf den Boden gestellt.
»Mach nicht ein so erstauntes Gesicht, Mann von den Zelandonii. Die Frau wußte, daß ich hier war«, sagte der alte Mann mit kräftiger Stimme, der man das fortgeschrittene Alter kaum anmerkte.
»Hast du das wirklich gewußt, Ayla?« fragte Jondalar, doch sie schien ihn nicht zu hören. Ayla und der alte Mann konnten die Augen nicht voneinander lassen und starrten sich an, als könnten sie einander auf den Grund ihrer Seele sehen. Dann ging die junge Frau vor dem alten Mamut zu Boden, kreuzte die Beine und verneigte sich tief.
Jondalar war verwirrt und verlegen. Sie bediente sich der Gebärdensprache, die, wie sie ihm erzählt hatte, die ClanAngehörigen benutzten, um sich zu verständigen. Was Ayla da einnahm, war die unterwürfige und ehrerbietige Haltung, die Clan-Frauen einnehmen mußten, wenn sie um Erlaubnis baten, sich ausdrücken zu dürfen. Er erinnerte sich, daß sie diese Haltung ihm gegenüber nur ein einziges Mal eingenommen hatte: bei dem Versuch, ihm etwas überaus Wichtiges zu erklären, etwas, das sie ihm anders nicht begreiflich machen konnten, da die Wörter, die er ihr beigebracht hatte, nicht ausreichten, ihm verständlich zu machen, was in ihr vorging. Er fragte sich, wieso man etwas mit einer Sprache, die sich keiner Worte, sondern Gesten und Gebärden bediente, klarer ausdrücken konnte als mit der ihm geläufigen Wörtersprache; gleichwohl hatte es ihn noch mehr verwundert, daß diese Leute sich überhaupt miteinander verständigten.
Trotzdem wünschte er, sie hätte das hiergelassen. Er errötete, als er sah, wie sie vor aller Augen die Flachkopf-Signale von sich gab, und er war versucht, hinzugehen und ihr zu sagen, sie solle aufstehen, ehe irgend jemand sie sah. Die Haltung, die sie einnahm, bereitete ihm ohnehin Unbehagen, als ob sie ihm mit einer Ehrfurcht und einer Huldigung begegnete, die nur Doni gebührte, der Großen Erdmutter. Er hatte gemeint, das sei etwas ausschließlich Persönliches zwischen ihnen, nichts, an dem man jemand anders teilnehmen lassen konnte. Sich ihm gegenüber so zu verhalten, wenn sie allein waren, das war etwas anderes; hier jedoch war ihm daran gelegen, daß sie einen guten Eindruck auf diese Leute machte. Er wollte, daß sie sie gern gewönnen. Er wollte nicht, daß sie erführen, woher sie stammte.
Der Mamut bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick, dann wandte er sich wieder Ayla zu. Er betrachtete sie einen Moment, dann lehnte er sich vor und berührte sie zweimal an der Schulter.
Ayla sah auf und blickte in kluge, sanfte Augen, die sie aus einem von feinen Fältchen und vielen tiefen Runzeln durchzogenen Gesicht heraus anschauten. Die Tätowierung unterhalb
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