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Zwölf tödliche Gaben 7: Sieben schwimmende Schwäne

Zwölf tödliche Gaben 7: Sieben schwimmende Schwäne

Titel: Zwölf tödliche Gaben 7: Sieben schwimmende Schwäne
Autoren: Stuart MacBride
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befragt hatte, hatte der Mann anfangs vor lauter Heulen kaum ein Wort hervorgebracht.
    »Ob ich allein war? Ich … Ich glaube, ja.« Er schlang die Arme um sich. »Es war die einzige warme Stelle auf der Insel, und ich bin … na ja, ich habe mir vor ein paar Jahren das Sprunggelenk gebrochen, und bei Kälte tut es immer noch weh. Ich wollte mein Buch lesen.«
    »Aber das haben Sie nicht getan?«
    Stirnrunzeln. »Was?«
    »Sie sagten, Sie wollten Ihr Buch lesen. Das impliziert, dass etwas dazwischengekommen ist.«
    »Oh … Nein, nein, das war nur so dahergesagt. Ich habe einen Ruth-Rendell-Krimi gelesen.« Ein flüchtiges Lächeln. »Meine heimliche Leidenschaft.«
    »Okay. Sie waren also allein mit Ruth Rendell. Niemand sonst war in der Nähe. Und was ist dann passiert?«
    »Das habe ich doch alles schon gesagt.«
    »Ich weiß, aber es ist besser, wenn ich es aus erster Hand höre. In Ihren eigenen Worten.« Eine lange Pause trat ein. George trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Möchten Sie vielleicht eine Tasse Tee? Ich kann DC Richardson danach schicken, wenn Sie möchten?«
    Kirkhill sagte keine Wort. Er schüttelte nur den Kopf und ließ einen tiefen, stockenden Seufzer entweichen.
    Die Mädchen amüsieren sich prächtig. Es war einiges an Organisation nötig – nicht viele Menschen besuchen heutzutage die Bellows-Insel –, aber James wusste, dass sie begeistert sein würden.
    Das ist das Schöne daran, wenn man den U15-Schwimmclub trainiert: der Enthusiasmus. In ein paar Jahren werden sie alle mürrische, zynische Teenager sein. Aber im Moment sind sie noch jung genug, um Spaß zu haben, ohne zu viel darüber nachzudenken.
    Nun ja, alle bis auf Sarah. Sie sitzt abseits von den anderen und starrt über den Kings River zur Burg hinüber. Mit schmachtendem Blick.
    Wahrscheinlich denkt sie an ihren Freund.
    Um halb eins ruft James sie alle zusammen. Es ist Zeit für das Picknick. Aus allen Richtungen kommen sie angerannt, lachend, Atemwolken hinter sich herziehend.
    Danielle übernimmt die Rolle der »Mutter«, verteilt die Sandwichs und diese vegetarischen Dinger, während James ein paar Thermosflaschen aufschraubt und Tomatencremesuppe in Styroporbecher gießt. Vom Dampf beschlagen seine Brillengläser.
    Nach dem Essen packen sie alles wieder in den Picknickkorb, und dann geht es zurück in die Boote für die Heimfahrt.
    Sarah ist nicht bei der Sache, sie rudert schlampig. Ihre Fingernägel sind schon fast blutig gekaut. Danielle versucht sie aufzumuntern, aber es hilft nichts.
    Sie sieht James an, verdreht die Augen und zieht eine Grimasse. Ist Sarah nicht albern  …?
    Und dann – ein lauter Schlag, das Boot macht einen Ruck zur Seite. Danielle ist gerade in der Ruderbewegung und hat sich halb aus ihrem Sitz erhoben, als es passiert. Gerade ist sie noch im Boot, im nächsten Moment treibt sie in den dunklen, wirbelnden Fluten.
    Du lieber Gott …
    Eine Sekunde verstreicht, ehe irgendjemand reagieren kann. James hastet gleich zum Dollbord, streckt die Hände nach ihr aus, doch sie ist verschwunden.
    Da, einen Meter vom Boot entfernt – ein blonder Haarschopf, ein wild rudernder Arm, ein schriller Schrei. Er packt Danielles herrenloses Ruder und versucht sie damit zu erreichen.
    Spritzendes Wasser.
    Panik.
    Sarah schreit.
    Danielle taucht wieder auf, hellrotes Blut strömt ihr übers Gesicht, sie prustet, rudert mit Armen und Beinen im kalten Wasser. Und da …

    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, sie war eine exzellente Schwimmerin.« George lehnte sich auf seinem knarrenden Plastikstuhl zurück und sah Kirkhill forschend an.
    »Sie … Wir hatten gerade gegessen. Es war bitterkalt. Der Schock muss furchtbar gewesen sein. Sie bekam wohl keine Luft mehr …«
    »Warum trug sie keine Rettungsweste?«
    »Ich …« Er schüttelt den Kopf und erschaudert. »Ich weiß es nicht, ich dachte, sie hätte sie an, aber es ist alles so schwierig …«
    »Also haben Sie versucht, mit dem Ruder an sie heranzukommen?«
    Sie treibt immer weiter vom Boot weg, wühlt das Wasser ringsum auf, und ihr Kopf sinkt unter die Oberfläche. Um ihn herum kreischen die Mädchen, während er mit dem Fluss um Danielles Leben kämpft.
    Sie ist zu weit weg.
    Er stößt Sarah auf den Boden des Boots, packt beide Riemen und rudert mit aller Kraft, bis seine Muskeln schmerzen und das Holz knarrt. Schneller, du musst schneller rudern.
    Das ist seine einzige Chance. »Fass meine Hand!«
    Sie greift danach, doch ihre Finger
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