Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett
Autoren: Monica Dickens
Vom Netzwerk:
jederzeit heiraten, nicht wahr — John saß doch sicher zu Hause. Ich erinnere mich noch, daß sein Vater mich zu einer früheren Hochzeit überreden wollte — wegen irgendeines Blödsinns: Ich glaube, die Großmutter des Jungen wollte nach Schottland fahren, aber ich setzte mich durch.« Als sie lächelte, verschwanden ihre Mundwinkel in den fetten Backen. »Übrigens hat sie John nicht viel Geld hinterlassen und machte damit den guten Sandys einen Strich durch die Rechnung, wenn sie auch ganz gut auskommen können. Heather könnte sich eine Kinderfrau nehmen. Ich mache mir ziemliche Sorgen um sie, weißt du das, Liebling?« Dasselbe sagte sie alle fünf Tage. »Sie ist so unruhig und leicht gereizt. Ich habe mir kürzlich überlegt, ob es nicht vielleicht an ihren Drüsen liegt. Schilddrüse oder so etwas.«
    »Bei der Figur?«
    »Sei nicht komisch, Liebling. Heather ist nicht ein bißchen zu dick. Sie ist gerade richtig so. Ich weiß, du magst lieber die Dünnen. Dabei fällt mir ein, wie geht es Anne?«
    »Ach gut, denke ich. Ich hatte vorgestern einen Brief von ihr, aber sie schreibt so fahrig, daß man gar nicht herausbekommen kann, was sie eigentlich macht.«
    »Mm.« Mrs. North betrachtete ihn, ließ dann ihren starren Blick einige Zentimeter über Olivers Kopf haften und zeichnete in Gedanken Annes nonchalantes Gesicht neben ihn auf das Kopfkissen. »So, jetzt muß ich gehen, sonst wird das Essen kalt. Ich esse seit einigen Tagen keine Suppe, deshalb ließ ich die anderen anfangen.«
    »Keine Suppe? Das ist mir neu.«
    »Manchmal habe ich es satt, immer dicker zu werden. Es liegt in der Familie, du weißt ja.« Die alten Dielen krachten unter ihren davoneilenden Tritten.
    Elisabeth brachte den nächsten Gang. »Mrs. North tranchiert und hat deshalb mich geschickt«, erklärte sie. Er sah sie an, ob sie einen Scherz machen wollte, aber ihr Gesicht war völlig unbewegt. Sie beobachtete ihn, wie er haufenweise Salz auf seinen Teller schaufelte. »Dürfen Sie soviel Salz nehmen?« fragte sie brüsk. »Dr. Trevor sagte, daß eine Neigung zu Ödemen vorliegt.«
    »Ödeme?« sagte Oliver, »wohl in dem Fuß, den sie in dies Paket da eingepackt haben.« Als sie schon halb an der Tür war, versuchte er einzulenken. »Wie ist das Essen? Macht’s Spaß?«
    »Sehr, danke.«
    »Meinen Sie, daß es Ihnen bei uns gefallen wird?«
    »Ja, das glaube ich sicher, vielen Dank.«
    Langsam würde es etwas anstrengend werden, wenn sie nicht mehr aus sich heraus ging. Das Mädel war zugeknöpft wie ein Bein in einer Gamasche. Vielleicht aber auch gehemmt wie jener Bursche in Aldershot, den sie für schrecklich borstig hielten, bis er einmal nach dem fünften Gin gestand, daß ihm jedesmal schwach würde, wenn er ins Kasino mußte. Aber Elisabeth schien zu selbstbewußt, um Hemmungen zu haben.
     
     
     
    Nach dem Gutenachtkuß kam seine Mutter, wie er erwartet hatte, noch einmal im Morgenrock zurück, um ihn nach seiner Meinung über Elisabeth zu fragen. Diesmal war es ein aprikosenfarbener Morgenrock, sehr hübsch, mit Satinaufschlägen, weitem Rock und einer breiten Schärpe. Wenn sie sich vorbeugte, konnte man den teuren, dunklen Spitzenbesatz ihres Nachthemdes sehen. Die Garderobe, die sie vor dem Krieg gekauft hatte, war gut, und das meiste hatte die Kriegsjahre überdauert. Sie trug Handschuhe mit Pompons aus Schwanenpelz, etwas schäbig, weil sie sie immer anzog, wenn sie das Frühstück machte, und ein langer, rosa Tüllschal lag bauschig um ihren Kopf. Sie hatte ihr Haar bereits eingelegt, ehe sie zu ihm kam. »Sie scheint eine wirklich nette Person«, sagte sie wieder und pausierte, als ob sie so halb seinen Widerspruch erwartete. »Meinst du nicht, Liebling?«
    »O ja, sicher. Wird sich schon einarbeiten, denke ich.« Elisabeth hatte wieder ihre weiße Kittelschürze angezogen, als sie mit dem Abwasch fertig war und es ihm bequem machte, ehe sie ihn für die Nacht verließ. Die »Times« lehnte aufgeschlagen gegen sein angewinkeltes Knie; sein Herz schlug gleichmäßig und unaufdringlich, statt — wie früher manchmal — mit drängenden Schlägen, die ihn nach Luft ringen ließen; neben ihm lag griffbereit ein halb angeknabberter Riegel von »ZAZZ, Gesundheits- und Energiespender, hergestellt aus feinster Milchschokolade, Ahornhonig, kondensierter Milch, Hickorynüssen und 1% Dextrose in unserer Muster-Konfiserie in Detroit, Mich.«
    »Ist sie eine gute Pflegerin? Sag mir ehrlich, ist irgend etwas...«
    »Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher