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Zwölf tödliche Gaben 2: Zwei Turteltauben

Zwölf tödliche Gaben 2: Zwei Turteltauben

Titel: Zwölf tödliche Gaben 2: Zwei Turteltauben
Autoren: Stuart MacBride
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künstlichen Lilien und der Tisch, auf den sie die Leichen zum Identifizieren legten. Die Angehörigen versammelten sich dann in dem kleinen Raum gegenüber, dann wurde der Vorhang zurückgezogen, sie konnten die Überreste ihres Verstorbenen durch das Sichtfenster sehen, sie weinten ein bisschen … dann sagte jemand »Herzliches Beileid«, worauf der schmerzlich Vermisste hinausgerollt wurde, damit Professor Muir ihn ausnehmen konnte wie einen Fisch. Alles sehr geschmackvoll.
    »Kevin?«
    Das unverkennbare klick-bsssssss , mit dem der AB sich einschaltete, und dann die Stimme vom Band: Kevin, der Comfortably Numb von Pink Floyd sang, nur mit anderem Text, und sie aufforderte, eine Nachricht zu hinterlassen. » Piiiiiiiiep  …«
    »Kevin? Hör zu, ich weiß, ich hab dich warten lassen, aber ich mach’s wieder gut, ja? Ewan legt eine Doppelschicht ein; ich gehöre also die ganze Nacht dir. Sieh zu, dass du Babyöl im Haus hast, ich hab nämlich eine Überraschung für …« Es klackte in der Leitung. »Kevin? Kevin, bist du da?« Und dann dankte ihr eine metallische Stimme für den Anruf, und die Leitung war tot. »Mist.«
    Ob er ausgegangen war? Beleidigt losgezogen, weil sie noch nicht da war? Nein, das würde Kevin ihr nicht antun: nicht, wo sie gerade in der Mittagspause im Naughty Knicker Shop in der Barnston Street vierzig Pfund für ein freches französisches Dienstmädchen-Kostüm hingeblättert hatte. Das wollte er sich bestimmt nicht entgehen lassen.
    Sie steckte das Handy wieder ein, zupfte ihre Unterwäsche zurecht und blickte auf. Fast hätte sie sich in die Hose gemacht. Da stand ein Mann auf der anderen Seite des Sichtfensters und starrte zu ihr herein …
    Herrgott noch mal – es war Ewan, der das Gesicht an die Scheibe drückte und sie lüstern beäugte. Sie schlug mit der flachen Hand auf die Scheibe, und er zuckte zurück. »Du hast mich zu Tode erschreckt!«
    Er trug eine gelbe Warnweste über seiner Polizeiuniform, und auf seiner Schirmmütze glitzerten Regentropfen. Sah gar nicht mal so übel aus – wie ein etwas untergewichtiger George Clooney. Na ja, eher wie eine Mischung aus George Clooney und John Cleese. Er grinste wie ein Idiot und formte mit den Lippen irgendwelche Schweinereien hinter der Scheibe, obwohl er wusste, dass der Raum schalldicht war.
    Sie marschierte zurück in den Sektionssaal.
    DI »Stinky« McClain – ein kleiner, stark behaarter Mann mit einem Gesicht wie ein gebrauchtes Kondom – stand mit dem Rücken zu den Kühlschubladen und erzählte Professor Muir einen Witz. »Da zieht die Sprechstundenhilfe ihren Slip hoch und sagt: ›Das hat es noch nie gemacht!‹« Er lachte, dass seine Lefzen beben. »›Das hat es noch nie gemacht.‹ Verstehen Sie?« Dann winkte er einem hochgewachsenen alten Mann mit ernsthafter Miene zu – ein Mitarbeiter des örtlichen Bestattungsinstituts. »Kommen Sie, Unwin, ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Mr Unwin zog eine Braue hoch, während er einen Stahlsarg von der Laderampe heranrollte. »Geduld ist eine Tugend, Inspector. Die Toten lassen sich nicht hetzen.« Mit einem glänzenden schwarzen Schuh betätigte er die Bremse der Rollbahre und ging wieder hinaus, um die zweite Leiche zu holen.
    Das musste ihr Doppelselbstmord sein.
    Sandra folgte dem alten Bestatter hinaus auf den Flur.
    Ewan lehnte an der Wand und wartete auf sie. Er packte sie und drückte ihr einen dicken feuchten Kuss auf die Lippen. »Was tust du denn noch hier? Ich dachte, du bist schon zu Hause bei Emma?«, fragte er.
    Sandras Gesicht wurde ganz heiß. Sie löste sich aus der Umklammerung. »Mum passt auf sie auf. Ich wäre ja schon zu Hause, wenn ihr mir nicht mit euren blöden Selbstmorden dazwischengekommen wärt.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Tja, ist nun mal Weihnachten. Hör zu, ich hab mir gedacht …« Er trat auf sie zu und umfasste ihre Pobacken mit beiden Händen. »Wenn du die nächste Viertelstunde nichts zu tun hast, könnten wir uns vielleicht ein ruhiges Eckchen suchen und …«
    »Kommt überhaupt nicht infrage! Du geiler Bock …« Sie wich zurück. »Bloß weil deine Gonaden mal wieder verrückt spielen …«
    Mr Unwin kam zurück und schob die Rollbahre mit quietschenden Rädern in den Sektionssaal.
    »Also, ich muss jetzt weitermachen, okay? Je eher wir uns diese beiden vornehmen, desto früher bin ich zu Hause.«
    Ein neckisches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. »Vielleicht, wenn ich heimkomme …?« Ein
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